Aus den Feuilletons

Black Sabbath, ab ins Fegefeuer!

Black Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne bei einem Konzert der Band in Budapest.
Abschiedstour: Black Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne bei einem Konzert der Band in Budapest. © picture alliance / dpa / EPA / Balazs Mohai
Von Gregor Sander · 09.06.2016
Black Sabbath haben das letzte Berlin-Konzert ihrer Karriere gespielt. Nach dieser Tour ist Schluss - und die "Welt" fürchtet schon jetzt: "Ohne Black Sabbath wird das Leben zum Irrtum."
Muss man eigentlich betrunken sein, um das Black Sabbath-Abschiedskonzert in Berlin zu überstehen? Es hilft auf jeden Fall, meint Markus Schneider in der BERLINER ZEITUNG.
"Jedenfalls habe ich die Waldbühne selten so tobend und voll erlebt, was nicht nur daran lag, dass viele Sabbath-Fans sowohl Bier wie alles andere in mehrfacher XL-Ausführung brauchen."
Unvorstellbar, dass die Band um Ozzy Osbourne auch am Ende noch in der Originalbesetzung auftreten kann. Nur der Drumer wurde gegen einen Jungspund von 36 Jahren ausgetauscht. Der Kondition wegen. Und Ozzy? Sieht Jörg Wunder vom Berliner TAGESSPIEGEL so:
"Der einst wegen seiner berüchtigten Bühnenshow mit dem Ehrentitel 'Madman' Bedachte strahlt heute die Gefährlichkeit eines leicht verwirrten, noch recht agilen Altersheimbewohners aus, der seinen Pflegern beim Ausflug in die Stadt ausgebüxt ist."

"Und jetzt ab ins Fegefeuer"

Genauso stellt sich der Nicht-Sabbath-Fan das auch vor. Vielleicht haben die Kritiker am Eingang der Berliner Waldbühne auch einen XL-Becher Bier bekommen und dann noch einen. Denn gefallen hat die Show allen.
"Ohne Black Sabbath wird das Leben zum Irrtum."
Schreibt Michael Pilz in der Tageszeitung DIE WELT und Jörg Wunder betont im TAGESSPIEGEL, dass der 67-jährige Ozzy noch so seine Qualitäten hat:
"Seine Stimme hat nicht mehr das majestätische Volumen, das einst in den erstaunlich melodiösen Songs dieser mit granitener Härte auftrumpfenden Band die Grundlage für den Erfolg legte. Aber diesen krächzigen, kehligen Ozzy-Tonfall, der die von Tod, Teufeln, Pest und Cholera handelnden Refrains so unvergesslich macht, den bekommt er punktgenau hin."
Schon gut Jungs, wir folgen euch und wünschen der Band zum Abschied die Überschrift in der BERLINER ZEITUNG:
"Und jetzt ab ins Fegefeuer"

Der Bundespräsident als Frühstücksdirektor?

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hat ihre Kolumne "Wie erkläre ich's meinem Kind?" aus der Online-Ausgabe in die gedruckte geholt. Das ist listig, denn so kann man mal ganz naiv große politische Themen hinterfragen. Zum Beispiel: Wozu braucht man einen Bundespräsidenten?
Jürgen Kaube zählt in der FAZ erst einmal nüchtern auf:
"Der Bundespräsident trifft kaum Entscheidungen. Er macht keine Gesetze, sondern unterschreibt sie nur. Erst achtmal in sechzig Jahren hatte ein Bundespräsident Bedenken dagegen."
Der Bundespräsident ist also so eine Art Frühstücksdirektor, könnte man an dieser Stelle denken, aber die FAZ hat natürlich einen Bildungsauftrag und so schreibt Kaube auch den jungen Lesern hinter die Ohren: Der Bundespräsident:
"... kann den Leuten keine Ämter und keinen Einfluss versprechen, steht also außerhalb der Tauschverhältnisse des Regierens. Er soll keine eigenen politischen und erst recht keine geschäftlichen Interessen haben. Weil danach für ihn keine politischen Ämter mehr kommen, kann er frei wählen, wann er sich zurückhält und wann er wozu etwas sagt."

"Holzschnittartig in biedere Theatergesten gepresst"

Eigentlich eine ideale Figur für ein Drama. Tankred Dorst hat sich in seinem neuen Stück lieber auf das Zwischenmenschliche konzentriert. "Das Blaue in der Wand" wurde bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen uraufgeführt und Andreas Rossmann ist vom Stück begeistert:
"Was Tankred Dorst alles kann! Absurdes Theater, Beziehungsdrama, Sozialstück, Gesellschaftssatire, Boulevardkomödie!"
Die Inszenierung gefällt Rossmann schon weniger. Das zwei Personenstück, in dem eine hochschwangere Frau sich mit einem ihr fremden Mann über die Liebe, das Altwerden und die Angst unterhält, wurde von David Mouchtar-Samorai in Recklinghausen auf die Bühne gebracht und auch Cornelia Fiedler von der SZ hat so ihre Schwierigkeiten:
"Dass sich hier zwei Menschen mit den Mitteln der Poesie aus dem tristen Alltag davonstehlen, ist als charmante Überlebensstrategie eigentlich zentral für dieses Stück. Der Text wird aber so holzschnittartig in biedere Theatergesten gepresst, dass diese Fluchten kaum wirken können."
Wünschen wir Tankred Dorst also eine baldige Wiederaufführung. Oder wie es Rossmann in der FAZ ausdrückt.
"Das Stück kann mehr, als hier zu sehen ist."
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