Aus den Feuilletons

20 Fußballfelder Kunst

Taiwan, Kaohsiung: Chien Wen-Ping (l), künstlerischer Leiter des Nationalen Kunst- und Kulturzentrums Weiwuying, und Francine Houben, Gründerin des verantwortlichen Architekturbüros Mecanoo Architects in den Niederlanden, stehen nach der Eröffnung im weltweit größten Zentrum für darstellende Künste unter einem Dach in der südtaiwanesischen Hafenstadt Kaohsiung am Eingang und zeigen mit den Daumen nach oben. Der Komplex hat eine überdachte Fläche von 141 000 Quadratmetern - soviel wie 20 Fußballfelder. (zu dpa «Taiwan eröffnet weltweit größtes Kulturzentrum unter einem Dach»)
Chien Wen-Ping, künstlerischer Leiter des Nationalen Kunst- und Kulturzentrums Weiwuying, und Francine Houben, Gründerin des verantwortlichen Architekturbüros, bei der Eröffnung des weltweit größten Zentrums für darstellende Künste in Kaohsiung. © National Kaohsiung Center for the Arts / dpa
Von Klaus Pokatzky · 14.10.2018
In Taiwan wurde ein Kulturzentrum eröffnet, das 20 Fußballfelder groß und damit das weltweit größte Zentrum für darstellende Künste ist. Die Berliner Philharmoniker zählen zu den ersten ausländischen Orchestern, die in Kaohsiung auftreten werden.
"Das weltweit größte Zentrum für darstellende Künste unter einem Dach ist am Wochenende in der südtaiwanesischen Hafenstadt Kaohsiung eröffnet worden." Das erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über ein Kulturzentrum, das Einiges bietet: "ein Opernhaus, eine Konzerthalle, ein Schauspielhaus und Kongresssäle, daneben gibt es ein Amphitheater".
Und das auf einer "Fläche von 141.000 Quadratmetern, das sind 20 Fußballfelder", so der Berliner TAGESSPIEGEL: "Zu den ersten ausländischen Orchestern, die in Kaohsiung auftreten werden, gehören im November die Berliner Philharmoniker unter Gustavo Dudamel."

Positive Bilanz der Frankfurter Buchmesse

Wir haben zwar nicht so gigantische Kunstzentren; wir haben unsere Buchmessen. "Alles in allem eine gute, themensatte Messe", urteilt die Tageszeitung TAZ über die gerade in Frankfurt zu Ende gegangene Bücherschau.
"Trotz abgesagter Partys ging niemand verzagt ins Bett", beruhigt uns die SÜDDEUTSCHE. "Diese Buchmesse war so schön wie lange nicht", meint der TAGESSPIEGEL. "Zum Wesen einer Buchmesse gehört ihre politische Haltung", schreibt Gerrit Bartels: "Dieses Jahr waren es vor allem die Menschenrechte, die inständig beschworen wurden."
Nach den letzten Buchmessen in Leipzig und Frankfurt war das große Thema in den Feuilletons: Wie umgehen mit rechten Verlagen? In Frankfurt präsentierte der AfD-Politiker und Nazi-Versteher Björn Höcke sein neues Buch.

Sonneborns Satireaktion

"In der Halle 4 hatten bewaffnete Polizisten und Polizistinnen die Rolltreppen umstellt, in den Hallen selbst patrouillierte zu diesen Stunden auffällig viel Polizei", beobachtete Gerrit Bartels: "Oben an den Treppengeländern war es schwer, ein Durchkommen zu finden, so als würde hier nicht lediglich ein AfD-Politiker, sondern gleich Adolf Hitler einlaufen."
Der lief Gott sei dank nicht ein; dafür aber der Satiriker Martin Sonneborn, der Höckes Auftritt sabotieren wollte, "indem er, verkleidet als Graf Stauffenberg, eine Aktentasche in Höckes Nähe zu deponieren versuchte", wie es in der SÜDDEUTSCHEN heißt.

Neiman: "Satire kein geeignetes politisches Mittel"

"Am Morgen danach warnte die amerikanische Philosophin Susan Neiman auf dem Weltempfang-Podium ausdrücklich vor derlei Aktionen. Satire sei in diesen Zeiten nicht das geeignete politische Mittel, man könne das an Trump sehen".
Da meint die SÜDDEUTSCHE: "Bleibt die Frage, was stattdessen wirken könnte." Vielleicht die diesjährigen Friedenspreisträger? "Aleida und Jan Assmann warnen in der Paulskirche vor 'Milieuvergiftung' und spenden ihr Preisgeld an Integrationsinitiativen", titelt die SÜDDEUTSCHE.
"Es gibt sie noch, die guten Deutschen", freut sich die Tageszeitung DIE WELT. "War es eine der am häufigsten durch Beifall unterbrochenen Paulskirchenreden aller Zeiten? Der Szenenapplaus, den Aleida und Jan Assmann bei ihrer Dankesrede zur Entgegennahme des Friedenspreises des deutschen Buchhandels bekamen, war auffällig. So häufig, als gebe es in diesen empörungsbereiten Zeiten eine Sehnsucht nach unaufgeregter, konsensueller Verbindlichkeit."

Zum 80. Geburtstag von Marie-Luise Scherer

Vergessen wir eine Jubilarin nicht. "Marie-Luise Scherers Ruf bis heute begründen die Reportagen, die sie für den Spiegel geschrieben hat", gratuliert die SÜDDEUTSCHE einer Journalistenkollegin zu ihrem achtzigsten Geburtstag am Montag. "Neugier und Takt", lobt Burkhard Müller an den ganz alten Texten etwa über die großen Damen des damaligen Show-Geschäfts:
"Hildegard Knef, die sich im Foyer eines Luxushotels mit rauchiger Stimme die Verehrer vom Hals hält; die fast erblindete Zarah Leander beim Auftritt vor einem Publikum, das sie nicht zu schätzen weiß." Burkhard Müller: "Liest man diese Texte im Abstand von Jahrzehnten, merkt man, wie in die scheinbar kleinen Beobachtungen eine ganze Epoche eingeschlossen ist."
Glückwunsch!
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