Aus den Feuilletons

Das Trauma von Gotha

04:15 Minuten
Kopie des Selbstportraits mit Sonnenblume nach Anthonis van Dyck (Antwerpen 1598/9-1641 London)
Unter den geraubten Gemälden befindet sich auch das Selbstportrait mit Sonnenblume von Anthonis van Dyck, hier eine Kopie. © Stiftung Schloss Friedenstein
Von Klaus Pokatzky · 06.12.2019
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Auch die Feuilletons beschäftigen sich mit dem spektakulärsten Kunstraub der DDR-Geschichte. "Erst sind die Bilder aufgetaucht, jetzt geht es darum, nach vier Jahrzehnten den ungelösten Kriminalfall aufzuklären", lesen wir im "Spiegel".
"Bei einem Ohrwurm hören wir innerlich Lieder", erfahren wir aus dem SPIEGEL. "Das entsteht durch eine Art Endlosschleife zwischen Hören und Singen", erklärt der Arzt und Musiker Eckart Altenmüller und gibt uns die goldenen Tipps, wie wir einen lästigen Ohrwurm mit seinen nervenden Musiktönen wieder aus den Ohren und dem Kopf kriegen: "Konzentrieren Sie sich auf etwas anderes. Spielen Sie Schach. Oder kauen Sie Kaugummi." Konzentrieren wir uns also auf etwas anderes - ob mit oder ohne Kaugummi.
"Die spitzen Finger sind noch immer das beliebteste Requisit des beflissenen Kulturkritikers", erklärt uns die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. "Und wir sortieren weiterhin mit spitzen Fingern aus, was wir hochnäsig für zu leicht befinden", warnt Roman Bucheli.

Aktuell wird die Echtheit geprüft

"Gestohlene Werke wieder da", verkündet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Schwergewichtiges. "Etwa 40 Jahre nach dem mysteriösen Diebstahl von fünf hochkarätigen Gemälden aus dem Schlossmuseum im thüringischen Gotha sind die Werke möglicherweise wieder aufgetaucht. Das teilte die Stiftung Schloss Friedenstein mit."
Es geht um Werke von Frans Hals, von Jan Brueghel dem Älteren, von Anthonis van Dyck, Jan Lievens und Hans Holbein dem Älteren. Nun wird im Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin untersucht, ob es sich dabei wirklich um die einst gestohlenen Bilder handelt.
"Heute so gut wie vergessen, galt der Kunstdiebstahl von 1979 als einer der spektakulärsten der deutschen Nachkriegsgeschichte", heißt es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. "In jedem Fall war es der schwerwiegendste in der Geschichte der DDR", meint Stefan Trinks.
"Der Verlust derartig hochkarätiger Gemälde durfte im Jahr 1979 von den ostdeutschen Kollegen kaum öffentlich betrauert werden, weil es Verbrechen im Sozialismus bekanntlich nicht gab." Und dann lassen sich Verbrechen eben wegkauen wie andere Leute ihre Ohrwürmer aus dem Kopf kriegen.

Hausdurchsuchungen im ganzen Bundesgebiet

"Seit vierzig Jahren liegt diese Tat wie ein ungeklärtes Trauma über der Stadt", erklärte der Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch auf einer Pressekonferenz – der, Hand in Hand mit der Polizei, alles tat, um die Kunstwerke wieder in sein Museum zu bringen.
"Im Juli 2018 traten über einen Anwalt anonyme Personen an die Stiftung Schloss Friedenstein heran, die behaupteten, Besitzer der fünf Gemälde zu sein, und eine dubiose, weder belegbare noch plausible Erwerbsgeschichte lieferten", schreibt Stefan Trinks in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN über diesen hollywoodreifen Krimi.
Im SPIEGEL lesen wir, "dass an diesem Donnerstag Fahnder des Berliner Landeskriminalamts im ganzen Bundesgebiet die Büros und Wohnungen von drei Zeugen und zwei Verdächtigen durchsuchen", wie Konstantin von Hammerstein einen Blick zurückwirft. "Erst sind die Bilder aufgetaucht, jetzt geht es darum, nach vier Jahrzehnten den ungelösten Kriminalfall aufzuklären." Wir freuen uns auf die Verfilmung.

Butler-Einmaleins

"Ich mag es, Menschen zu betreuen, ihnen die Wünsche von den Augen abzulesen." Das lesen wir in einem Interview der Tageszeitung TAZ. "Dienen bedeutet für mich, dass ich für jemanden zuständig bin und ihm das Gefühl gebe, zu Hause zu sein", sagt Ricardo Dürner, Butler im Berliner Luxushotel Adlon.
"Diskretion ist eines der höchsten Güter." Da muss der Pressebeschauer nicht mithalten. Hier ist alles öffentlich. Aber der folgende Butler-Satz gilt auch für die Hörerschaft: "Wenn der Gast sagt, er hat sich wohlgefühlt, habe ich meine Aufgabe richtig gemacht."
Hoffentlich…
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