Aus den Feuilletons

Kein Platz für die Bilder des Attentäters

04:22 Minuten
Zwischen Blumen liegt am 17.3.2019 in Christchurch ein Zettel auf dem "So Sorry" steht.
Die Berichterstattung über die Terrorattacke auf Moscheen in Neuseeland wurde am Wochenende heftig diskutiert, lesen wir im Berliner "Tagesspiegel". © imago / Xinhua / Guo Lei
Von Klaus Pokatzky · 17.03.2019
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Manche Medien zeigten Ausschnitte aus dem Täter-Live-Mitschnitt der Terrorattacke in Christchurch, manche verzichteten darauf: So erklärte die "Hamburger Morgenpost" ihren Lesern, dafür ganz bewusst keinen Platz bereitstellen zu wollen.
"Der mediale Umgang mit der auf Facebook live übertragenen Terrorattacke auf Moscheen in Neuseeland wurde am Wochenende heftig diskutiert", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL zu einem besonders widerwärtigen Aspekt des Massenmords in Christchurch.
"Die ‚Bild‘-Zeitung brachte – neben der Fotostrecke in der Printausgabe – Teile aus dem Video des Attentäters auf seiner Homepage", schreibt Markus Ehrenberg. "Die ‚Hamburger Morgenpost‘ indes folgte der Devise ‚Keine Bilder für den Christchurch-Attentäter‘ und verzichtete im Gedruckten auf Bilder von der Tat." Und zwar mit der Schlagzeile: "Der Massenmörder von Christchurch filmte sich bei seiner monströsen Tat, damit diese Bilder um die Welt gehen. Von uns bekommt er dafür keinen Platz." Dem ist nichts hinzuzufügen.

Digitale Einsamkeit

"Der Mensch ist ein soziales Wesen, das sich zunehmend isoliert", beklagt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG – und jetzt bleibt es digital. "Teenager machen sich permanent Sorgen über ihre Follower-Zahl", wird Gabby Frost zitiert: "Es schadet ihrer geistigen Gesundheit."
Die 21-Jährige ist, so die SÜDDEUTSCHE, "seit Jahren in der Jugend-Suizidprävention" tätig und hat teilgenommen am Digitalfestival "South by Southwest" im texanischen Austin. Ein Schwerpunkt dort: die digitale Einsamkeit.
Eine "Studie kam jüngst zu dem Ergebnis, dass die Nutzung digitaler Technologien wirklich einen negativen Effekt auf das geistige Wohlbefinden Jugendlicher hat. Doch das galt fast im gleichen Maße für den regelmäßigen Verzehr von Kartoffeln", schreibt Johannes Kuhn:
"Die negativsten Konsequenzen folgten schlicht aus der Eigenschaft, Brillenträger zu sein." Entwarnung also? Rothaarige und Linkshänder hatten es früher auch nicht leicht.

Rollenbilder über Generationen hinweg

"Mein Papa erzählt oft: ‚Deine Oma war auch immer Hausfrau.‘ Da merkt man dann die Unterschiede zwischen den Generationen." Das sagt in einem langen Interview der Tageszeitung TAZ die 17-jährige Lara: Schülerin "an einem Gymnasium im Sauerland".
Mehr verrät die TAZ nicht über sie und einige Mitschülerinnen und Mitschüler, die sich zu zeitgemäßen Rollenbildern von Jugendlichen äußern. "Warum gibt es eigentlich über Frauen komische Sprüche, aber über Männer nicht?", fragt Henrike und hat ein Beispiel:
"Es gibt schon Leute, die so was sagen wie ‚Frauen gehören an den Herd‘. Das nimmt man aber nicht ernst, eher so als blöden Witz. Wenn das ernst gemeint wäre, würde ich mich schon fragen, was bei denen schief ist." Kluge Jugend heutzutage. Die Zeiten waren mal ganz anders – in den 50er-Jahren etwa.

Zum 80. Geburtstag von Peter Kraus

"Wer damals Jeans trug, trägt sie heute noch, wer sich damals in Leder lässig fühlte, kommt heute nicht in Samt", lesen wir im TAGESSPIEGEL zu einem Jubilar: Einem "Helden des musikalischen Aufbruchs" in den alten Spießerzeiten, als Schüler in Lederjacke und Jeans durchs Abitur fielen und Linkshänder von ihren Lehrern gezwungen wurden, mit der rechten Hand zu schreiben. Der Rocksänger Peter Kraus wird 80.
"Geboren in München und aufgewachsen in Salzburg als Sohn eines Schauspielers, Kabarettisten und Sängers, war Peter Kraus ab 1954 in Filmen wie ‚Das fliegende Klassenzimmer‘, ‚Die Frühreifen‘ oder ‚Immer die Radfahrer‘ aufgetreten", gratuliert Elisabeth Binder unserem Geburtstagskind, von dem die Schüler von sauerländischen Gymnasien bedauerlicherweise noch nie gehört haben dürften.
"Danach kamen die musikalischen Erfolge. Der Schluckaufgesang wurde zu seinem Markenzeichen, sein Rock’n’Roll klang eher mild als wirklich wild. ‚Sugar Baby‘, ‚Schwarze Rose Rosemarie‘, ‚Vabene‘ und ‚Sweetie‘ gehören zu seinen Klassikern." Glückwunsch!
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