Aus den Feuilletons

Die Maske ist der neue Sicherheitsgurt

04:14 Minuten
Ein Passant mit Mund-Nasen-Schutz geht in Tokio an einem Bildschirm mit Corona-Sicherheitshinweisen vorbei.
Das disziplinierte Verhalten der Japaner sei ein großer Vorteil in Zeiten der Pandemie, meint die "Neue Zürcher Zeitung". © Rodrigo Reyes Marin / Zuma / imago-images
Von Klaus Pokatzky · 04.08.2020
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Die "NZZ" hat kein Verständnis für Maskenverweigerer und erinnert an Zeiten, in denen das Anlegen des Gurtes im Auto von Einzelnen als Angriff auf die Freiheit betrachtet wurde. Die bedachte japanische Art im Umgang mit dem Virus bekommt dagegen Lob.
"Selbst die Vögel tun es", stellt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG fest. "Oder die Ameisen, nicht zu reden von den Bienen. Alle bauen sie", schreibt Roman Bucheli über die Bauerei mit ihrem "mordsmässigen Krach und viel Dreck" - die aber auch ihre Vorteile hat.
"Aus keinem anderen Grund wird in unseren Strassen, in Nachbars Garten, hinter und vor und unter dem Bahnhof pausenlos gebaut: damit wir täglich eine Ahnung erhalten, wie sich alles ineinanderfügen kann, um zuletzt in prächtigem Glanz zu erstrahlen."

Von Aliens erbaute Pyramiden

Das tröstet wirklich über jeden mordsmäßigen Krach - und was wäre die Menschheit nur ohne ihre prachtvollen Bauten seit Jahrtausenden? "Wer vor ihnen steht, wird seine Ehrfurcht kaum verbergen können, selbst wenn sie nicht mehr die einstige physische Größe erreichen, die sie einmal hatten - die Pyramiden", heißt es denn auch in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Doch wer hat die schönen Pyramiden denn gebaut? Tausende und Abertausende schuftende Bauarbeiter unter den Knuten von Pharaonen?
Elon Musk, der Unternehmer, der sein Geld unter anderem mit dem Raumfahrtunternehmen SpaceX gemacht hat, hat uns nun aufgeklärt. "Am vergangenen Freitag schrieb Musk in einem Tweet, der inzwischen mehr als achtzigtausend Mal geliked und mehr als eine halbe Million Mal geteilt wurde, dass Aliens die Pyramiden gebaut hätten", teilt uns in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN David Kampmann über einen Mann mit, der am Wochenende auch gut zu den verschwörungstheoretischen Corona-Demonstranten in Berlin gepasst hätte.

Regeln zum Zwecke der Virusbekämpfung

"Ist es nicht einfach lächerlich", wird in der NEUEN ZÜRCHER gefragt, "wenn Einzelne das Tragen der Maske ablehnen? Schliesslich tragen sie auch Hemd und Hose oder einen Sicherheitsgurt im Auto, ohne sich eingeengt zu fühlen", meint Leopold Federmair. "Ich erinnere mich an die Zeiten, als manch einer den Gurt als Angriff auf die persönliche Freiheit ablehnte."
Der österreichische Schriftsteller lebt seit vielen Jahren in Japan, wo die Corona-Sterblichkeit "vergleichsweise gering" ist. "Man unterwirft sich hier freiwillig, indem man eine Unzahl detaillierter Regeln im Umgang miteinander befolgt. Man hält Abstand, ist vorsichtig, spricht nicht zu laut, schweigt lieber. In der Corona-Zeit, in der wir womöglich noch lange leben werden, ist das alles ein grosser Vorteil."

Doldingers spielerische Art in den Flow zu kommen

Dazu wiederum passt die Lebensweisheit eines 84-Jährigen. "Am Ende ist es, wie es ist, und es ist gut, wie es ist." Das sagt der Mann, dem wir seit einem halben Jahrhundert die Titelmelodie zum Fernsehkrimi "Tatort" verdanken. "Man muss in sich hineinhören - und beim Spielen am Klavier setzt man das Gehörte dann in Noten um. Dann schreibt man's auf, macht ein Arrangement, nimmt das Stück auf - und zuletzt wird sich weisen, ob man einen Knaller hingelegt hat oder nicht."
So erklärt im Interview mit der NEUEN ZÜRCHER der Komponist und Jazzmusiker Klaus Doldinger, wie die "Tatort"-Töne oder die Melodien zum Film "Das Boot" entstanden sind. "Ich habe Musik eigentlich immer zum Spass gemacht. Wenn ich musiziere, dann bin ich ganz bei oder ausser mir, wie Sie das auch nennen wollen, dann komme ich jedenfalls in einen Flow. Das ist ganz spielerisch."
Klare Töne werden auch gewürdigt. "Der Liedermacher und Autor Wolf Biermann wird mit der Ehrendoktorwürde der Universität Koblenz-Landau ausgezeichnet", erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. "Biermann werde für seine besonderen Verdienste um Literatur und Wissenschaft geehrt, teilte die Hochschule am Dienstag mit."
Glückwunsch, Herr Doktor!
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