Auf Unterschriftenfang vor der Wahl

Eine Partei mit Dynamik im Angebot

Von Holger Trocha · 03.07.2017
Gelb, Rot, Grün, Schwarz – die Farben der Parteien im Bundestag sind vielfältig. Geht es nach dem Willen von Yogamönch Dada, kommt im September eine neue Farbe hinzu: Orange. Sie gehört der Partei Menschliche Welt.
Der Mann in oranger Mönchskutte und Turban sitzt auf einer Parkbank mitten in einer Berliner Einkaufsstraße und meditiert. Mit seinem langen Vollbart passt er so gar nicht ins mittägliche Bild. Um ihn herum vor allem Geschäftsleute in dunklen Anzügen und weißen Hemden. Einige drehen sich verwundert zur Parkbank, wollen wissen: Wer ist dieser Mann in Orange?
"Ich bin Dada Madhuvidyanada, ich werde einfach Dada genannt. Dada bedeutet Bruder. Ich bin ein Yogamönch."
Nachdem er immer wieder dieselbe Frage beantwortet hat, setzt sich Dada im Schneidersitz auf die Bank, legt die Hände in seinen Schoss und schließt seine Augen. Viermal am Tag macht er das, egal wo er gerade ist - im Zug, im Flugzeug – oder wie heute in der Einkaufsstraße. Fünf Minuten dauert die Selbstbesinnung, dann steht der Yogamönch auf:
- "Hallo! Darf ich Sie um einen Gefallen bitten? Ich habe mit Freunden eine Partei gegründet, die heißt 'Menschliche Welt'. Und um auf dem Wahlzettel zu stehen brauchen wir für die Landeswahlleiterin zweitausend Unterschriften."
- "Einmal unterschreiben. Und was habt Ihr jetzt für Ziele?"
- "Was uns sehr am Herzen liegt, ist Friedenspolitik."

Bürgerlich heißt der Mönch Michael Moritz

Mit bürgerlichem Namen heißt Dada Michael Moritz und ist 54 Jahre alt. Seit 30 Jahren nennt er sich Dada Mad huvi dya nada, trägt statt Jeans und Hemd nur noch orangefarbene Mönchskutten samt Turban. Er lebt enthaltsam in einem Ashram bei Ravensburg. Sein Beruf: Yoga Mönch und spiritueller Coach. Seine jüngste Berufung: Politiker. Mit seinen Ideen will er in den Bundestag, gründete mit Freunden die Partei Menschliche Welt. Oberstes Ziel: Partei und Yoga-Philosphie in Einklang zu bringen. Ein gewagtes Unterfangen.
"Die vorrangige Forderung ist Friedenspolitik. Wir setzen uns auch für die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ein. Uns geht es auch weniger darum, jetzt bestimmte Positionen einzunehmen. Uns geht es mehr darum, unsere Führung anzubieten. "
Bremen, Baden-Württemberg, Berlin – in diesen drei Bundesländern will seine Partei für die Bundestagswahl antreten. Aber um es dort überhaupt auf die Wahlzettel zu schaffen, müssen die Yogapartei und Parteivorsitzender Dada erst einmal Unterstützungsunterschriften sammeln. Und das ist in seinem ungewöhnlichen Outfit nicht immer ganz einfach:
"Es ist wirklich sehr unterschiedlich. Ich denke schon allgemein, ne allgemein respektvolle Haltung sehe ich schon meistens."
Viele Passanten sind neugierig, aber auch kritisch:
"Mit diesem Outfit, wenn man da rumgeht, da ne Massenbewegung draus zu kriegen - das ist natürlich schwer."
Dada sieht das anders, ist von seinem Parteiprogramm und seinem Konzept der friedlichen Welt überzeugt:
"Ich glaube, dass unsere Partei 'Menschliche Welt' über die Jahre hinweg sehr bekannt werden wird und dass wir politische Verantwortung übernehmen werden und ganz sicher in den Bundestag einziehen werden."
Ein lächelnder Yoga Mönch auf Wahlplakaten? - Für viele ist das gewöhnungsbedürftig.
"Das kann ich sehr gut nachvollziehen, deswegen bin ich auch jetzt nicht der Kandidat. Das sind ganz normale Menschen, die im Callcenter arbeiten oder die am Flughafen arbeiten oder die Lehrer sind und so weiter."

Für einige "zu wenig", für andere "interessant"

Er selbst sieht sich als Mentor und spiritueller Coach der orangenen Yoga Parteibewegung. Sein leuchtendes Outfit sei dabei Ausdruck von Dynamik, sagt er. Seit Jahren engagiert sich Dada Mad huvi dya nanda weltweit da, wo Not am Mann ist:26 Jahre lebte er im Ausland, lehrte nicht nur Yoga. Er gründete in Albanien eine Hilfsorganisation, leitete im Bosnienkrieg ein Flüchtlingsheim in Zagreb, flog als Erdbeben-Nothelfer in den Irak.
"Und mein Ziel ist auch, nach dem besten meiner Fähigkeiten, anderen Menschen Gutes zu tun, ihnen zu helfen, glücklich und gesund zu leben."
Manche Passanten überzeugt allein schon sein Aussehen.
"Ja, der schaut einfach vertrauenswürdig aus. Wenn ich ihm so in die Augen schaue... Er strahlt irgendwas Friedliches aus, da ist nichts Aggressives. Vielleicht macht das die Farbe, ich weiß nicht."
Doch nicht bei jedem kann der Mönch punkten:
"Ich muss sagen, dass ist mir doch ein bisschen zu wenig. Diese Aussage: Friede, Freude, Eierkuchen. Dafür meine Stimme zur Bundestagswahl zu verschwenden, das ist einfach von der Aussage zu wenig und die Stimme ist zu wichtig."
Frieden, Vertrauen und knallige Farben alleine genügen eben nicht, um erfolgreich für die Bundestagswahl anzutreten. Yogamönch Dada und seine Mitstreiter müssen bis zum 7. Juli Unterstützer finden. 4.484 gültige Unterschriften brauchen sie in Berlin, Bremen und Baden Württemberg, um für die Wahl überhaupt zugelassen zu werden.
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