Aus den Feuilletons

Ausstellung über muslimische Mode eröffnet unter Polizeischutz

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Eine Frau mit Chanel-Hidjab auf dem eine Kette zu sehen ist.
Das Werk „Chanel #VII“ aus der Serie „Al-Kouture“ von Wesaam Al-Badry hängt in der Ausstellung „Contemporary Muslim Fashions“ in Frankfurt/M. © Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt/Wesaam Al-Badry
Von Klaus Pokatzky · 03.04.2019
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Das Empörungspotenzial gegen die Ausstellung "Contemporary Muslim Fashions" in Frankfurt am Main ist groß, schreibt der "Freitag". Dabei würden weder Burka noch Niqab verherrlicht, betont die "FAZ".
"Welchen Song würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?", fragt die Wochenzeitung DER FREITAG. "Die Aria aus den Goldberg-Variationen", antwortet der Schriftsteller Jochen Schmidt und zeigt damit exzellenten Geschmack in einem musikbegeisterten Land.
"Das Interesse am Hören von Musik und am Musizieren ist in Deutschland ungebrochen", klärt uns nämlich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG auf. "Insgesamt musizierten schätzungsweise 14 Millionen Menschen in ihrer Freizeit, darunter 2,9 Millionen in Chören und Ensembles."

Die Vergangenheit des Malers Emil Nolde

Und wie sieht es mit der Kunst aus? "Ob sich die Kanzlerin mit Nolde schmücken muss?", fragt die Wochenzeitung DIE ZEIT – nachdem der Maler Emil Nolde, der auch im Kanzleramt hängt, immer mehr tiefbraune Schattierungen bekommt. Eine Ausstellung im Museum Hamburger Bahnhof in Berlin wird sich mit seiner Verstrickung in den Nationalsozialismus beschäftigen.
"Die Ausstellung findet noch weitere Beispiele für seine glühende Verehrung für Hitler", schreibt Tobias Timm in der ZEIT, "sie erzählt von Noldes Hass auf die angeblichen Machenschaften jüdischer Galeristen und seiner Enttäuschung darüber, dass sich innerhalb des NS-Regimes die Anhänger seiner Kunst letztlich nicht durchsetzen konnten."
Und von diesem Mann hängt eben das Bild "Brecher" an einem ganz besonderen Ort: "in Angela Merkels Büro im Bundeskanzleramt. Merkel hat das Bild selbst ausgewählt, als Leihgabe der Staatlichen Museen zu Berlin. Nolde ist der Künstler, mit dem sich die Kanzlerin ausländischen Staatsgästen präsentiert."
Da sieht DIE ZEIT eine "latent böse Ambivalenz" und ruft Angela Merkel ins Gewissen:
"Sollte die Kanzlerin an dieser Ambivalenz Gefallen finden, kann sie sie gerne in ihrer Amtsstube präsentieren. Falls nicht, darf das Bild gerne zu seinem Leihgeber zurückkehren: ins Museum."

Ausstellung zu muslimischer Mode in Frankfurt

Aber im Museum ist es auch nicht immer friedlich. "Schon vor der Eröffnung erntete die Frankfurter Schau harsche Kritik", heißt es im FREITAG zu einer Präsentation Muslimischer Mode im Frankfurter Museum Angewandte Kunst.
"Die Ausstellung wird nun unter Polizeischutz eröffnet, während ihrer Laufzeit wird es Taschenkontrollen und Leibesvisitationen geben", schreibt Alexander Jürgs: "Das Empörungspotential bleibt hoch. Dabei würde es sich so viel mehr lohnen, unvoreingenommen zu schauen."

Keine "Verherrlichung der Burka"

Dann schauen wir doch mal hin, welche Mode es so für die muslimische Dame gibt. "Von einer Verherrlichung der Burka oder des Niqab kann in dieser Ausstellung keine Rede sein", findet die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
"Vielmehr zeigen die verschiedenen Stationen Mode zu unterschiedlichen Anlässen, Streetwear, Sportbekleidung, große Roben, Haute Couture, daneben sind in Nischen und auf Plattformen Modebeispiele aus dem Nahen und Mittleren Osten drapiert, aus Indonesien und Malaysia, von Designern aus Iran oder Kanada und den Vereinigten Staaten und auch aus Deutschland, was einen Eindruck der multiethnischen Kultur des Islams und seiner Bekleidungsvorstellungen gibt", fasst Verena Lueken zusammen.
"Contemporary Muslim Fashion" heißt das Ganze und ist von Freitag an bis zum 15. September zu sehen. "Es geht in der Frankfurter Ausstellung um mehr als um die Dokumentation und Repräsentation eines milliardenschweren Marktes", schreibt die Literaturwissenschaftlerin und Modeexpertin Barbara Vinken in der ZEIT.
"Sie verwickelt die Betrachterinnen und Betrachter in anregende Fragen: Was tun wir eigentlich, wenn wir uns wie anziehen? Treten Männer und Frauen in der Öffentlichkeit tatsächlich gleich auf?"
Und damit lieber noch zu einem Männerthema: "Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?", fragt der FREITAG den Schriftsteller Jochen Schmidt. "Die wichtigsten sind doch legal", antwortet der: "Laufen, lesen, Fußballgucken.
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