Auf musikalischer Schatzsuche

08.11.2012
2012 ist Emilie-Mayer-Jahr: Der 200. Geburtstag der in Friedland geborenen Komponistin findet in der Musikwelt große Beachtung. So haben die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern Emilie Mayer mit einer eigenen Konzertreihe bedacht, lud der Musikschulzweckverband Kon.centus zu einem Festakt nach Friedland, gab es im Konzerthaus Berlin Kammer- und Gesprächskonzert, widmete die Neubrandenburger Philharmonie der Mecklenburgerin im Mai bereits ein Porträtkonzert.
Die bisherigen Konzerterfahrungen belegen, dass Emilie Mayer hörenswerte, qualitativ hochwertige Musik komponiert hat, die es verdient, gespielt zu werden. Schade nur, dass gerade die Partitur der ihrer Zeit am meisten gefeierten h-Moll-Sinfonie verloren ging. Doch so hoffnungslos ist der Fall nun auch wiederum nicht: GMD Stefan Malzew studierte fleißig die verfügbaren Noten Emilie Mayers, beschäftigte sich vor allem mit Fragen der Orchestrierung im Schaffen der Mecklenburgerin und ihrer Zeitgenossen und rekonstruierte mit Hilfe der überlieferten vierhändigen Klavierfassung die Orchesterpartitur der Sinfonie. Somit ist die musikalische Substanz allemal gerettet.

Freilich kann am Ende nicht das Original ersetzt werden, doch eine Annäherung ist möglich! In Malzews Bearbeitung wurde Emilie Mayers h-Moll-Sinfonie am 31. August in Rostock bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern zu neuem Leben erweckt. Nachdem das Juwel in Neubrandenburg erstmals am 3. Oktober im Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit zu hören war, erklingt es nun ein weiteres Mal im Anrechtskonzert am 8. November.

Auch Ottorino Respighi hat schon verloren geglaubte Musikschätze gehoben. Zwischen 1916 und 1931 schrieb er drei Orchestersuiten nach Lautenmusik aus dem 16. und 17. Jahrhundert - die "Antiken Tänze und Arien". Respighis Stücke trugen damals wesentlich zur Wiederentdeckung Alter Musik bei. Seine Suiten sind allerdings freie Bearbeitungen der historischen Vorlagen - es ging dem Komponisten keineswegs um die Rekonstruktion Alter Musik! Er wollte weder den "Originalklang" noch die alte Verzierungspraxis wiederbeleben. Von Respighis drei Suiten steht die zweite auf dem Programm.

Außerdem gelangt das a-Moll-Klavierkonzert des Italieners zur Aufführung, dargeboten von Pietro Massa, der sich insbesondere dem Klavierrepertoire seiner Heimat verpflichtet fühlt. Massa wurde 1973 in Mailand geboren und lebt seit 1999 in Berlin. Der Pianist gastiert regelmäßig bei der Neubrandenburger Philharmonie und hat mit dem Orchester bereits diverse CDs mit Werken von Busoni, Martucci und Castelnuovo-Tedesco eingespielt. Auch das Respighi-Konzert wird zu diesem Zwecke aufgezeichnet.
theater-und-orchester.de


Live aus der Konzertkirche Neubrandenburg


Ottorino Respighi
Alte Tänze und Arien, 2. Suite
Klavierkonzert a-Moll op. 40

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Die Komponistin Emilie Mayer
Von Gerd Müller

Emilie Mayer
Sinfonie Nr. 4 h-Moll
Rekonstruierte Orchesterfassung von Stefan Malzew


Pietro Massa, Klavier
Neubrandenburger Philharmonie
Leitung: Stefan Malzew