Aus den Feuilletons

Hölderlin geht in die Verlängerung

04:21 Minuten
Portrait von Friedrich Hölderlin
Für 2020 waren ursprünglich 700 Veranstaltungen anlässlich des 250. Geburtstages des Dichters Friedrich Hölderlin geplant. © picture alliance/dpa/akg/Schiller-Nationalmuseum/Franz Carl Hiemer
Klaus Pokatzky · 11.09.2020
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Corona hat das Jubiläum zum 250. Geburtstag Friedrich Hölderlins ordentlich vermiest. Nun wird das Festjahr einfach bis Juni 2021 verlängert, schreibt die "SZ". Und in der "taz" wird der leeren Innenstadt während des Lockdowns hinterhergetrauert.
"Als Mensch bin ich fröhlich." Der Kulturpressebeschauer auch. "Ich liebe das Leben, genieße es", sagt der polnische Schriftsteller Szczepan Twardoch in der Tageszeitung DIE WELT. "Wenn ich schreibe, komme ich auf diesen dunklen Pfad: Das Leben hat keine Bedeutung, wir sind wie Funken." Da hilft die Kulturpresseschau. Hier hat alles Bedeutung.
"Wie verlängert man ein Jahr?", fragt die Tageszeitung DIE WELT. "Ganz einfach, man lässt es länger dauern. In der Poesie geht so was." Und ganz besonders geht so was, wenn der Poet einen funkelnden Namen trägt.
"Weil die Corona-Pandemie das Jubiläum zum 250. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin stark beeinträchtigt hat, wird das Festjahr nun verlängert", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. "Bis Juni 2021 sollen viele Veranstaltungen nachgeholt werden, teilte das Deutsche Literaturarchiv am Freitag in Marbach mit." Die Kultur ist eben einfallsreich. Und die Kultur ist echt spendabel.

Unesco-Förderung in afrikanischen Ländern

"Mit 500 000 Euro fördert die Deutsche Unesco-Kommission 22 Unesco-Stätten in 19 afrikanischen Ländern", heißt es ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN über ein Sonderprogramm zur "Bewältigung der Corona-Pandemie". Denn: "Viele Stätten sind derzeit nicht oder nur eingeschränkt geöffnet." Im Durchschnitt bekommt jede der afrikanischen Welterbestätten oder Biosphärenreservate damit fast 22 800 Euro. Das ist wirklich großzügig.

"Irgendwie alles albern, aber weil es alle seltsam finden, können wir uns ins Lachen retten", steht in der Tageszeitung TAZ: aber nicht zu den Unesco-Hilfen – sondern zu dem, was Corona uns an neuen Umgangsformen beschert hat. "Es ist komisch, Menschen zu begegnen, sich einfach doch mal in den Arm zu nehmen, weil man es so lange nicht mehr getan hat", schildert Elke Eckert ihre Erfahrungen. "Dann vielleicht doch lieber ein bisschen spöttisch sich mit gefalteten Händen verneigen, gar mit dem Ellenbogen sich stupsen?"

Ein Lob auf die leere Innenstadt

Die TAZ lässt sich in mehreren Beiträgen den Alltag in Pandemiezeiten schildern – da erscheint die "Berliner Lockdownzeit wie das Paradies", so Ulrich Gutmair: "Es waren sonntags fast keine Autos gefahren, ich hatte Radtouren durch die Stadt gemacht. Es schien wie eine Reprise auf die Zeit kurz nach dem Mauerfall. Ich fuhr nachts durch leere Straßen, und das fühlte sich nicht apokalyptisch an, sondern utopisch. Das erhabene Gefühl, die Welt gehöre einem allein, stellte sich ein, so ähnlich, wie nachts zu schreiben und zu sehen, dass nirgends mehr Licht brennt."
Dirk Knipphals hingegen möchte die Welt doch lieber mit anderen teilen. "Wann werden wir uns einmal wieder ausgelassen und entspannt begegnen?", fragt er. Und für Sophia Zessnik "bringt eine Ausnahmesituation wohl vor allem eines in den Menschen hervor: das Dümmste". Das passt zu einem Interview in der TAZ.

Historiker Timothy Snyder über Trump im Wahlkampf

"Sein Umgang mit der Pandemie hat seine Popularität sicherlich geschwächt", heißt es darin zum amerikanischen Präsidenten. "Auf der anderen Seite kann Trump all den Ärger und die Emotionen nutzen, die in der Pandemie aufsteigen, um an der Macht zu bleiben", sagt der Historiker Timothy Snyder.
"Er weiß, dass er die Wahl im November nicht auf normale Weise gewinnen wird. Er versucht nun, all die Emotionen zu kanalisieren, die seine eigene desaströse Politik erzeugt hat, und zwar gegen andere Menschen. Er hat ein gewisses Maß an Erfolg damit. Ich glaube nicht, dass er sich am Ende durchsetzen wird." Sonst wird das wirklich wahr, was Dirk Knipphals in der TAZ zu Corona schreibt: "Der nächste Winter wird hart."
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