Aus den Feuilletons

Der malende Präsident

Porträt des ehemaligen mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón, gemalt von Ex-US-Präsident George W. Bush. Zu sehen in der Ausstellung "The art of leadership" in Dallas.
Porträt des ehemaligen mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón, gemalt von Ex-US-Präsident George W. Bush. © dpa/ picture alliance / Damià Bonmatí
Von Adelheid Wedel · 06.04.2014
Die "Welt" berichtet von einer Ausstellung mit Werken des Ex-US-Präsidenten George W. Bush in Dallas. Außerdem erfahren wir, dass Siegfried Lenz sein Archiv dem Literaturarchiv in Marbach überlässt.
"Der 88 Jahre alte Siegfried Lenz hat sich entschlossen, sein gesamtes privates Archiv noch zu Lebzeiten dem Literaturarchiv Marbach zu überlassen",meldet die Tageszeitung DIE WELT. Zwei Tage hat sich der Schriftsteller in Marbach aufgehalten und "hat die Gelegenheit genutzt, über sein Leben und sein Schreiben zu plaudern". Nichts, was er sagt, möchte er exemplarisch verstanden wissen, sagte Lenz. Sein Erzählen wolle nichts vorschreiben, sondern "er überlasse es dem Leser, wie er sich die Geschichte vorstellen will. Erzählen sei, rätselhaft und doch verständlich, die Vorwegnahme eines denkbaren Schicksals".
Das Schicksal seines Archivs hat er nun selbst besiegelt, indem er zu Lebzeiten seinen Nachlass an Marbach übergibt. Seit 60 Jahren schreibt Lenz Romane, Erzählungen, Novellen. "Er sei noch längst nicht fertig", zitiert Sandra Kegel den Autor an anderer Stelle, in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
"Generationen von Lesern" hat er geprägt und in seinen Romanen ein Stück Geschichte der Bundesrepublik festgehalten. Sein literarisches Oeuvre wurde inzwischen in 39 Sprachen übersetzt, es erreichte eine Weltauflage von 25 Millionen Büchern.
"Von der Kritik wurde er nicht immer nur gefeiert, den Büchner-Preis hat er nie bekommen",erwähnt die FAZ und verrät, wie Lenz seinen Freund Marcel Reich-Ranicki sah: Ihn porträtierte er "als Zackenbarsch, charismatisch im Auftritt, aber fähig, seine Beute zu teilen". Sich selbst verglich er mit einem Dorsch.
"Weil der Dorsch nicht immer nur seine Lieblingsbeute jagt, sondern manchmal auch mit kleineren Fischen vorlieb nimmt."
Die Geschichte des Pop
Im TAGESSPIEGEL rezensiert Gerrit Bartels das Buch von Karl Bruckmaier "The Story of Pop", das jetzt im Hamburger Murmann Verlag erschien.Der 1956 geborene Autor mache deutlich, "dem Pop wohne nach wie vor ein großer Zauber inne – trotz aller Schrammen und Beulen, die er sich in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten zugezogen hat".Bartels urteilt, Bruckmeier "erzähle eine sehr eigenwillige Geschichte des Pop, eine nicht immer ruhmreiche, alles andere als glamouröse zumal. Es gab im Pop zahlreiche Vermengungen und Umschlingungen",davon erzählt Bruckmeier in 61 Kapiteln. "Pop sei für ihn, die Dinge anders zu denken" –und das hört sich als Konzept für eine Pop-Geschichte doch sehr griffig an.
Bush mit Pinsel
Die Tageszeitung DIE WELT überrascht ihre Leser mit der Neuigkeit: George W. Bush jr. malt. Seit diesem Samstag zieht die Ausstellung "The Art of Leadership – A President's Personal Diplomacy" in Dallas Besucher an. Zu sehen sind Porträts von politischen Freunden, wie Bush sie sieht, zum Beispiel Putin mit hartem Blick und Angela Merkel zwischen Bitterkeit und Lächeln; beide in der Zeitung zu besichtigen.
"Der Maler Bush empfinde sich als leidenschaftlicher Lehrling",schreibt Uwe Schmitt und:
"Man muss den Expräsidenten loben, zwei Jahre sind nichts für das Erlernen der Porträtkunst."
Bekannt ist, Bush fiel nicht als Förderer der schönen Künste auf. "Er male, um sein Leben voll auszukosten", wird er zitiert. Wie man hört, lebt er sehr zurückgezogen auf seiner Ranch nahe Dallas.
"Mountainbikes, Golfschläger, Pinsel sind seine ruheständigen Werkzeuge."
Alarm für die Alternativszene in Köln
Die Tageszeitung TAZ alarmiert:
"In Köln steht erneut eine Institution der Subkultur vor dem Aus, das Gebäude 9 in Deutz. Ein neuer Investor will die alten Industrie-Hinterhöfe in ein Wohngebiet verwandeln, von 200 bis 300 Wohnungen im höherpreisigen Segment ist die Rede; ein Konzertclub in unmittelbarer Nähe ist wegen der Lautstärke nicht haltbar."
Benjamin Weber aus Köln berichtet:
"Die Kölner Popkulturszene ist schockiert – und organisiert Protest."
Knapp 15.000 Unterstützer haben sich innerhalb weniger Tage auf Facebook zusammengefunden und ebenso viele haben eine Online-Petition unterzeichnet.
"Im vergangenen Jahr erst wurde der Club mit dem Spielstätten-Programmpreis der Bundesregierung für ein kulturell herausragendes Livemusikprogramm ausgezeichnet."
Der Autor kommentiert:
"Eine bizarre Vorstellung, dass ein solcher Club ein Jahr später um seine Existenz fürchten muss."