Aus den Feuilletons

Dem Hass Einhalt gebieten

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Ein Mann in einem Kapuzen-Sweatshirt betrachtet ein Tablet, dass er in Händen hält. Die Kapuze verdeckt sein Gesicht.
Die Anonymität im Netz macht es besonders leicht, Hass zu verbreiten. © Science Photo Library / imago-images
Von Adelheid Wedel · 26.12.2019
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Die "taz" sorgt sich wegen des Hasses im Internet. Es gelte die "Flut der Online-Hassbotschaften" vor allem in den sozialen Netzwerken einzudämmen. Zumindest in der EU müsse gesetzlich festgeschrieben werden, was gestattet sei und was nicht.
"Vorsatz: Schluss mit Hass" heißt es in der Tageszeitung TAZ, und man staunt und denkt, Hass kommt in diesen Tagen, in denen wir einander Frieden und Harmonie wünschen, gar nicht vor. Aber der Hass im Netz kennt keine Feiertage. Auch die Überlegungen, wie Hass zu bekämpfen wäre, müssen weitergeführt werden. Bisher relativ ergebnislos, wie die TAZ feststellt.

Gesetzgebung auf EU-Ebene gefordert

Wilfried Urbe empfiehlt mit Blick auf das kommende Jahr: "Zumindest in der EU müsste man sich auf eine Definition einigen, was verboten ist und was nicht, wer wie überprüfen darf – und das gesetzlich festgeschrieben. Es gilt, die Flut der Online-Hassbotschaften vor allem in den sozialen Netzwerken einzudämmen."
Dabei ist es schwer zu unterscheiden: "Hass an sich ist keine Straftat. Aussagen, die Hass schüren, aber schon" – so jedenfalls zieht der Autor in der TAZ die Trennlinie.
In einem längeren Artikel in der Tageszeitung DIE WELT informiert Hannes Stein über ein Phänomen in den USA: "In jüngster Zeit verbreitet sich ein großer Hass auf die intellektuellen Eliten. Die Angreifer wollen sie nicht nur disziplinieren, sondern zerstören."
Fraglich allerdings, was die Eliten ausmacht. Ist es der Bildungsgrad, die Erwerbstätigkeit, die Art zu sprechen? Der Autor macht uns mit seinen Überlegungen vertraut und erinnert dabei auch an die verbrecherischen Handlungen der Roten Khmer in Kambodscha.

Wie Klimakrise und Demokratiekrise zusammenhängen

Das Klima wird in den letzten Tagen dieses Jahres noch einmal groß geschrieben, federführend dabei die Jahresendausgabe des FREITAG. Die Wochenzeitung stellt ihre Artikel unter das Motto: "Alle reden vom Klima. Wir auch. Und von Demokratie." Michael Jäger beispielsweise macht sich einen Slogan des alten Karl Marx zu eigen, indem er vorschlägt: "Käufer, vereinigt euch."
Er meint: "Unser derzeitiges System kann den Kollaps des Klimas nicht aufhalten. Das kann nur eine demokratische Revolution." Und wie die zuwege gebracht werden könnte? Jägers Anregung: "Zunächst müssen sich die Bürger verständigen, was sie brauchen, dann ihren Willen den Konzernen aufzwingen."
"Wir werden überleben" ist das Fazit aus einem Gespräch mit Jürgen Trittin, ebenfalls im FREITAG. Michael Angele konstatiert: "Um Jürgen Trittin mag es etwas stiller geworden sein, meinungsstark und überzeugt von grüner Politik ist er immer noch." Im Interview liefert der Grünenpolitiker den Beweis dafür.
Nicht alltäglich ist das Porträt von Senay Altintas, einer Muslimin, die "den Islam auch als ökologische Lehre begreift." Sylvia Meise hat erfahren: Ihre Gesprächspartnerin "hat für Solarpanels auf dem Dach ihrer Moschee in Darmstadt gesorgt – sie prägt ihre Gemeinde im Sinne Allahs", auch wenn die Männer protestieren.
Naomi Klein geht in einem Essay noch einmal auf den Zusammenhang zwischen Klima und Demokratie ein. Ihre klare Analyse: "Die Klimakrise und die Krise der Demokratie gehören zusammen. Und beide können wir aufhalten." Auch das nachzulesen im FREITAG.

Ewiggestrige Männer werden ihre Rückzugsgefechte verlieren

Auf einem sehr entspannt wirkenden Foto in der WELT sehen wir Angela Merkel und Greta Thunberg im Gespräch am Rande des UN-Klimagipfels in New York. Thore Barfuss findet: "Die Generation um Merkel, Hillary Clinton oder Christine Lagarde steht für einen Zeitenwandel, den Weg hin zu einer Normalisierung: Frauen an der Spitze sind selbstverständlich. Ewiggestrige Männer reagieren mit Besserwisserei, Sexualisierung und Hass. Es ist ein Rückzugsgefecht, das sie verlieren werden", sagt der Autor in der WELT voraus.
Der Begriff Ewiggestriger wäre bei Peter Schreier keine Option. Er, "der sensible Männlichkeit mit Spiritualität verband", wie Jürgen Kesting in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG schreibt, ist am ersten Weihnachtstag im Alter von 84 Jahren gestorben. Kesting nennt ihn "einen Tenor für denkende Hörer". In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG formuliert Helmut Mauró in seinem Nachruf: "Peter Schreier zählte zu den bedeutendsten Tenören des zwanzigsten Jahrhunderts. Mit künstlerischer Aufrichtigkeit erzeugte er stärkste Effekte."
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