Aus den Feuilletons

Irland als hipper Vorreiter

Die Befürworter einer gleichgeschlechtlichen Ehe, wie hier Monnine Griffith (l.) und Clodagh Robinson feiern das Abstimmungsergebnis.
Die Befürworter einer gleichgeschlechtlichen Ehe, wie hier Monnine Griffith (l.) und Clodagh Robinson, feiern das Abstimmungsergebnis. © picture alliance/dpa/Aidan Crawley
Von Adelheid Wedel · 26.05.2015
Das Referendum zur Homo-Ehe in Irland hat eine europaweite Debatte über Gleichberechtigung ausgelöst, meint die "Taz". Die "Süddeutsche" schreibt sogar von einer "kulturellen Revolution".
"Im hippen Berlin reibt man sich die Augen",schreibt Ines Kappert in der Tageszeitung TAZ.
"Ausgerechnet das urkatholische Irland zeigt, wie es geht mit der Gleichberechtigung. Das dortige Referendum zur Homo-Ehe hat eine Debatte in Europa ausgelöst."
Nun fällt auf:
"CDU/CSU lassen uns ordentlich alt aussehen – und auch reaktionär."
Die Union nämlich will keine Ehe für alle und konnte sich mit dem Beharren auf dem Sonderstatus für Heteropaare bislang durchsetzen. Da wirkt der Ausgang des Referendums in Irland wie ein frischer Wind, oder wie Kappert kommentiert:
"Die neue Debatte über die Ehe für alle, also dafür, dass gleichgeschlechtliche Paare keine Einschränkungen ihrer partnerschaftlichen Rechte hinnehmen müssen, ist ein schönes Beispiel für eine echte europäische Öffentlichkeit."
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG nimmt Andreas Platthaus in seinen Artikel zum Irland-Referendum den Begriff "kulturelle Revolution" auf.
"Vor 50 Jahren war das europäische Gesellschaftsmodell noch felsenfest auf der traditionellen Familie gegründet, seinerzeit galt Homosexualität generell als Abweichung."
Mit dem an diesem Mittwoch vorgestellten Gesetzentwurf von Justizminister Maas wird in Deutschland ein weiterer Schritt zur Gleichstellung der sogenannten Lebenspartnerschaft mit der Ehe vorbereitet. Künftig wird es weniger erstaunen, wenn "tote Männer Witwer und tote Frauen Witwen hinterlassen".
Georgien als Gastland bei der Frankfurter Buchmesse
Ziemlich martialisch die Überschrift in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Die Amazonen von Tiflis brechen zum Westflug auf."
Ina Hartwig gibt damitihre Emotionen wieder:Sie findet es"aufregend und bewegend, den Georgiern dabei zuzusehen, wie sie sich auf den Gastland-Auftritt zur Frankfurter Buchmesse 2018 vorbereiten". Gelegenheit dazu hatte sie bei einer Reise auf Einladung des georgischen Kulturministerium an deutsche Verleger, Lektoren und Journalisten. Vom Kulturminister erfahren die Gäste, es bereite ihm Sorgen, dass überall im Land ausgebildete Leute fehlen. (Die im Ausland lebenden jungen Georgier, die zum Studium das Land verlassen haben, versucht man durch Jobgarantie zur Rückkehr zu bewegen.)
"Mehr als eine Million Georgier halten sich derzeit außer Landes auf, bei einer Einwohnerzahl von noch verbleibenden gut viereinhalb Millionen."
Die Reportage von Ina Hartwig macht deutlich:
"Die Eindrücke vom Land fügen sich allmählich zum Bild einer Dreiklassengesellschaft: Oben die Minister und Direktoren, darunter das große Heer der Frauen, das dafür sorgt, dass alles läuft, und darunter die verlorenen Männer."
Die meisten von ihnen seien traumatisiert aus den Kriegen zurückgekehrt, berichten die Mitarbeiterinnen des Buchzentrums, das den georgischen Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse vorbereitet. "Das Gastland Georgien wird überraschen",davon ist die Autorin in der S.Z. überzeugt.
Alte Seilschaften im Osten
Auch Franziska Augstein war im Osten unterwegs, sie berichtet in der FAZ in einer Reportage über die Ukraine und die vielen Probleme, denen sich das Land gegenüber sieht:
"Im Herbst stehen dort Kommunalwahlen an. Ob die neuen Parteien gegen die alten Seilschaften Chancen haben, bezweifeln viele."
Die Überschrift über ihrem Artikel gleicht einer Aufforderung:
"Gegen Oligarchen hilft keine Sofagemütlichkeit."
Auskunft erhält sie vom Vorsitzenden der ukrainischen Nichtregierungsorganisation "National Defence Foundation", Pavlo Khazan. Auf dem Weg zu einer besseren Zukunft gäbe es vor allem ein Hindernis:
"Die meisten Ministerien sind traditionell vor allem mit dem Selbsterhalt und der Bewahrung von Bürokratie beschäftigt."
Honorar für Nichtgesendetes?
Um den Selbsterhalt von Thomas Gottschalk müsse sich sein deutsches Publikum keine Sorgen machen, erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Hier wird ein Fall aufgegriffen, der Klärung verlangt. Doch die Beteiligten schweigen. Und so muss vorerst als Frage stehen bleiben:
"Hat die gebührenfinanzierte ARD Gottschalk für Luftnummern, hat sie nach 70 Folgen und Absetzung der Sendung das Honorar für alle 144 gezahlt? 4,6 Millionen Euro insgesamt?"
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