Aus den Feuilletons

Die Show nach dem Tod

04:21 Minuten
Eine Wachsfigur des Rappers Tupac Shakur im Londoner Madame Tussauds-Museum. Die Figur trägt ein Piratentuch auf dem Kopf. Der blanke Oberkörper ist tätowiert.
Nicht als Wachsfigur, wie hier im Londoner Madame Tussauds-Museum, sondern als Hologramm auf Konzertbühnen soll Tupac Shakur auferstehen. © Lewis Whyld / EMPICS ( dpa
Von Ulrike Timm · 02.08.2019
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Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet über ein Vorhaben, den ermordeten Rapper Tupac Shakur als Hologramm wieder Konzerte geben zu lassen. Die aufgeführten Reaktionen auf die Pläne reichen von "erstaunlich" über "entsetzt" bis zu "makaber".
"'Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen', soll Martin Luther gepredigt haben. Manchmal, wenn es heiß ist, hat der Mensch aber auch frei und Zeit." Zeit für das Rätsel der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG z.B., in dem 13 Vögel der Weltliteratur zu erraten sind. Eine ganze Seite bestückt die SÜDDEUTSCHE, um Sie auf die Spur unterschiedlichster Vögel zu setzen, die der Feder (!) unterschiedlichster Autoren entfleucht sind.
Knobeln müssen Sie bitte selbst, und auch, wenn Sie den richtigen Piepmatz haben, bleibt es kompliziert: "Schreiben Sie den 2. Buchstaben dieses schrägen Vogels in Kästchen 26, den vorletzten des Vornamens seines Beschreibers in Kästchen 10 und den 3. des Nachnamens in Kästchen 38." Aha. Damit bringen Sie schon mal einen Teil des Wochenendes rum.

Warum Schenken teuer werden kann

Alle Zeitungen melden, dass Köln im Rennen um ein Gerhard-Richter-Museum wahrscheinlich leer ausgehen wird - der Meister will kein eigenes Haus. Was sich Deutschlands wohl bekanntester Künstler wünscht? Dass seine Werke "schön eingebunden in Werke von anderen Künstlern" gezeigt werden, am liebsten in gleich drei Sälen des künftigen Museums der Moderne in Berlin. Das hätte dann eine eindrucksvolle Gerhard-Richter-Retrospektive zu bieten.
Der mittlerweile 87-jährige Maler ordnet seinen Vorlass, und deshalb kommt Kulturstaatsministerin Monika Grütters auch persönlich bei ihm vorbei. Denn Bilder verschenken kann teuer werden! Das greift der TAGESSPIEGEL auf und deutet das Treffen Richter-Grütters so:
"Hintergrund für das Treffen dürfte nicht zuletzt die Problematik der Schenkungssteuer sein, die fällig wird, wenn ein Künstler einem Museum eine Schenkung in Millionenhöhe macht, die er dann aus eigener Tasche zu bezahlen hat. Die einzige Möglichkeit, damit anders umzugehen, ist die Gründung einer Stiftung. Gut möglich, dass genau da Monika Grütters ins Spiel kommt, denn für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz stellt die Zusammenarbeit mit einer privaten Stiftung rechtlich ein kompliziertes Konstrukt da."

Auferstehung eines Rappers mittels Hologramm

Wie gut, dass der berühmte, kluge Gerhard Richter malt und nicht singt. Dann wird nämlich kein Digitalfritze je ein Hologramm aus ihm machen. Denn ein Malerauftritt ist beispielsweise per se viel unspektakulärer als der eines Rappers. Eine Produktionsfirma will nämlich den 1996 erschossenen Rapper Tupac wiederauferstehen lassen - als Hologramm. Als Avatar soll er auf die Bühne projiziert werden. "Wir schaffen ein Konzerterlebnis", wirbt das Marketing und verspricht eine "vollproduzierte, geskriptete Show".
"Die Show nach dem Tod", so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Wenn’s klappt, wäre wohl kein Künstler mehr davor sicher, posthum wie lebensecht auf die Bühne gebeamt zu werden, von Amy Winehouse bis Maria Callas. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG spiegelt die Reaktionen auf das Vorhaben von "erstaunlich" über "entsetzt" bis "makaber", bemüht gar den großen Philosophen Baudrillard: "Nach Baudrillard gibt es in der Hyperrealität schon gar kein Original mehr". Die Pressebeschauerin regiert eher schlicht mit gruselgrusel und steht damit womöglich nicht allein.

Auch Streaming trägt zur Umweltverschmutzung bei

Kurze Kurve zur WELT, die sich der Umweltbelastung durch Streaming widmet, mit aufsehenerregenden Fakten und Vergleichen. Der Konsum von Onlinevideos generiert "jährlich 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid, rund ein Prozent aller globalen Emissionen, Trend exponentiell steigend. Ein gutes Drittel der 300 Millionen Tonnen wird von Abrufvideos von Netflix, Amazon & Co verursacht, ein knappes Drittel von Pornografie, ein Fünftel von den Tubes (Youtube, Vimeo etc.)." Der Beitrag findet sich in der WELT unter "Das grüne Tribunal: Kann das weg? Streaming". Vielleicht möchten Sie nach der Lektüre tatsächlich etwas Detoxen.
Mit einem Buch etwa? Die TAZ hätte da einen Vorschlag. "Der populäre Pakt. Verhandlungen der Moderne zwischen Operette und Feuilleton" heißt es. Ok, der Titel klingt etwas spröde, aber die Lektüre verspricht, passend zum Wochenende - "die kleine Form des sinnlichen Glücks".
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