Aus den Feuilletons

Homo, hetero und was Facebook-Nutzer noch so sind

Der Facebook-Schriftzug unter einer Lupe.
Facebook-Nutzer können ihr Geschlecht auf den englischsprachigen Seiten aus einem Katalog von 60 Sex-Varianten wählen. © picture alliance / dpa / Weng Lei
Von Klaus Pokatzky · 04.09.2014
Bin ich androgyn oder bigender? Facebook-Nutzer sollten darauf eine Antwort haben, lesen wir in "SZ" und "TAZ". Auch die "FAZ" beschäftigt sich mit dem digitalen Leben - und versucht sich mit einem Erziehungstipp.
"Ja, der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist auch mein ganz
persönliches Problem."
Das ruftAndrej Kurkow aus.
"Im Unterschied zu den echten Russen aus Russland brauche ich keinen Zaren",
meint der Schriftsteller, der 1961 in St. Petersburg geboren wurde und seit seiner Kindheit im ukrainischen Kiew lebt.
"Das Vertrauen muss gegenseitig sein, sonst wird das nichts",
schreibt er in der BERLINER ZEITUNG und Russlands Präsidenten Wladimir Putin ins Stammbuch.
"Damit so etwas wie Vertrauen überhaupt existieren kann, bedarf es zweier Seiten: derjenigen, der man vertraut, und der, die das Vertrauen entgegenbringt."
Wenn sich nun die Nato-Mitgliedsstaaten in Wales treffen, wird gefragt, welche Absprachen es zwischen dem Militärbündnis und Russland gibt, was neue Mitglieder in Osteuropa angeht.
"Nirgendwo wurde kodifiziert, dass die Nato keine neuen Mitglieder würde aufnehmen dürfen",
lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
"Hingegen unterschrieb Russland im Herbst 1990 die Schlussfolgerung der Pariser Konferenz, in der die KSZE-Staaten jedem Land das Recht zubilligten, seine Bündniszugehörigkeit frei wählen zu können",
schreibt Stefan Kornelius.
"Außerdem verzichteten die Staaten auf die Anwendung von Gewalt untereinander und versicherten sich, dass ihre Territorien unverletzlich seien."
Zu Absprachen gehört Vertrauen – und dazu hat der Literat Andrej Kurkow in der BERLINER ZEITUNG alles geschrieben:
"Am liebsten vertraue ich meinen Kindern."
Das sollten Sie unbedingt, gerade jetzt.
"Für viele Eltern steht in den nächsten Tagen eine schwierige Entscheidung bevor",
mahnt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
"Sollen sie ihrem Kind zum Wechsel auf die weiterführende Schule ein Smartphone schenken?"
In manchen Familien, wo schon Sechsjährige mit einem kleinen Digitalgerät herumlaufen, mag verwundern, dass erst Zehnjährige so etwas geschenkt bekommen.
"Die meisten Eltern werden klare Regeln für den Gebrauch des Geräts festlegen",
hofft Uwe Ebbinghaus.
"Wenn Sie beschlossen haben, das Gerät Ihres Kindes so datensicher wie irgend möglich einzustellen, wird bei der Frage: 'Wie genau geht das eigentlich?' langsam das Grauen in Ihnen aufsteigen. Nach ersten Recherchen wird schnell klar: Ohne Vertrauen läuft nichts."
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, soll ja schon der alte Revoluzzer Wladimir Iljitsch Uljanow, alias Lenin gesagt haben – als die russischen Zaren noch aus dem Hause Romanow und nicht aus dem Hause Putin stammten.
"Warum gibt es eigentlich keinen wirksamen Kinderdatenschutz in Deutschland? Warum werden Kinder, nur weil ihr Alter aus technischen Gründen im Netz nicht so leicht nachgeprüft werden kann wie beim Alkohol- oder Zigarettenkauf, rechtlichen Grauzonen überlassen?",
fragt Uwe Ebbinghaus in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN:
"Die Gesetzeslage ist unscharf, und Reformbemühungen liegen auf Halde."
Eltern möchte man heute wirklich nicht sein.
"1,32 Milliarden Nutzer informieren sich weltweit regelmäßig auf oder durch Facebook",
erfahren wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
"Seit Februar schon können diejenigen, die Facebook auf Englisch verwenden, als Geschlecht eine paar mehr als die bekannten Möglichkeiten auswählen."
Und das geht nun auch im deutschen Gesichterbuch.
"1. androgyner Mensch 2. androgyn 3. bigender 4. weiblich 5. Frau zu Mann (FzM) 6. gender variabel",
zählt die Tageszeitung TAZ die ersten von insgesamt 60 Varianten auf, wie nun das eigene Geschlecht im digitalen Hort beschrieben werden kann.
"Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) beriet Facebook",
klärt uns Paul Wrusch auf.
"Worte, die hier fallen, sickern in den Sprachgebrauch ein",
erinnert in der SÜDDEUTSCHEN Johannes Boie an die verbale Wirkmacht der sozialen und asozialen Netzwerke.
"Gut möglich, dass dies auch mit der Liste an Geschlechtern gelingt."
Und wann kommt eine solche Liste auf Russisch?