Aus den Feuilletons

Bye-bye Trump?

Donald Trump steht in der letzten TV-Debatte zwischen den Präsidentschaftsbewerbern im US-Wahlkampfes am Rednerpult.
Donald Trumps Beschimpfungen sind außergewöhnlich - die New York Times hat davon zwei volle Seiten abgedruckt. © picture alliance / dpa / EPA / Gary He
Von Paul Stänner · 26.10.2016
Die US-amerikanischen Zeitungen haben schon gewählt: Einhellig sprechen sie sich gegen Donald Trump als neuen Präsidenten aus, berichtet die "TAZ". Dieser Wahlkämpfer hat vor allem in der Sprache Spuren hinterlassen, wie die "FAZ" beweist.
Der Oktober ist noch nicht zu Ende, aber es wird schon dunkel und regnerisch. Gruselige Horrorclowns treiben ihr Unwesen, schokoladige Weihnachtsmänner stehen in den Regalen und Donald Trump zur Wahl. Die Zeiten verlangen viel von uns.
Die TAZ– und das ist das erste, was wir verdauen müssen – gibt Donald Trump recht. "Alle gegen einen" titelt sie und zählt auf, welche Zeitungen, also eigentlich alle, sich dafür ausgesprochen haben, dass Trump nicht Präsident werden soll. "In einer Einhelligkeit", schreibt Dorothea Hahn aus New York, "die in der Mediengeschichte der USA einmalig" sei, äußere selbst das Wall Street Journal Sympathien für Hilary Clinton. Eigentlich – schreibt Hahn aus New York – seien nur noch die Zeitungen für Trump, die im Supermarkt an der Kasse liegen.

Stamina - "ein trumpistischer Spracherfolg"

Sollte Trump wegen dieser Zeitungsverschwörung am 8. November untergehen, könnte ihm immerhin das Privileg zuteil werden, die amerikanische Sprache bereichert zu haben. Wir reden hier nicht über die Farbigkeit seiner Beschimpfungen, von denen die New York Times bekanntlich zwei volle Seiten abgedruckt hat, nein, es geht um das Wort "stamina".
Christian Metz schreibt in der FAZ, dass dieses Wort in die Umgangssprache eingegangen sei, seit Trump in einer Endlosschleife Clinton vorgeworfen habe, sie habe kein "stamina". "Stamina" bedeutet Ausdauer, Kondition, auch Stehvermögen, wobei jener maskuline Jargon mitschwingt, den Donald Trump gern in seiner Sportumkleide verwendet.
Metz fasst zusammen: "Neben dem 'what a nasty woman'", … und neben dem lippengeschürzt in das Mikrofon geküssten "wrong!", das inzwischen als Antwort für alle möglichen Fälle kursiert, ist "stamina" der dritte virulente trumpistische Spracherfolg, der aus diesem Wahlkampf hervorgeht." Soviel zur Witzfigur Trump.
Aber Metz hält auch eine düstere Perspektive parat: "Man kann darüber lachen, aber es bleibt doch erstaunlich, wie sehr sich der Trumpismus schon jetzt in den Köpfen festgesetzt hat."
Und wenn es Wörtern schon so geht, befürchtet Metz, kann es mit seinen vereinfachten Problemlösungen auch so gehen.

Trump als "Leitfigur einer Trotz- und Widerstandskultur"

Im Berliner TAGESSPIEGEL will uns Thomas Seibert Mut machen: Er listet auf, wie viele Präsidenten ordentliche Quartalssäufer waren, von James Buchanan, dessen besoffene Politik vielleicht sogar den Bürgerkrieg auslöste, über General Ulysses Grant, der sich durch besagten Krieg hindurchsoff und Präsident wurde, bis zu Richard Nixon. Amerika und die Welt haben schon Schlimmeres überstanden, will Seibert zwischen den Zeilen sagen, ein nüchterner Trump muss uns keine Angst machen. Wir buchen das unter "fromme Weihnachtswünsche".
Die Süddeutsche Zeitung schreibt, zwei amerikanische Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass sich die Entscheidung des typischen Wählers vor allem danach richtet, welcher Gruppe er sich zugehörig fühlt. Politische Kenntnisse seien unwichtig. Kommen wir speziell zu Donald Trumps Ahnungslosen – Zitat- :
"Eine große Minderheit, die sich einig weiß in ihrem – stolzen und gekränkten – Selbstwertgefühl um die Merkmale weiß, männlich, misogyn, nationalistisch, politisch libertär und unkorrekt, identifiziert sich mit dem Provokateur als Leitfigur einer Trotz- und Widerstandskultur."

Blutvergießen nach einer Niederlage?

Keine Ahnung, aber meinungsstark - die möglichen Folgen davon beschreibt in der Hannes Stein, nämlich:
"Viele Trump-Anhänger haben gesagt, sie stünden … für einen Bürgerkrieg bereit, wenn ihr Idol verliert."
Es seien Millionen Anhänger, die fest darauf vertrauten, dass Trump am 8. November gewinnt. Doch was, wenn nicht? Stein orakelt düster:
"Wenn er seine Niederlage nicht eingesteht – oder noch schlimmer: Wenn er eine Rede hält, in der er dunkle Mächte für seine Niederlage verantwortlich macht – dann wird es Blutvergießen geben. Denn eines haben Trumps Anhänger bekanntlich in rauen Mengen: Gewehre:"
Der Herbst ist voller Horrorclowns.
Mehr zum Thema