Auf Merkels frühen Spuren

Von Stefan May · 02.09.2013
Zu DDR-Zeiten grenzte sich Berlin-Adlershof von der Außenwelt ab. Das riesige Areal ist inzwischen ein Technologiepark mit beinahe 1000 Unternehmen. Doch man findet die alte Zeit noch. Zum Beispiel in dem Raum, wo die heutige Bundeskanzlerin 1986 als Physikerin ihre Dissertation verteidigte.
14 Uhr, vor dem Haus der Bundespressekonferenz. Ein Dutzend Kollegen des 400 Mitglieder starken Vereins macht sich im Autobus auf die Fahrt in den Süden Berlins. Nicht weit entfernt von jener Baustelle, die irgendwann einmal Berlins neuer Großflughafen werden soll. Die der Stadt gehörende Vermarktungsgesellschaft Wista des Technologieparks Adlershof hat zum Gespräch mit Zeitgenossen aus Angela Merkels Zeit als Physikerin eingeladen.

Und während sich der Bus an Umleitungen und Staus vorbei durch Berlins Mitte schlängelt, stimmt der Pressesprecher des Technologieparks, Peter Strunk, seine Fahrgäste auf das zu Erwartende ein:

"Adlershof wächst, es ist eine Erfolgsgeschichte, es ist eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Und sie wurde eigentlich ermöglicht durch Menschen, die 1989/90 vor dem größten Umbruch ihres Lebens standen. Und da haben damals schon, in den Jahren 1990/91 eine ganze Menge noch relativ junger Leute damals gesagt: Hey, ich bin Wissenschaftler, ich kann was, also gründe ich ein Unternehmen. Also ohne diese Pioniergeneration wäre das in die Hosen gegangen. Und sie haben nachher die Gelegenheit mal mit vier solcher Pioniere zu sprechen, die das gemacht haben, was in der DDR streng verboten war: Sie sind Klassenfeind geworden, sie sind Eigentümer von Produktionsmitteln geworden.

Aber das können ihnen die Dame und die drei Herren, die sie treffen werden, nachher noch erzählen. Eine Eigenschaft haben sie aber auch alle mit Frau Merkel gemein, unsere großen erfolgreichen Unternehmer: Die sind alle nicht eitel. Die PR muss ich für sie machen, der Westdeutsche. Ich bin das Huhn, das gackert, wenn andere die Eier legen."

Merkel und Steinbrück im ersten und einzige Fernsehstreitgespräch
Auf dem Gelände, wo sie 1986 ihre Doktorarbeit verteidigte, stritt Angela Merkel nun mit Peer Steinbrück.© picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini
Medien, Wissenschaft, Technologie
Dann erzählt er von den Anfängen in Adlershof vor dem Ersten Weltkrieg. Denn damals schon wurde mit dem Flugfeld Johannisthal ein Grundstein für den künftigen Großflughafen gelegt. Er erzählt davon, dass außer Technologiefirmen auch Filmstudios in Adlershof eingezogen sind. Das gestrige Kanzlerduell etwa wurde von dort gesendet. Und auch die Humboldt-Universität Berlin hat ihre naturwissenschaftlichen Institute hierher verlegt. Deshalb arbeitet auch der Mann der Bundeskanzlerin, Professor für Chemie Joachim Sauer, in Adlershof, da wo seine Frau bis kurz nach der Wende tätig war.

Und weil wir gerade dabei sind, fügt das laut Eigendefinition gackernde Huhn vom Technologiepark Peter Strunk noch eine Anekdote an:

"Frau Merkel hat, das habe ich selbst noch von einer ehemaligen Kollegin von ihr erfahren, im März 1990 ihr gesagt: Die Politik fasziniert mich – und sie war verschwunden. Weil sie merkte, es gibt eine Wiedervereinigung, es ändert sich alles, es gibt einen totalen Umbruch. Und was wir heute machen, ist mal nachzuschauen, was eigentlich die anderen Menschen dort alles gemacht haben, denn die waren ja auch mit einem totalen Umbruch konfrontiert."

Eine Stunde später ist das Ziel erreicht. Der Bus kurvt durch mit jungen Bäumen bepflanzte Straßen, an bunten Industriegebäuden, an zur Vermarktung frisch geharkten Freiflächen, moderner Büroarchitektur und ein paar alten noch DDR-braunen Einheitsbauten vorbei.

Zuerst drückt sich die Korrespondentengruppe aber noch die Nasen platt an den Scheiben eines niedrigen Gebäudes, an dem "Gasvertrieb" steht, einem ehemaligen Flugzeughangar: Denn von der Decke hängt dort drinnen ein fragiles Fluggerät aus den Anfängen von Adlershof, wie es die Gebrüder Wright Anfang des 20. Jahrhunderts hier zu Dutzenden hergestellt hatten.

Dann steigen die Besucher in einem noch übrig gebliebenen Akademiebau aus der DDR-Zeit in den ersten Stock und betreten einen unscheinbaren Besprechungsraum mit indirektem Kunstlicht. Noch immer hängt der vertraute Geruch ostdeutscher Reinigungsmittel im Gebäude fest. An der einen Stirnseite des Raums sind in eine Holzverbau-Wand grüne Schultafeln eingesetzt, davor liegen ein Holzlineal und ein Schwämmchen.

Merkelsche Reliquien
Pressesprecher Strunk meint sogar, dass mit den Kreidestücken wohl noch die heutige Bundeskanzlerin geschrieben habe. Hier hat sie am 8.6.1986 ihre Doktorarbeit vor Gutachtern verteidigt, und Peter Strunk hält stolz die Kopien der ersten Seiten ihrer Doktorarbeit in die Höhe. Etwas Enttäuschung macht sich bei den Journalisten breit, die sich ein prunkvolleres Sanktuarium der späteren Bundeskanzlerin erhofft hatten. Wie Yue Li, die für die größte chinesische Frauenzeitung, China Women´s News mit einer Auflage von einer halben Million schreibt.

"Da hab ich auch ein paar Fotos gemacht, und ist so bescheiden und so normal, aber es ist so."

Yue Li hat die Merkelbiografie des kürzlich verstorbenen Gerd Langguth ins Chinesische übersetzt:

"Sie hatte auch einen Brief an mir geschickt und sagte: Vielen Dank und sagte, irgendwie ist sie auch sehr begeistert, statt Chinesische ist so eine schwierige Sprache ist schneller übersetzt vom Deutschen ins Chinesische als vom Deutschen ins Englische zum Beispiel."

Heute soll es aber um Merkels ehemalige Kollegen gehen, die sich zwischen die Journalisten an den Tisch mit Kaffee und Kuchen gesetzt haben und erzählen, wie das damals war. Die Chemikerin Christine Wedler, heute Chefin der Firma Asca:

"Das hätten wir nicht so erwartet, dass man also erst ein mühselig dreimal evaluiertes Institut neu baut, mit 30 Millionen ausstattet und viel Geld reinsteckt und dann nach zwei Jahren sagt: Wiedersehen, das war´s. Also das war ein großer Schock, für alle. Wir haben dann im Jahr 2000 zu zweit eine Firma gegründet. Das war kein Triumphtag, sondern ein sehr besorgter Tag. Ich selbst wäre ja nicht auf die Idee gekommen, Unternehmer zu werden. Und toi, toi, toi – bis jetzt klappt´s."

Ihr Unternehmen, das Forschung für die Pharmaindustrie betreibt, macht mit heute 30 Mitarbeitern etwa vier Millionen Euro Umsatz. Der Kollege zur Rechten der Unternehmerin wider Willen, Frank Weckend, hatte im Institut für Kybernetik gearbeitet, als die Wende kam:

"Wir sind alle hervorragend evaluiert worden, was uns nicht davor bewahrt hat, dann aufgelöst zu werden. Und unser Institut war eines der ersten, was abgewickelt wurde."

Auch da: Firmengründung, heute mehr als 120 Mitarbeiter, berühmt geworden durch eine akustische Kamera, die Geräusche und Lärm in Bilder umsetzt.

"Also eigentlich alle Automobilfirmen sind mit unserem System ausgestattet. Und da, klingt ja jetzt blöd, sind sie auch die Besten noch. Wir haben da durchaus noch zwei, drei Mannjahre Vorsprung."

Fragen seitens der Besucher? Die Kollegin vom katalonischen Radio möchte etwas zum Bildungsbudget wissen:

"Was machen sie von Frau Merkel als eine ehemalige Kollegin? Hat sie genug Investitionen in ihren Bereich gemacht?"

Oder der Korrespondent der tschechischen Nachrichtenagentur:

"Gibt es bei euch sozusagen Ostalgie oder sind sie zufriedener als Unternehmer, also fehlt ihnen die Sicherheit von Arbeit, Geld von damals, oder?"

Vom Forscher zum Unternehmer
Rainer Hammerschmidt : "Es ist mein persönlicher Eindruck, aber den teile ich, glaube ich, mit vielen anderen Menschen in der ehemaligen DDR, dass in der Bundesrepublik die sogenannte Ellbogengesellschaft deutlich ausgeprägter war, als es bei uns der Fall war."

Antwortet Rainer Hammerschmidt vom anderen Ende des langen Tisches. Seine Firma hat mit Vakuumphysik und Optik zu tun, beschäftigt 35 Mitarbeiter und macht sieben Millionen Euro Umsatz:

"Man hat bei uns überhaupt keinen Gedanken an so etwas verschwendet. Der Staat hat für die Grundbedürfnisse gesorgt, für Bildung gesorgt, die ja ausgezeichnet war in der DDR. Es brauchte sich also keiner elementare Existenzsorgen machen in der DDR."

Der Umgang miteinander war entspannter, darin sind sich die vier Unternehmenschefs einig. Was wohl auch daran gelegen haben mag, dass der Einkommensunterschied zwischen Direktor und Reinigungskraft bei 1: 3 gelegen hatte, meint Christine Wedler und:

"Die Unternehmer, die sie hier sehen, die haben es ja geschafft, wie man so sagt. Die sind jetzt Unternehmer, die haben eine Firma, und die sind erfolgreich, mehr oder weniger. Das war sehr schwierig, am Ende haben sie mit viel eigener Kraft ein Unternehmen auf eigene Beine gestellt. Und das ist ein schöner Erfolg, davon ist man stolz und zufrieden und sieht die Verhältnisse in freundlichem Licht. Also ich möchte natürlich nicht die alten Zeiten wieder haben, ganz klar, weil ich heute Sachen machen kann, die konnte ich früher nicht machen."

Sehr viele, die damals zwischen 40 und 50 Jahren alt gewesen seien, hätten aber keine Chance bekommen:

"Die sind nicht verhungert, so ist dieser Staat ja nicht. Die haben ihr Essen, die haben ihr Dach überm Kopf und so weiter. Die haben auch Bananen, weil das immer so ein bisschen witzig war zur Wende: Jetzt haben wir die Bananen, jetzt müsst ihr doch glücklich sein, hm? Das Glück kommt nicht von den Bananen. Das Glück kommt im Wesentlichen auch davon, dass ich das Gefühl habe: Ich kann was, ich kann was leisten, ich kann mit meiner Leistung Anerkennung finden und Geld verdienen und habe meinen Platz in der Gesellschaft gefunden.

Und es gibt eine Menge Leute aus meinem Bekanntenkreis, Verwandtenkreis, die eben nichts mehr fertig gekriegt haben. Die mit 55 Jahren in den Vorruhestand gegangen sind und die ganze Zeit jetzt – die leben ja immer noch – das Gefühl haben: Ich hab hier diese ganzen Segnungen, die kann ich nicht genießen. Selbst wenn ich mehr Bananen habe als früher, aber ich bin einfach hinten dran. Ich werde hier ernährt von den anderen.

Das ist ein ganz schlechtes Gefühl. Und wer in diese Lage kommt. Und die waren nicht alle faul und dumm. Mancher hatte einfach keine Chance, hing vom Beruf ab, von der Stadt, in der er wohnte, und auch von den Umständen. Dass der voller Ostalgie ist, das kann ich irgendwo verstehen."

Die Vorsitzende des Technologie-Kreises Adlershof e.V., Christine Wedler, aufgenommen während der Bilanz-Pressekonferenz der Gesellschaft desTechnologieparks
Christine Wedler vom Technologie-Kreis Adlershof e.V.© picture alliance / dpa / Soeren Stache
Gebäude der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Adlershof, aufgenommen 1992
Gebäude der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR - so sah Adlershof 1992 aus.© picture alliance / dpa / Bernd Settnik
Vom Westen gedemütigt
Wohl haben die diversen Demütigungen von Ossis durch Wessis nach der Wende dazu beigetragen, viele von ihnen heute noch vertrauensvoll in die Vergangenheit blicken zu lassen. Daran erinnert eine grundsätzliche Bemerkung des Elektrotechnikers Norbert Langhoff über die Auflösung der Akademie der Wissenschaften in der DDR.

Langhoff hat nach der Wende eine Firma mit heute 30 Mitarbeitern gegründet. Vorher war er Leiter des Instituts für Gerätebau mit 1700 Beschäftigten gewesen:

"Sie müssen sich vorstellen, die Bundesrepublik Deutschland ist zweifellos ein wirklich sehr stark industriell entwickeltes Land. Und dieses Land hat es sich geleistet, ein intellektuelles Potential von 24.000 Menschen mit Wissenschaftlern höchster Qualifikation einfach auf die Straße zu setzen. Wo gibt es so etwas?""

Norbert Langhoff ist in diesem Jahr 50 Jahre beruflich in Adlershof tätig. Er ist 78 Jahre alt. Vielleicht ist es die Erfahrung mit einem anderen System, die einen, wie ihn, die Verwerfungen in der Wirtschaft von heute klarer erkennen lassen:

"Also ich habe in meinem Bekanntenkreis junge Menschen, die promovieren, und die bekommen auf einer solchen Projektstelle das halbe Gehalt. Die müssen sich das teilen, und das über Jahre. Also ich sehe das wirklich als sozusagen wissenschaftlichen Sklavenhandel an. Dass wir so etwas zulassen, dass junge Menschen keine wirkliche überzeugende Perspektive haben!"

Professor Langhoff ist es schließlich auch, der wieder an die Tagesheilige dieser Exkursion erinnert:

"Ja, zu Frau Merkel, weil die Frage ganz sicherlich kommt: Also ich bin sicher sehr häufig mit Frau Merkel in der Kantine gewesen, ohne dass ich sie zur Kenntnis genommen habe. Das war ein kleines unscheinbares Mädchen, das nicht aufgefallen ist, nicht."

Und dann sitzen die ausländischen Deutschlandkorrespondenten wieder im Bus und schaukeln zurück ins Stadtzentrum. Auch wenn Angela Merkel immer wieder angesprochen wurde, der Raum ihrer Dissertation hat wenig Eindruck hinterlassen, wie Sudgi Hamdan von der arabischen Redaktion der Deutschen Welle erkennen lässt:

"Macht mich nicht heiß, also macht mich nicht neugierig. Ich kenne Merkel noch, als sie Umweltministerin unter Kohl war. Frau Merkel ist eine sympathische Dame, gute Bundeskanzlerin, aber dass ausgerechnet der Raum, wo sie ihre Dissertation verteidigen sollte, während ihrer Prüfung, das bedeutete eigentlich für mich in der Sache nichts."

Ahmed Külahci: "Mein Name ist Ahmed Külahci. Ich schreibe für Hürriyet. Hürriyet ist die meistgelesene türkische Tageszeitung sowohl in der Türkei als auch in Europa."

Den türkischen Kollegen hat etwas anderes mehr beeindruckt: Dass mit Schließung der Akademie der Wissenschaften der DDR 24.000 Menschen entlassen wurden:

"Das fand ich erstaunlich, dass man also von so einem Potential nicht Gebrauch gemacht hat, dass man diese Menschen vor die Tür gesetzt haben. Und selbstverständlich aber darüber hinaus, dass diese Menschen doch den Weg gefunden haben, sich wieder auf dem Bein zu stehen, irgendwas Neues zu gründen, das ist auch eine sehr optimistische Lage."

Trotz Erfolg ostalgisch
Wir sind wieder am Ausgangspunkt angelangt. Der Bus hält am Haus der Bundespressekonferenz. So wie auch die anderen Kollegen ist der Korrespondent der polnischen Nachrichtenagentur PAP, Jacek Lepiarz, schon lange in Deutschland. Dennoch gewinnt auch er immer wieder neue Erkenntnisse über sein Gastland:

"Mich hat überrascht, dass auch Menschen, die Erfolg erzielt haben, mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch ein bisschen Sehnsucht nach der alten DDR empfinden. Was das Zusammenleben der Menschen anbetrifft, dass sie immer noch nachtrauern. Das war nicht ganz neu für mich, aber schon interessant, dass so lange nach der Wiedervereinigung diese Gefühle noch erhalten geblieben sind."

Das sei in Polen anders, sagt Jacek Lepiarz. Dort würde sich fast niemand mehr nach dem kommunistischen Polen zurücksehnen. Allerdings habe seine Heimat auch früher angefangen, den Kapitalismus zu üben. Für ihn habe sich der Ausflug gelohnt:

"Es war spannend Leute kennenzulernen, die auch diesen Umbruch mitgemacht haben wie in Polen, im ganzen Mittel- und Osteuropa vor mehr als 20 Jahren. Ich wollte die Menschen kennenlernen bei allen Unterschieden, die es zwischen Polen und Ostdeutschland gegeben hat. Wir in Polen hatten kein westliches Polen, das uns übernehmen konnte und finanzieren konnte. Das hatte Vorteile und Nachteile.

Vorteile: Wir waren auf uns selbst angewiesen und wurden vielleicht stärker mobilisiert. Und konnten die Anfangsprobleme schneller und besser überwinden als Menschen in Ostdeutschland, die ein bisschen so entmachtet lahmgelegt wurden von der alten Bundesrepublik Deutschland. Aber es war schön, die kennenzulernen, die Erfolg erzielt haben, die sich durchgesetzt haben."

Angela Merkel und ihre früheren Kollegen: allesamt Menschen, die sich vor fast einem Vierteljahrhundert neu erfinden mussten. Gebrochene Biografien im Fokus der Auslandspresse. Pressesprecher Peter Strunk hat seine nachmittägliche Aufgabe erfüllt. Er hatte einst Geschichte studiert und war dann so etwas wie der Haushistoriker der AEG geworden. Als dieses westdeutsche Traditionsunternehmen geschlossen wurde, sattelte er auf Pressesprecher um. Ebenfalls eine gebrochene Biografie, diesmal aber eine Westbiografie, auch wenn er das zuerst in Abrede stellt.

Peter Strunk: "Nein, eigentlich nicht, für mich als Westdeutschen hat sich ja durch die Wiedervereinigung zunächst einmal gar nichts verändert, sondern nur die Postleitzahl. Die Umbrüche, die man in Westdeutschland dann erleiden musste, die kamen erst mit großer Verzögerung. In meinem Fall war es dann aber tatsächlich ein Umbruch. Denn der hat dazu geführt, dass das Unternehmen, bei dem ich tätig war, in Folge der Wiedervereinigung von seinem Eigentümer nicht mehr so gefördert werden konnte, wie das ursprünglich vorgesehen war.

Ergebnis war: Das Unternehmen wurde aufgelöst, und ich musste mir einen neuen Job suchen. Und habe dann auch aufgrund meiner eigenen Biografie und meiner Vorkenntnisse über die DDR, eine Tätigkeit im Osten angenommen, bei einer Industrie- und Handelskammer, und bin seit 1999 hier in diesem Technologiepark tätig und gehöre heute zu der Kategorie von Menschen, die man Wossis nennt."