Aufforstung gegen den Klimawandel

Unterirdische Wälder nutzen

07:25 Minuten
Eine Bäuerin sät auf einem Feld Möhrenhirse aus.
Auch in verdorrten Böden findet sich oft noch Wurzelwerk, das sich für ein natürliches Aufforsten nutzen lässt. © picture alliance / imageBroker / Florian Kopp
Dirk Bathe im Gespräch mit Liane von Billerbeck  · 02.11.2021
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Das Kinderhilfswerk World Vision setzt bei der Aufforstung auf die FMNR-Methode, die auch verdörrte Böden wiederbelebt. So können unterirdische Wurzeln wieder sprießen. 2018 bekam der Australier Tony Rinaudo für diese Idee den Alternativen Nobelpreis.
Weltweit breiten sich die Wüsten aus und verschärfen die Klimaerhitzung. Bäume können da helfen, weil sie CO2 speichern, weil sie kühlen und Schatten spenden. Deshalb muss immer mehr aufgeforstet werden. Ein Stopp der Abholzungen, der gerade auf der Klimakonferenz in Glasgow beschlossen wurde, wird nicht reichen.
Das Kinderhilfswerk World Vision forstet in 26 Ländern weltweit auf und arbeitet dazu seit Jahren mit der FMNR-Methode. Das sei ein einfaches, effektives und preiswertes Vorgehen, sagt der World Vision-Medienreferent Dirk Bathe: "Wir benutzen dabei Wurzeln, Strunke, die noch in der Erde sind." Häufig würden Ländereien abgeholzt oder gebrandrodet, im Boden befänden sich aber oft immer noch "unterirdische Wälder", so Bathe.
"Diese Wurzelsysteme sind noch lebendig, aus den Wurzeln kommen dann kleine Triebe wieder heraus." Bislang seien diese Triebe nicht so beachtet worden, oft seien sie von Ziegen weggefressen oder abgeschnitten worden.
Der australische Agrarökonom Tony Rinaudo habe entdeckt, dass sich aus diesen Wurzeln und Trieben sehr schnell und effektiv wieder Bäume und Wälder gewinnen lassen. Er bekam 2018 dafür den Alternativen Nobelpreis.

Bauern informieren Bauern

Schwierig sei vor allem, die gewohnten Verhaltensweisen zu überwinden, sagt Bathe. Statt die Felder von Gestrüpp zu befreien, sollten Bauern jetzt plötzlich daraus wieder etwas wachsen lassen und die Felder auch mal ungenutzt liegen lassen. World Vision habe Bauern für dieses Vorgehen gewinnen können, und diese wiederum informierten andere Landwirte über die Erfolge von FMNR. "Das ist natürlich ein Hebel, der ganz besonders erfolgreich ist."
Studien zeigten, dass die normale Aufforstung mit 150 US-Dollar pro Hektar teurer sei und weniger erfolgreich. Die FMNR-Methode koste dagegen im Schnitt nur vier US-Dollar.

Neue Perspektiven für Familien

Vielerorts gebe es verarmte Böden, deren Ernten immer geringer ausfielen, sagt Bathe. "Das fällt natürlich auch den Bäuerinnen und Bauern auf." Das Kinderhilfswerk vermittle das Wissen über die FMNR-Methode in Form von Workshops. Dann bildeten sich häufig kleine Genossenschaften, die das gemeinsam umsetzten.
"Wir sehen uns da in der Pflicht, Bäuerinnen und Bauern dabei zu unterstützen, auch finanziell", sagt der Medienreferent. Die Umstellung führe zu Erntesteigerungen, was die Einkommenssituation der Bauernfamilien deutlich verbessere. Und das bedeute auch mehr Chancen für das Leben der Kinder.
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