Aus den Feuilletons

Können deutsche Behörden besonders komplex denken?

Ein Mann schreibt das Wort Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz auf eine Tafel.
Ein Mann schreibt das Wort Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz auf eine Tafel. © dpa/ picture-alliance/ Britta Pedersen
Von Gregor Sander · 26.05.2016
Je schwieriger der Sachverhalt, desto länger die Wörter, mit denen er ausgedrückt wird. Das haben amerikanische Forscher festgestellt. Die "Welt" interpretiert das als Lob für deutsche Behörden.
"Wer ist ein Verfassungsfeind?"
wird in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG gefragt. Und während man noch denkt: "Ist das nicht dieser Böhmermann?" geht es in der SZ eher um Parteien wie die AfD und man geht streng juristisch vor:
"Nach dem Grundgesetz sind Parteien nur dann verfassungswidrig, wenn sie sich gegen den Kern dessen richten, was die Verfassung selbst in Artikel 79 für unabänderlich erklärt, nämlich gegen elementare Standards der Menschenwürde und der demokratischen Gleichheit."
Das klingt natürlich sehr nüchtern, aber der Autor Florian Meinel ist auch wissenschaftlicher Mitarbeiter für Öffentliches Recht an der Berliner Humboldt-Universität und somit ein Fachmann, der im Grundgesetz noch ein zweites Merkmal von Verfassungsfeinden ausgemacht hat:
"Wer politische Grundrechte zum Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung missbraucht, dem können sie förmlich aberkannt werden."
So ein Verfahren sei aber noch nie praktiziert worden, betont Meinel in der SZ und bittet darum mit dem Begriff Verfassungsfeind etwas vorsichtiger umzugehen. Auch wenn es hin und wieder schwer fällt. Aber, so der Experte:
"Wer überall die Verfassung bedroht sieht, betreibt am Ende unweigerlich jene diffuse Identitätspolitik, die er den anderen vorhält. So aber wird dem neuen Primitivismus der Volksdemokraten ganz sicher nicht beizukommen sein."

Zusammenhang zwischen Wortlänge und Sachverhalt?

Über uns Deutsche wird ja in der Welt viel gelacht. Über unseren Mut Sandalen und Socken zu kombinieren, unseren Hang zu Wurst in allen Lebenslagen und unsere Liebe zu langen Wörtern. So berichtet Matthias Heine in der Tageszeitung DIE WELT:
"Vor ein paar Jahren berichtete die gesamte angelsächsische Presse darüber, dass Germany sein 'longest word' angeblich abgeschafft habe. Damals war Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz aus dem Verordnungsblatt gestrichen worden."
Doch amerikanische Wissenschaftler haben, laut Heine, nun Unglaubliches festgestellt:
"Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Länge von Wörtern und der Komplexität der Sachverhalte, die man ausdrücken möchte. Zumindest haben experimentelle Studien der beiden Wissenschaftler ergeben, dass die Nutzer von 80 Sprachen offenbar davon ausgehen, Kompliziertes lasse sich besser mit langen Wörtern sagen."
Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz beweist also nur, wie komplex in unseren Behörden gedacht wird oder wurde, weil offensichtlich ist das schöne Wort ja abgeschafft worden.

Ein Roboter sorgt in Stanford für Sicherheit

Durchgeführt wurde die Studie übrigens an der Universität Stanford. Und in deren Nachbarschaft gibt es laut der TAZ einen neuen ganz besonderen Mitarbeiter:
"Ein Meter fünfzig groß und eiförmig ist der neue Wachmann des Stanford-Einkaufszentrums im kalifornischen Palo Alto. Dort sorgt der Sicherheitsroboter namens K5 für Recht und Ordnung."
Klingt niedlich und so sieht der Roboter auch aus, ein bisschen wie der legendäre R2D2 aus Starwars. Jana Lapper gruselt sich allerdings in der TAZ vor dem Können von K5:
"Seine Software kann 300 Nummernschilder pro Minute scannen und mittels einer schwarzen Liste Personen mit Hausverbot ausfindig machen. Mikrofone können Stimmen oder Geräusche wie zerbrechendes Glas erkennen – und dann Alarm schlagen. Auch sensible HD-Infrarotkameras gehören zu seiner Ausstattung."
Dass der Roboter auch Smartphones orten kann, verwundert da dann schon nicht mehr. Wie gefährlich dieser Angestellte wirklich ist, muss man sich wohl vorstellen. Im Gegensatz zu diesem Diener:
"Immer wenn Peter Sellers als verträumter Inspektor Clouseau in den Pink Panther-Filmen von Blake Edwards nach Hause kam, stürzte sich aus dem Dunkel mit schrecklichem Gebrülle und Martial- Art-Gebaren sein Diener Cato auf ihn– um ihn fit zu halten gegen gemeine Attacken, die der Beruf halt mit sich brachte."
Bourt Kwouk, der den Cato spielte, ist nun 85jährig gestorben und die SZ verneigt sich vor dem britischen Schauspieler mit den Worten:
"Wohl dem, der einen so treuen Diener hat. . ."
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