Aus den Feuilletons

77 falsche Trump-Aussagen an nur einem Tag

Das Bild zeigt US-Präsident Trump von unten aufgenommen, wie er in mehrere Reporter-Mikrofone spricht.
Er redet viel und produziert dabei laut Faktencheckern jede Menge Lügen: US-Präsident Donald Trump. © dpa-Bildfunk / AP / Evan Vucci
Von Klaus Pokatzky · 01.07.2018
Die Feuilletons beschäftigen sich mit den Lügen des Donald Trump und der neuen Regierung in Italien. Was zu dem Schluss führt, dass die Lage in Deutschland zurzeit gar nicht so schlimm ist - trotz Ausscheidens der deutschen Fußball-Elf bei der WM.
"Einem Autor kann nichts Besseres passieren, als fürs Geschichtenerzählen auch noch bezahlt zu werden." So zitiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Margalit Fox, Kollegin bei der "New York Times", die als Fachfrau für Nachrufe nun in den verdienten Ruhestand tritt:
Nach mehr als 1400 Nachrufen in 24 Jahren. "Ihren allerersten Gedenkartikel musste sie immer wieder aktualisieren", so die SÜDDEUTSCHE, "denn der fragliche Professor lebt immer noch und ist zu ihrem Verdruss bis heute unerhört produktiv."

Nach 1400 Nachrufen in den Ruhestand

Andere haben es noch schwerer. "Am 20. Juni hat er 77 falsche Aussagen gemacht", das sagt zu US-Präsident Donald Trump und seinem Verhältnis zur Wahrheit Glenn Kessler, der bei der "Washington Post" der Faktenchecker ist.
"Ich denke, dass Trump sehr oft tatsächlich glaubt, was er sagt", meint der Journalist im Interview der SÜDDEUTSCHEN. "Er glaubt an das, was er in einem bestimmten Moment sagt – selbst wenn es 24 Stunden später komplett widerlegt wird."
Ein Beispiel bitte: "Gerade vergangene Woche, da hat er behauptet, die Wirtschaft sei im Keller gewesen, als er das Amt übernommen hatte. Tatsächlich aber hat er mit die beste Wirtschaftslage übernommen, die einem neuen US-Präsidenten je von seinem Vorgänger hinterlassen wurde."

Faktenchecker haben mit Trump leichtes Spiel

Doch, wo die Lüge droht, da naht das Rettende auch: "Seine Falschaussagen sind einfach zu leicht zu widerlegen. Barack Obama oder Hillary Clinton eine falsche oder auch nur eine irreführende Aussage nachzuweisen, das war eine Herausforderung. Sie haben sich sehr trickreich um die Wahrheit gedrückt. Trump versucht das nicht mal. Er ist da ein offenes Buch."
Gibt es noch Traurigeres? "Alle Kinder weinen nun in Kreuzberg", beschreibt die Tageszeitung TAZ die Folgen des Ausscheidens der deutschen Fußballer bei der Weltmeisterschaft in Russland. "Weint nicht zu sehr, ihr Verlierer, die ihr in der Vorrunde rausgeflogen seid!", ruft uns da Viktor Jerofejew zu und erinnert an das, was sein Land alles so zu bieten hat, wenn der Ball nicht rollt.

Der Traum von gutem Sex

"Die Hauptnutznießer der Weltmeisterschaft 2018 sind die jungen Russinnen", schreibt der Schriftsteller in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
"Fragt man eine unserer Frauen, was sie an den ausländischen Touristen finde, dann vergleicht sie als Erstes unsere Jungs mit den Fremden. Die Russin träumt von gutem Sex, der ihre Bedürfnisse befriedigt. Einem durchschnittlichen Russen kann aber Bier schon mal wichtiger sein als Sex, manchmal ist ihm Sex ganz egal."
Doch Vorsicht sei den deutschen Fußballfans im Russenland geraten, wenn sie jetzt glauben, sie sollten sich besonders locker von der Niederlage erholen.
"Im Netz sind nicht wenige Videos aufgetaucht, in denen man sieht, wie russische Typen eine junge Frau, die mit einem Ausländer unterwegs ist, beleidigen oder gar anrempeln. Der ausländische Schlachtenbummler selbst riskiert, Prügel zu beziehen."

Politische Umwälzungen im geliebten Urlaubsland

Andere haben aber noch mehr zu klagen als wir Deutschen. Italien, das immerhin schon vier Mal Weltmeister im Balltreten war, hat es noch nicht mal nach Russland geschafft, sondern ist schon in der Qualifikation ausgeschieden.
"Mit kindlichem Entsetzen verfolgen wir Deutschen die politischen Umwälzungen in unserem geliebten Urlaubsland", heißt es in der Tageszeitung DIE WELT zur neuen Regierung in Rom unter dem Ministerpräsidenten Giuseppe Conte.
"Seine Regierung ist aus heterogenen und tendenziell europafeindlichen Kräften zusammengesetzt", schreibt der Ethnologe und Italienkenner Thomas Hauschild. "Im Vergleich wird oft übersehen, wie heterogen auch die deutsche Regierungsmannschaft ist und dass Macrons neue französische Republik aus Trümmern der klassischen französischen Parteienlandschaft gemixt wurde."
Bella Germania.
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