Aus den Feuilletons

Das dauerhafte Erbe des Claude Lanzmann

Der verstorbene Regisseur Claude Lanzmann 2013 beim Filmfestival in Cannes.
Regisseur Claude Lanzmann (1925 - 2018) vor einigen Jahren beim Filmfestival in Cannes. © picture alliance / dpa / Frédéric Dugit
Von Klaus Pokatzky · 05.07.2018
Die Feuilletons erinnern an Claude Lanzmann: Der Filmemacher sein ein Linker gewesen, der auf Political Correctness pfiff, schreibt die "Taz". Die "Welt" sagt voraus, dass sein Dokumentarfilm "Shoah" die Menschen auch in 500 Jahren beschäftigen wird.
"Sie haben zu schnell zu viel Eis gegessen und plötzlich stechende Kopfschmerzen. Hirnfrost!" Die Tageszeitung TAZ befasst sich mit den wirklich wichtigen Fragen in diesen heißen Tagen: "Was hilft jetzt am besten?" fragt sie in ihren Quizfragen rund zum kugeligen Speiseeis:
"A) Eine Mütze aufziehen, das wärmt den Kopf von außen nach innen. B) Eis schnell weiteressen. C) Kurzen Sprint hinlegen, das wärmt den ganzen Körper auf. D) Zunge gegen den Gaumen drücken." Die Antwort folgt am Ende dieser Presseschau.
"Frankreich gegen England, Uruguay gegen Schweden, Brasilien gegen Russland – das alles ist möglich." So widmet sich die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG einem weiteren wichtigen Thema: der Weltmeisterschaft im Balltreten in Russenland. "Vor ihrem Beginn hieß es, sie werde zur Rechtfertigung Putins missbraucht", schreibt Jürgen Kaube.
"Doch welches Europa genau hat Putin im Blick? Das gespaltene. Also steht das Brexit-Land im Viertelfinale", nämlich England, "stehen dort mit Schweden und Kroatien noch zwei Länder ohne Euro, hat sich mit Belgien eine innerlich gespaltene Nation qualifiziert und schließlich Russland selbst. Außer Frankreich keine guten Europäer: keine Spanier, Dänen, Deutschen, Portugiesen." So lassen sich die Fußball-Karten auch legen und lesen…

Zaimoglus Rede in Klagenfurt

"Es gibt keinen redlichen rechten Intellektuellen. Es gibt keinen redlichen rechten Schriftsteller." Das hat der Schriftsteller Feridun Zaimoglu gesagt – zur Eröffnung des Klagenfurter Lesewettbewerbs.
Tage der deutschsprachigen Literatur: Eröffnung im ORF Theater, Rede zur Literatur von Feridun Zaimoglu
Tage der deutschsprachigen Literatur: Eröffnung mit einer Rede von Feridun Zaimoglu© Johannes Puch / www.johannespuch.at
"Es hilft nichts, den Rechten edle Motive zu unterstellen, wie es mancher Feuilletonist tut. Es geht ihnen einzig und allein um die Fremdenabwehr, die Vaterländerei ist ihre Phrase der Stunde", zitiert nun die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus der Rede. "Wir stehen bei den Verlassenen."
Solche Worte hätten dem Filmemacher wohl gefallen, der nun im Alter von 92 Jahren in Paris gestorben ist. "Er war ein Linker und pfiff doch auf Political Correctness", erinnert die Tageszeitung DIE WELT an Claude Lanzmann. "Mit 'Shoah' hatte er ein Denkmal aufgerichtet, das dauerhafter sein wird als Erz," meint Hannes Stein. "Dieser Film wird Menschen auch noch in 500 Jahren beschäftigen – wenn wir uns bis dahin nicht gegenseitig mit Atombomben von der Erdkugel gepustet haben."

Lanzmann: Ein Intellektuellentypus des 20. Jahrhunderts

Für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG war Lanzmann "sowohl Zeitzeuge als auch lebenslang damit beschäftigt, Zeugnis aufzuzeichnen" – wie Anna Magdalena Elsner schreibt. "Es ging ihm jedoch immer darum, Vergangenheit nicht als etwas Abgeschlossenes und Unpersönliches darzustellen, sondern das Trauma so zu vergegenwärtigen, dass es als Teil der eigenen Identität erlebt wird."
Und die TAZ würdigt: "Er war ein äußerst streitbarer Intellektueller", so Gertrud Koch, "der in seinen Schriften, Filmen und politischen Aktionen einen Intellektuellentypus des 20. Jahrhunderts verkörperte, den man bereits am Beginn des 21. Jahrhunderts schmerzlich vermisste."

Warten auf einen Siegertext in Klagenfurt

Die intellektuellen Literaten unserer Tage lesen nun in Klagenfurt. "Kein Text springt auf Anhieb an, überzeugt gar", meint der Berliner TAGESSPIEGEL zum Beginn. "So bleibt der Eindruck nach dem ersten Drittel des diesjährigen Wettbewerbs diffus", urteilt Gerrit Bartels: "Ganz ordentlich, aber kein Siegertext. So wie das Wetter im Verlauf des Tages: Sonne, Wolken, Gewitter, Wischiwaschi, annehmbar."
Da rufen wir zur Auflösung unseres Speiseeis-Rätsels aus der TAZ. Warum gibt es manchmal Kopfschmerzen beim Eisschlecken? Richtig ist: "D) Der Kälteschmerz wird vermutlich durch einen Kältereiz am Gaumen erzeugt, daher kann es helfen, durch Berührungen der Zunge den Gaumen zu wärmen. Für die Zukunft: Das Eis einfach langsamer essen."
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