Aus den Feuilletons

Diebstahl als feministisches Projekt

Ein Mann mit Pistole steht nachts in einem Büro.
Die meisten Straftaten werden von Männern begangen - so auch hier © imago / Westend61
Von Tobias Wenzel · 20.06.2018
Die Kulturseiten der Zeitungen beschäftigen sich mit Lügen und Kriminalität. Die "Süddeutsche Zeitung" geht auf Trumps alternative Fakten zur deutschen Verbrechensstatistik ein. Die "Welt" feiert "Ocean’s 8" wegen des feministischen Touchs.
"Laut Washington Post hat (Donald Trump) seit der Vereidigung etwa 3300 Mal gelogen oder falsche Dinge gesagt. Lügt er mit Absicht, oder geschieht es spontan, weil er nach Aufmerksamkeit oder Zustimmung giert?", fragt Matthias Kolb für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG James Comey, den von Trump entlassenen FBI-Direktor.
Und der antwortet: "Es ist wohl eine Mischung. Von einigen Dingen weiß er sicher, dass sie falsch sind, und er wiederholt sie, weil er sich politischen Nutzen verspricht. Oft hat er wohl einfach keine Ahnung, doch das ist ihm egal. Hat er nicht gerade gesagt, dass die Kriminalität in Deutschland nach der Aufnahme der Flüchtlinge angeblich gestiegen sei?" Darauf Matthias Kolb: "Diese falsche Aussage hat er später auf Twitter wiederholt und den deutschen Politikern vorgeworfen, bei den Statistiken zu betrügen."

So wenige Straftaten wie seit 1992 nicht mehr

Die Aussage Trumps ist tatsächlich falsch. Vielmehr sind in Deutschland im Jahr 2017 so wenige Straftaten wie seit 1992 nicht mehr begangen worden. Angela Merkel spricht mit Blick auf die neue Kriminalitätsstatistik von "leicht positive(n) Entwicklungen". Allerdings, betont Michael Hanfeld in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, erkläre sich die positive Gesamtentwicklung vor allem damit, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche stark zurückgegangen sei: "Mit Blick auf schwere Straftaten, und erst recht, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht, spricht die Statistik in einer Weise, welche die Bundeskanzlerin kaum mit 'leicht positiv' charakterisieren kann", schreibt Hanfeld.
"Diese Straftaten haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Frauen sind im öffentlichen Raum heute weit gefährdeter als noch vor wenigen Jahren, Gewalt gegen Frauen ist Alltag, und dabei geht es nicht um ein 'Gefühl' von Unsicherheit, sondern um Fakten." Und die benennt er: "Von 2015 auf 2016 hatte die Zahl der Fälle von Vergewaltigung zugenommen, um 12,8 Prozent. Bei Gruppenvergewaltigungen und 'überfallartigen' Gruppenvergewaltigungen war die Zunahme von 2015 auf 2016 noch drastischer: um 106,3 Prozent auf 524 Fälle beziehungsweise um 54,1 Prozent auf 225 Fälle. 2017 waren es 946 und 122 angezeigte Fälle."

Diebstahl als feministisches Projekt

Mehr als 36 Prozent aller Straftaten sind Diebstähle, und die meisten Straftaten werden von Männern begangen, erfährt man außerdem aus dem FAZ-Artikel. Im neuen Kinofilm "Ocean’s 8", der Fortsetzung der "Ocean’s"-Reihe, sind aber nur Frauen am Diebstahl eines Colliers beteiligt. "Brauchen wir das jetzt noch mal als feministisches Projekt?", fragt Sabine Horst in der ZEIT.
Und Hannes Stein ruft in der WELT laut "ja" aus. Abgesehen davon, dass sich Stein offensichtlich in die Hauptdarstellerin Sandra Bullock verliebt hat, ist er begeistert vom feministischen Touch des Films: "Das Großartige und Wunderbare, das Utopische besteht nun (…) darin, dass das Patriarchat in diesem Film gar nicht mehr als ernsthafter Gegner gilt, den die Frauen mit niederringen müssten. Die tyrannischen Männchen, die in 'Oceans’s 8' auftreten, sind nicht bedrohlich, nur lächerlich."

Rußland und Amerika in Ostfriesland

Vom Raub zum Fußball, von Amerika nach Amerika und Rußland. "Friedeburg gehört zu den wenigen Gegenden der Welt, wo man in wenigen Minuten von Rußland nach Amerika wandern oder radeln kann", schreibt Peter Burghardt in der SZ. Denn Teil des ostfriesischen Friedeburg sind die Dörfer Amerika und Rußland, mit "ß" geschrieben.
Deshalb – ein heimatkundlicher Scherz – sendet das Erste immer mal wieder aus diesem ostfriesischem Rußland während der Fußball-WM in Russland (mit Doppel-"s"). Der Journalist hat nun Rußland (also das friesische) besucht und dort mit dem Landwirt Focko Diekmann gesprochen, dessen Hof im Rußlandweg liegt. In den Worten von Peter Burghardt: "Wer Weltmeister wird? Russland? Doch Deutschland? 'Egal', sagt Focko Diekmann und schlurft davon, er muss Kühe melken."
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