Aus den Feuilletons

Künstlerische Energie und Impulse

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Der FDP-Politiker und ehemalige Bundesaußenminister Gerhart Baum
Künstler müssen geschützt werden, weil man auf deren Impulse gerade jetzt nicht verzichten könne, mahnt FDP-Politiker Gerhart Baum. © dpa / picture alliance / Georg Wendt
Von Klaus Pokatzky · 16.04.2020
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FDP-Urgestein Gerhart Baum erinnert im Berliner "Tagesspiegel" an die Stellung der Kunst im Grundgesetz - und ruft Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, freischaffenden Künstlern besser durch die Krise zu helfen.
"Das Virus trifft uns alle hart, aber wir sollten darüber den Kopf nicht verlieren." Das ruft uns die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zu – und daran werden wir uns hier halten.
"Kunst ist im Grundgesetz privilegiert", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL. "Der Staat hat sich inhaltlich nicht einzumischen. Im Kulturstaat Deutschland hat er sie zu schützen und zu fördern", schreibt der FDP-Politiker und einstige Bundesinnenminister Gerhart Baum.
"Man kann auf die Energie und die Impulse von Künstlern gerade jetzt nicht verzichten und man muss Vorsorge treffen, damit sie nicht in ihrer Existenz gefährdet oder gar vernichtet werden."

Ein Hilfsprogramm, das nur Betriebskosten deckt

Aber gibt es da nicht das große Hilfsprogramm der Bundesregierung für Selbständige, das auch Künstlern die schlimmsten Folgen von Corona mildern soll – was in den letzten Wochen natürlich immer wieder ein Thema in den Feuilletons war?
"Es stimmt einfach nicht, dass das Soforthilfeprogramm des Bundes von 50 Milliarden Euro auch eine Hilfe für individuelle Künstler enthält", meint Gerhart Baum in seinem "Aufruf an die Kanzlerin, freischaffenden Künstlern zu helfen":
"Hier werden Betriebskosten abgedeckt, nicht mehr. Es war ein Versäumnis, die Soforthilfe für Künstler in diesem Programm nicht zu verankern."
Hoffen wir, dass sich daran etwas ändert. Und wie optimistisch können uns da die nun verkündeten Lockerungen der Anti-Corona-Regeln stimmen, wenn es um die Kultur geht?
"Noch hält die Kultur den Atem an. Aber die Frist, die ihr bis zum Erstickungstod bleibt, läuft rasend schnell ab", steht mehr als ernüchternd in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
"Ein Kleiderkaufhaus darf Hemden, Hosen und Jacken auf achthundert Quadratmetern feilbieten, eine Ausstellung auf derselben Fläche ist verboten", kritisiert Andreas Kilb. "Supermärkte dürfen ihre Kunden mit oder ohne Schutzmasken empfangen, Theater selbst mit Maskenpflicht und Sicherheitsabstand – etwa indem nur jeder zweite Sitzplatz verkauft und auf der Bühne entsprechend agiert wird – keine Vorstellungen zeigen."
Was hatte die NEUE ZÜRCHER uns empfohlen? "Das Virus trifft uns alle hart, aber wir sollten darüber den Kopf nicht verlieren." Manchmal ist das wirklich nicht leicht.

Die Krise müsste global koordiniert werden

"Nicht das Virus ist die größte Gefahr, sondern wir Menschen", heißt es in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. "Was mich vielmehr beunruhigt, ist die Uneinigkeit der Welt, und dass die Krise nicht global koordiniert wird. Die Staaten sollten sich gegenseitig helfen, anstatt Opfer zu ächten und Schutzmasken zu bunkern."
Das sagt der israelische Historiker Yuval Noah Harari – und sieht in der Corona-Krise "mit Sicherheit keine existenzielle Bedrohung für die Menschheit". Denn: "Menschen haben in der Vergangenheit schlimmere Pandemien überlebt wie zum Beispiel die Pest im 14. Jahrhundert und die spanische Grippe 1918. Auch Aids war im Anfangsstadium weitaus tödlicher als das Coronavirus jetzt. Wer in den Achtzigerjahren HIV-positiv getestet wurde, war zum Tode verurteilt. Wer jetzt mit dem Coronavirus infiziert ist, selbst ältere Personen, hat eine relativ gute Chance, das zu überleben."
Da soll unser Schlusswort dann aus der NEUEN ZÜRCHER stammen, die uns ja rät, dass wir den Kopf nicht verlieren.
"Von uns hängt es ab, wie die Zukunft aussieht", ermuntert uns Xenia Tchoumi. "Wir sollten unseren Geist zwingen, zu akzeptieren, was nun mal geschieht – und wir sollten trotzdem nicht einfach alles schlucken, wenn wir weiterhin frei leben wollen."
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