Aus den Feuilletons

Fotos von Paul Gauguin gefunden?

Bemalte Tücher an Wäscheleinen auf Bora Bora
Paul Gauguin hat viele Bilder aus seiner Zeit in Polynesien hinterlassen, die eine idealisierte Welt zeigen. Fotos von seiner wenig romantischen Wirklichkeit gibt es bisher nicht. © imago/Friedrich Stark
Von Adelheid Wedel · 09.02.2017
Die "Süddeutsche Zeitung" wittert in dem Fund eines Münchner Galeristen eine Sensation. Auf zwei Fotografien, die dieser auf einer Auktion erstanden hat, soll der Maler Paul Gauguin in Polynesien zu sehen sein. Das gab es bisher noch nicht. Nur: Ist es tatsächlich Gauguin?
Das Wort Sensation führen wir nicht allzu oft im Mund, die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom Freitag aber verwendet es für zwei Fotos, die der Münchner Galerist Daniel Blau bei einer Auktion erstand.
"Diese beiden Fotografien wirken flüchtig wie Schnappschüsse, sie zeigen fröhliche ältere Herren in hellen Anzügen, die Blumenkronen im Haar tragen ... und sich mit jungen Frauen im Gras wälzen."
Der Galerist vermutet in einem der Herren Paul Gauguin: "Bislang waren keine Fotografien bekannt, die den Maler in Polynesien zeigen, wo er zweimal für einige Jahre lebte."
Während die Gemälde aus diesen Jahren ein ideales Leben schildern, klaffte zwischen ihnen und dem wirklichen Leben des Künstlers ein Abgrund. Seine Desillusion fasste er selbst in die Worte: "Der Traum, der mich nach Tahiti führte, wurde durch die Gegenwart grausam Lügen gestraft." Sollte es sich bei den Abbildungen wirklich um Gauguin handeln, wäre es eine Sensation, so Catrin Lorch in der SZ.

Selbstmord eines Arbeitslosen beschäftigt Italien

Die Tageszeitung TAZ berichtet unter der Überschrift "Ich fühle mich verraten" von einem Schicksal, das gegenwärtig Italien beschäftigt:
"Ein 30-Jähriger nahm sich in Norditalien das Leben. Mit dieser Tat rüttelt er das ganze Land wach, denn statt eines Abschiedsbriefs hinterließ er eine wütende, verbitterte Abrechnung - eine Abrechnung, in der sich Hunderttausende, wenn nicht Millionen junger Italiener wiederfinden. Ihm ging es wie so vielen seiner Generation: über 40 Prozent beträgt der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen."
Wütend formulierte Michele aus Friaul, der nach seiner Ausbildung als Grafiker keine Arbeit bekam: "Ich habe die Vorstellungsgespräche satt, ich habe es satt, den Erwartungen zu genügen, ohne je meine Erwartungen erfüllt zu sehen... ."

Schwedische Journalisten halfen syrischem Kind

Beim Lesen der Überschrift in der TAZ "Bestrafte Humanität" will man wissen, worum es geht. Ein schwedisches Fernsehteam hat bei Aufnahmen von Flüchtlingen, die in Griechenland festsaßen, einen Jungen aus Syrien auf der Rückreise auf dessen Bitten mitgenommen. Die Szene haben sie in ihren Dokumentarfilm aufgenommen.
"Unmittelbar nach der Ausstrahlung des Films zeigte eine Privatperson das Team wegen Menschenschmuggel an." Das Gericht in Malmö plädierte: Keine mildernden Umstände. "Der Journalist, sein Kameramann und der Dolmetscher wurden zu je zwei Monaten Haft verurteilt." Frederik Önnevall, der Journalist, sagte: "Ich hatte gehofft, dass es mit unserem Rechtssystem vereinbar sein würde, einem Kind in einer Notsituation zu helfen."

Erdogans Attacke auf Akademiker hinterlässt Spuren

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet der türkische Blogger Yavuz Baydar von einer jüngsten Attacke Erdogans gegen Akademiker. Er schreibt: "Am meisten traf mich das Schicksal von Professor Ibrahim Kabogla von der Marmara-Universität in Istanbul. Er ist ein Mann der leisen Töne, ... ein führender türkischer Experte für Recht und Verfassung. Seine Zivilcourage stand immer im Kontrast zu seiner zurückhaltenden Art. Er ist einer, der den Wert des Gesetzes gegen jeden Widerstand verteidigt. Wir werden nun Zeuge davon, wie die intolerante Mittelmäßigkeit über den hart erarbeiteten Verdienst, über die Zivilcourage siegt."
Das jüngste Dekret der AKP sei bei Weitem das Verräterischste, das im Zuge der "Großen Säuberung" beschlossen wurde. Es macht 330 Akademiker von 23 Universitäten mit sofortiger Wirkung arbeitslos.

Macron und die Liebe zur Literatur

Die Tageszeitung DIE WELT gewährt uns einen Blick auf den französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und seine Liebe zur Literatur. Auf einer umjubelten Wahlveranstaltung zitiert er den Dichter René Char. "Dreierlei sei daran interessant", meint der Autor. "Vor allem natürlich die Verbeugung eines Politikers vor der Literatur. In Frankreich früher geradezu eine Selbstverpflichtung für Staatsmänner, ist dergleichen aus der Mode gekommen. Macron knüpft also an an eine große Tradition."
Macron, der Mann der Bewegung mit seinem Leitspruch En Marche! (dt.: vorwärts, frisch voraus) hat sich eine Erneuerung Frankreichs zum Ziel gesetzt. "So könnte sie aussehen: Voller intellektueller und erotischer Leidenschaft."
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