Aus den Feuilletons

"Der schönste Schnurrbart der Filmgeschichte"

Omar Sharif trägt einen schwarzen Pullover und gestikuliert.
Der Schauspieler Omar Sharif bei einer Preisverleihung im Jahr 2014 in Russland. Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren gestorben. © picture alliance / dpa / Alexey Filippov
Von Klaus Pokatzky · 10.07.2015
Der unvergessliche Doktor Schiwago der Filmleinwand, Omar Sharif, ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Das Feuilleton nimmt heute Abschied vom vielleicht größten Frauenschwarm der 60- und 70-Jahre: Er sei ein "globaler Star" gewesen, schreibt die "NZZ".
"Deutschlands einziger Theaterzug ist am Freitag in Hannover nach umfassender Renovierung wieder auf Gleis gesetzt worden."
Das erfahren wir aus der BERLINER ZEITUNG.
"Mit dem 'Ozeanblauen Zug' ist seit 2003 die 17-köpfige norddeutsche Künstlergruppe 'Das Letzte Kleinod' aus Schiffdorf bei Bremerhaven unterwegs in Norddeutschland."
Ein wahres Kleinod
Wir wünschen alles Gute - und hoffen nur, dass sämtliche Eisenbahner- und Lokführergewerkschaften ihren Segen gegeben haben; der wäre ein wahres Kleinod.
"Der Glaube versetzt Berge; die Skepsis lässt sie stehen."
Das lesen wir passenderweise in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG.
"Das Wort "Skepsis" ist griechischer Herkunft und bezeichnet das präzise Hinsehen, die sorgfältige Untersuchung, die Prüfung der gewonnenen Erkenntnis",
schreibt Manfred Schneider.
"Die skeptische Haltung pflegt nicht den prinzipiellen Zweifel, sie ist nicht der Feind, sondern der besonnenere Freund der Überzeugung."
Liebeserklärung an den Zweifel
Manfred Schneider lehrt deutsche Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum; seine Liebeserklärung an den Zweifel ist ein Streifzug durch die Jahrtausende und eine Kampfansage an dogmatische Positionen.
"Viele Akteure der neueren Geschichte, die zum Heil ihrer Welt in blutige Kriege zogen, von Napoleon über Wilhelm II. und Stalin bis zu George W. Bush, kannten den Zweifel nicht."
Und:
"Nie hat ein Skeptiker Armeen in Bewegung gesetzt."
Da würden wir gerne fragen:
"Wann ist ein Krieg ein gerechter Krieg?"
Doch das tut schon der SPIEGEL - und Daniil Alexandrowitsch Granin antwortet:
"Wenn er aus Notwehr geführt wird. Sie versuchen einfach, das eigene Leben zu retten. Der Zweite Weltkrieg war natürlich für die Sowjetunion ein gerechter Krieg. Man hat uns überfallen, wir mussten uns verteidigen."
Der Schriftsteller Daniil Alexandrowitsch Granin ist 96 Jahre alt,
Eine lange Sitzung
"in dem nur neun Tage älteren Helmut Schmidt fand er einen Freund; die beiden hatten sich 1941 an der Leningrader Front als Feinde gegenübergestanden",
schreiben die beiden Interviewer Martin Doerry und Matthias Schepp. Über sechs Seiten geht das Interview durch die Zeiten von Stalin bis Putin.
Es muss eine sehr lange Sitzung gewesen sein.
"Meine Herren, ich habe den Eindruck, Sie sind etwas müde",
sorgt sich der 96-Jährige.
"Nein, wir sind frisch wie eine Gurke",
zitieren die beiden SPIEGEL-Leute eine russische Redensart. Der Literat gibt mittendrin eine Liebeserklärung an Nikita Chruschtschow ab:
"ein kluger und humaner Mann. Ich persönlich bin bereit, ihm eine Menge zu verzeihen, einfach weil er so viele politische Gefangene freiließ. Er war der Retter für Hunderttausende Menschen."
Da verzeiht er auch, dass Stalins Nachfolger Boris Pasternaks berühmtestes Buch verboten hat
"- wegen der Tatsache, dass Pasternak sein Buch im Ausland veröffentlichen ließ. Das galt als nicht angemessen."
Und damit müssen wir Abschied nehmen von einem der ganz Großen der Filmkunst:
"Der globale Star" ist er für die NEUE ZÜRCHER, den "schönsten Schnurrbart der Filmgeschichte" nennt ihn die Tageszeitung DIE WELT.
Der unvergessliche Doktor Schiwago der Filmleinwand, Omar Sharif, ist im Alter von 83 Jahren gestorben.
"Sharif war einer der größten Frauenschwärme der Sechziger- und Siebzigerjahre, und anders als andere Schauspieler aus der Dritten Welt hatte er nie Mühe, Rollen zu finden",
schreibt Hanns-Georg Rodek über den Mann mit vielen Leidenschaften, zu denen auch Pferde, Frauen und das Spiel gehörten - ein Grund dafür, dass er mehr als hundert Filme gedreht hat. Patrick Straumann in der NEUEN ZÜRCHER:
"Wie viele der von ihm verkörperten Figuren schien sich auch Sharif am Ende seiner Karriere gewahr zu werden, dass die Welt, die ihm seinen Ruhm beschert hatte, am Verschwinden war."
Der britisch-irische Schauspieler Peter O'Toole (r) als "Lawrence von Arabien" mit Omar Sharif (l). Seine Rolle in dem Film von 1962 machte ihn international berühmt. 
Seine Filmrolle in "Lawrence von Arabien" 1962 machte ihn international berühmt. © picture-alliance / dpa
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