Aus den Feuilletons

Gedenken an Verlegerin Monika Schoeller

04:20 Minuten
Die Verlegerin Monika Schoeller lacht in die Kamera.
Monika Schoeller war seit 1974 Verlegerin des S. Fischer Verlags in Frankfurt am Main. © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
Von Hans von Trotha  · 21.10.2019
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Die Verlegerin Monika Schoeller ist gestorben. Sie wurde 80 Jahre alt. Schoeller war Gesellschafterin der Holtzbrinck Group und Verlegerin der S. Fischer Verlage. Sie fiel mit ihrer Zurückhaltung in der Öffentlichkeit auf, schreibt die "Süddeutsche".
"Ich muss mir meine Reserven erhalten. Und ab und zu muss ich in die Wüste gehen, um mich zu erholen." Das hat die Verlegerin Monika Schoeller einmal gesagt, angesprochen auf ihre auffallende Zurückhaltung in der Öffentlichkeit. Christoph Schröder zitiert den Satz in seinem Nachruf auf die große alte Dame des deutschen Verlagswesens in der SÜDDEUTSCHEN.
Peter Sillem, langjähriger Programmgeschäftsführer in Schoellers S. Fischer Verlag, nennt ihre Ägide bei Fischer "ein erfolgreiches matriarchales Gegenmodell in der traditionell eher patriarchalisch geprägten Verlagswelt". In der FAZ erinnert er außerdem an das vielleicht treffendste und schönste Zitat über Monika Schoeller, geprägt vor zehn Jahren zu deren 70. Geburtstag von Silvia Bovenschen: "Ehre durch Ruhmvermeidung".
Bereits vergangenen Donnerstag ist Monika Schoeller gestorben. Erst jetzt wird die Nachricht bekannt, wo sie die Buchmesse nicht verstört – noch im Tod zurückhaltend und nobel, ist man fast versucht zu sagen.

Coppola über Superheldenfilme

Wenig nobel und schon gar nicht zurückhaltend ist, was Francis Ford Coppola über Superheldenfilme zu sagen hat. Er zitiert den Kollegen Scorsese, "der kürzlich gesagt hatte, Comic-Filme hätten mehr mit Freizeitparks als mit Kino zu tun: 'Das hat Martin noch höflich ausgedrückt'", meint Ford Coppola. "Ich weiß nicht, was jemand davon haben sollte, sich denselben Film immer und immer wieder anzuschauen."
Die SÜDDEUTSCHE weist darauf hin, dass sich "allein in der Top Ten der erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2019 vier Comic-Verfilmungen" befinden, und zitiert Regisseur James Gunn, "der mit den Guardians of the Galaxy-Filmen bei Marvel sehr lukrativ im Geschäft ist, mit dem Satz: "Einige unserer Urgroßväter dachten dasselbe von Western und glaubten, dass die Filme von John Ford, Sam Peckinpah und Sergio Leone alle genau gleich waren."
Ford Coppolas Marvel & Co. Bashing steht ausgerechnet in dem SÜDDEUTSCHE-Feuilleton, das einen Text dokumentiert, in dem Art Spiegelman, eine als Vorwort gedachte Geschichte des Comics bis in die Kinos unserer Tage erzählt. Der Text hat im Sommer Aufsehen erregt, weil Spiegelman in wegen eines Seitenhiebs auf Donald Trump zurückziehen musste, den er mit dem Superschurken Red Skull in Verbindung bringt:
"As ich gebeten wurde, eine relativ nichtssagende Referenz auf einen Orange Skull zu entfernen, wurde mir klar, dass es möglicherweise unverantwortlich gewesen war, spielerisch mit der existenziellen Bedrohung umzugehen, in der wir heute leben, und so zog ich mein Vorwort zurück."

Gefahr des spielerischen Umgangs mit Worten

Wie gefährlich der spielerische Umgang mit Worten in unserer Zeit sein kann, ist auch die Quintessenz von Claudia Mäders einigermaßen wütender Tirade gegen eine allzumenschelnde metaphorische Indienstnahme der Natur in der NZZ. "Nein, die Natur schlägt nicht zurück", schleudert Mäder uns entgegen. "Die Natur hat dem Menschen nichts zu sagen, sie will ihn weder bestrafen noch beglücken – und verdient trotzdem seinen Respekt."
Mäder zitiert eine Rede, die António Guterres "in gravitätischer Manier am Uno- Klimagipfel hielt. 'Ladies and gentlemen, nature is angry', verkündete der Generalsekretär der Vereinten Nationen in New York." Kurz danach sprach Greta Thunberg. Bei ihr war die Erde gar "traurig und wütend ('sad and angry')". Das wiederum macht Mäder wütend:
"Moralische Wendungen prägen das Reden über die Natur. Sie sind widersinnig und schaden der Klimabewegung. Das quasimagische Sprechen gibt der ganzen Umwelt- und Klimadebatte einen fatalen Dreh. Denn der erkennbarste Effekt der Übung ist dieser: Zahllose kritische Kommentatoren nehmen den Duktus auf und schreiben inzwischen mehr über die besorgniserregende 'Klimareligion' als über die ernste Klimafrage. Einstweilen", meint Claudia Mäder, "darf man von denjenigen Leuten, die das Klimaproblem konkret anzugehen versprechen, eine sinnvolle Ausdrucksweise erwarten – eine Sprache, die den rationalen Anspruch der Protestbewegung ernst nimmt, anstatt ihn mit magischen Metaphern zu unterwandern. Auf das Ersinnen weiterer vermeintlich ergreifender Bilder mögen die wohlmeinenden Mächtigen doch bitte verzichten und sich stattdessen um die wesentlichen Fragen kümmern. Davon", schließt Mäder, und dem ist nichts hinzuzufügen, "sind genügend vorhanden, würde man meinen."
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