Auf dem Sprung zur Mehrheit?

Von Kirsten Dietrich · 12.10.2013
Knapp 40 Prozent der Menschen in Deutschland fühlen sich keiner Religionsgemeinschaft zugehörig, und ihre Zahl wächst. Gemessen daran, kann es manchmal erstaunen, wie wenig man von diesen sogenannten konfessionslosen Menschen in der Öffentlichkeit hört.
"Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat - hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!"

Eine schweigende Gruppe
So klingen die Nichtgläubigen, wenn sie nicht schweigen. Wenn sie stattdessen laut gegen Religion sprechen, zum Beispiel beim Protest gegen christlich motivierte Abtreibungsgegner. Aber meistens sind die Konfessionslosen nicht zu hören. Sie sind nicht gesellschaftlich präsent als Menschen ohne religiöse Überzeugung, nicht in Gremien, Rundfunkräten, in Aufsichtsräten oder im Gesundheitswesen. Sie sind – für die öffentliche Wahrnehmung – eine schweigende Gruppe. Doch die Zahl der Konfessionslosen wächst. Das macht sie immer häufiger sichtbar und hörbar. Das führt auf der anderen Seite bei manchen Gläubigen zu wachsender Beunruhigung: Wie wird diese Gruppe die Gesellschaft verändern? Auch wenn es sich hier nicht um eine homogene Gruppe handelt. Ihre Mitglieder verbindet wenig außer der Tatsache, dass sie sich keiner institutionellen Religionsgemeinschaft verbunden fühlen. Das fängt schon bei der Vielfalt der Selbstbezeichnungen an.

"Meine Eltern waren konfessionslos, ich bin konfessionslos."

"Ganz klar Atheistin. Ich glaube an keinen Gott."

"Ich würde mich als einen Humanisten bezeichnen."

"Nun ja, ich bin erstmal wie jeder Mensch auch ohne den Glauben an ein höheres Wesen geboren und man hat es mir nie anerzogen, ich würde mich heute als evolutionärer Humanist bezeichnen."

"Ich bin Atheistin, bin nicht getauft worden, mein Vater ist lang, bevor an DDR zu denken war, aus der Kirche ausgetreten, insofern bin ich 100 Prozent ohne Kirche aufgewachsen."

"Wenn ein Agnostiker jemand ist, der nicht weiß, ob oder ob nicht, dann bin ich Agnostiker. Ich kann nicht an Gott glauben, ich hätte es gerne getan, ich habe es versucht, der war für mich ziemlich früh erledigt."

"Wie heißt das: konfessionslos? Ich mag mich nie gerne in irgendwas reinstecken lassen. Ich glaube nur an mich. Und meine Freunde."

Atheistisch, agnostisch, humanistisch, evolutionär humanistisch, konfessionslos – die Begriffe sind beinahe so vielfältig wie die Biographien.

"Ich nenn die eigentlich alle Konfessionslose erstmal. Das sind diejenigen, die keiner Kirche angehören. Ist noch ein relativ oberflächlicher Begriff, hinter dem sich ganz viel Verschiedenes versteckt. Nicht alle der Konfessionslosen sind dann auch wirklich Atheisten, viele von ihnen glauben sogar an Gott, man muss dann genau danach schauen, wie die Kategorie Konfessionslose zu füllen ist."

Mehr Konfessionslose
Der Religionssoziologe und evangelische Theologe Detlef Pollack untersucht seit vielen Jahren den Glauben und Unglauben in Deutschland. Er hat für den international angelegten Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung die Untersuchung des Glaubensstandes in Deutschland durchgeführt. Genaue Zahlen sind naturgemäß schwer zu erheben, eines allerdings ist sicher: die Gruppe wächst.

"Sie wachsen sowohl im Westen als auch im Osten. Im Westen haben wir inzwischen mehr als 20 Prozent Konfessionslose, im Osten sind es über 70 Prozent, die konfessionslos sind. Also, viele haben ja nach der Wende erwartet, dass es eine Rückkehr zu den Kirchen gibt, eine Rückkehr zur Religion, ein neues Interesse am Glauben an Gott, aber das hat sich so nicht bestätigt, ganz im Gegenteil, der Anteil Konfessionslose ist auch im Osten, wo er ohnehin schon hoch war, weiter gestiegen."

"Wofür wir stehen? Für eine Weltanschauung, die sich auf Naturgesetze stützt, auf Menschenrechte, auf humanistische Anliegen - ja, es ist schwer zu formulieren, wofür man ist – schon alleine das Wort Atheismus sagt ja, dass man ohne Gott auskommt. Insofern ist es schwer, ein Wort zu finden, einen Begriff zu finden, der nicht gegen, nicht a-, nicht 'ohne' enthält."

Silvia Kortmann, Vorsitzende des Berliner Landesverbandes des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten.

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. (…) Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung."

So beantwortete der Philosoph Immanuel Kant im Jahr 1784 die Frage "Was ist Aufklärung?" Auch wenn dieser Leitsatz nicht jedem als wörtliches Zitat geläufig ist – die Haltung dahinter ist so etwas wie das unausgesprochene Credo aller Konfessionslosen. So sagt es die Berliner Schriftstellerin und Philosophin Rita Kuczynski, die jüngst die Religionslosigkeit von Ost- und Westdeutschen vergleichend untersucht hat.

Kein religiöses Raster im Osten
"Was ich gelernt habe in den Interviews ist, dass die Ostdeutschen Fragen viel unbefangener beantworten. Wenn ich sage, woran glauben Sie, dann kommen die nicht wie die Westdeutschen: Also, Glaube ist ja doch ein religiöser Begriff, natürlich glaub ich, aber muss es mal klar definieren, aber unabhängig von der christlichen Tradition. Die Ostdeutschen sagen, ich glaube daran und daran, das religiöse Raster haben die nicht."

Als in Deutschland die Zugehörigkeit zu einer der christlichen Konfessionen noch als der selbstverständliche Regelfall galt, wurde den Konfessionslosen kaum Aufmerksamkeit zuteil. Die wenigen, die offen diese Haltung lebten, galten als Sonderlinge. Mit der Arbeiterbewegung Ende des 19. Jahrhunderts entstanden immer mehr Verbände – aber der Blick auf sie war immer der auf ein scheinbares Defizit: Wie können Menschen eigentlich ohne Gott leben? Was gibt ihrem Leben Sinn? Haben sie überhaupt Werte?

"Sinn des Lebens, da antworten die Westdeutschen zunächst mal: Glück. Glücklich sein. Ich. Die Ostdeutschen sagen auch 'ich', aber sie sagen es ganz leise, an zweiter Stelle, mit einem schlechtem Gewissen, und sagen, ja, man muss natürlich noch etwas für die Gemeinschaft tun und für das Wohl der Menschen."

Die Fragen begegnen Konfessionslosen auch heute noch. Aber sie verlieren an Schärfe, wenn sie sich an ein Drittel der Bevölkerung richten. Oder sie gewinnen an Dringlichkeit, je nach Perspektive.

"Mein großer Sohn, der in Bayern lebt und arbeitet, als der 11. September war, da versammelten sich alle zum Gedenken in der großen Werkhalle und beteten. Ist ja eine katholische Gegend. Was macht mein Sohn? Er steht höflich da. Was sagt der Betriebsdirektor, nachdem die Andacht vorbei war? Typisch, der Ossi und der Türke beten nicht mit."

Horst Groschopp, Präsident der Humanistischen Akademie in Berlin. Ohne Religion zu leben, hat zwei grundlegende Dimensionen: einmal die Kritik an eben Religion generell und den Kirchen im besonderen. Zum Zweiten aber dann auch das Ringen darum, welche Gestalt und welche Inhalte denn jenseits von bloßer Ablehnung von Religion das Leben der konfessionsfreien Menschen prägen sollen. Protest also und auch: Sinnsuche.
"Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben..."

"Verlogener Nächstenliebescheiß"
"Ich bin total sauer auf diese Christenfundamentalisten, die in mein Leben reinpfuschen wollen und in das Leben von Freundinnen von mir, von Bekannten von mir, von Kolleginnen von mir, und ich hab das mittlerweile so oft mitbekommen, dass Frauen, die ich gut kenne, eine Abtreibung machen mussten oder sich entschieden haben, das zu machen, und das ist keine leichte Entscheidung, und da helfen diese Christen mit ihrem verlogenen Nächstenliebescheiß überhaupt nicht bei."

Ein Samstag im September in Berlin: Der Bundesverband Lebensrecht hat zum sogenannten "Marsch für das Leben" aufgerufen. Das macht er seit 2002, und jedes Jahr kommen mehr Teilnehmer. 4500 waren es in diesem Jahr, schätzt die Polizei, die meisten kommen aus dem konservativ-christlichen Spektrum. Zum Protest gegen Schwangerschaftsabbrüche tragen die Teilnehmer weiße Kreuze in einem Schweigemarsch durch Berlins Mitte. Die Gegner des Marsches sind lauter, wenn auch deutlich weniger zahlreich. Rund 200 sind es. Die Polizei trennt die beiden Lager.

"Da drüben werden jetzt grad die Grußworte vorgelesen, das ist ganz schön, die Christen haben immer so Grußworte von Politikerinnen und Politikern und Kirchenvertretern, ja genau, das machen die eben, um ihre Akzeptanz in der Politik und der Kirche zu demonstrieren und mit ihren Kontakten anzugeben……"

Auch die Gegendemonstranten lassen Grußworte verlesen, in denen befreunde Aktionsbündnisse von Erfolgen gegenüber den – wie sie es nennen – religiösen Fundis berichten: Ansonsten betonen sie ihr Anderssein: "Die da drüben" scheinen zu einem anderen Stamm zu gehören, eine andere Sprache zu sprechen. Dass man tausende Jahre Kulturgeschichte teilt, ist vergessen. Und doch sind die religiöse Symbole präsent: Der Protest äußert sich durch ihre Parodie.

Um die Verhältnisse nicht zu verzerren: Solche lautstarken Proteste konfessionsloser Menschen gegen Religion sind selten. Sie brauchen starke Symbole und Konflikte, an denen sie sich entzünden können: einen Marsch christlicher Abtreibungsgegner eben oder den Besuch des damaligen Papstes Benedikt XVI. in Deutschland vor zwei Jahren. Denn auch wenn der Anteil der Konfessionslosen an der deutschen Bevölkerung wächst: Organisiert ist nur ein Bruchteil von ihnen. Silvia Kortmann engagiert sich seit fünf Jahren für den Atheismus. Was sie erstsmals bewusst mit ihrem Anliegen in die Öffentlichkeit treten ließ, war die Debatte um die Initiative "Pro Reli" – also um den Versuch, auch in Berlin Religion als Wahlpflichtfach an den Schulen zu etablieren.

Erster Sieg der Konfessionslosen gegen die Religion
"Da hat mich das schon geärgert, dass die Religion einen solchen Platz auch in den Schulen einnehmen soll, da hab ich angefangen, aktiv zu werden. Die Gruppe hab ich gefunden, indem ich im Internet nach Atheismus gegoogelt habe. Da hab dann den ibka gefunden, den "Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten", und hab mich dem dann angeschlossen."

Die Berliner Debatte hat weit über die Hauptstadt hinaus an Bedeutung gewonnen. Pro Reli markiert in vielen Erzählungen von Konfessionslosen einen entscheidenden Punkt: Hier, so erinnern sie es, hat man vielleicht zum ersten Mal gegen die etablierten Kirchen einen Sieg in einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung errungen. Seit Pro Reli ist klar: es bewegt sich etwas in Sachen Religionskritik. Zumindest bei bestimmten Themen. Und so entzündete sich beim Thema Beschneidung vor einem guten Jahr scheinbar aus dem Nichts eine Debatte, in der sich die Religionskritiker als Stimme der Vernunft gegen unvernünftige Religion und ihre archaischen Bräuche inszenierten.
Wie ernst Christen und Moslems und Juden das Leben und die Gesundheit ihrer Kinder nehmen, das zeigt die Debatte über die Beschneidung, wo archaische, verbrecherische Riten gegen die Vernunft und Menschenrechte auf alle Fälle verteidigt werden von – naja, nicht gerade Menschen, die grundgesetzkonform sind.

"Ich denke, dass die Kritik an der Beschneidung eben nicht nur eine Kritik an Islam oder Judentum ist, sondern dass dahinter antireligiöse Vorurteile sich verbergen, man kann dann gewissermaßen in Bezug auf anerkannte Werte, wie z.B. die die Unversehrtheit des Körpers oder dass das Kindeswohl im Mittelpunkt stehen muss, also im Bezug auf solche Werte kann man dann gewissermaßen antireligiöse Vorurteile transportieren. In meinen Augen sah das so aus, als ob man die Vorbehalte, die man gegenüber Religion an anderen Stelle hat, an dieser Stelle mal rationalisieren konnte, also mit gutem Gewissen vorbringen konnte."

Wo der Religionssoziologe Detlef Pollack die so plötzlich ausgeuferte Beschneidungsdebatte grundsätzlicher verstehen möchte, verstehen sich Beschneidungsgegner wie die religionskritische Giordano-Bruno-Stiftung als Vertreter des gesunden Menschenverstandes – ganz im Kantschen Sinne.

"Wir haben versucht, die Diskussion zu versachlichen und diesem heißen Eisen mit einem kühlen Kopf zu begegnen. Wir haben aufgezeigt, dass es sich bei der Amputation der Vorhaut keineswegs um eine Bagatelle handelt, sondern um einen schweren operativen Eingriff, was man lange Zeit anders geglaubt hat, und sagen dann: Zwangsbeschneidung ist Unrecht, auch bei Jungen."

Philipp Möller ist Pressereferent der Giordano-Bruno-Stiftung. Das Plakat der Stiftung zur Beschneidungsdebatte zeigt die Körpermitte eines Jungen in Jeans, der schützend die Hände vor seinen Genitalbereich hält, dazu die Schlagzeile: Mein Körper gehört mir!

"Mit dieser Plakatkampagne wollen wir bezwecken, dass das Thema a) weiterhin online bleibt und b) auch weiter diskutiert wird, und zwar sachlich diskutiert wird, wir wollen ein Signal an die Parlamentarier senden, die Rechte des Kindes auf Selbstbestimmung und auf körperliche Unversehrtheit eben über das Recht der Religionsverbände stellen, mit ihren Kindern machen zu können, was sie wollen."

Heidenspaß statt Höllenqual
Die Giordano-Bruno-Stiftung tritt ein für die Verbreitung der Evolutionslehre, gegen christlich-fundamentalistischen Kreationismus, und gegen falschen Respekt vor der Befindlichkeit gläubiger Muslime.

"Heidenspaß statt Höllenqual, Heidenspaß, du hast die Wahl...."

Wenn es um medienwirksame Religionskritik geht, dann ist daran zur Zeit meist die Giordano-Bruno-Stiftung beteiligt. Diesen Status zu erlangen, war echte Fleißarbeit, sagt Pressereferent Philipp Möller. Gerade mal 50 Mitglieder hat die Giordano-Bruno-Stiftung im Förderkreis, dazu 4000 Unterstützer online und einen Jahresetat von rund 100.000 Euro aus Stiftungskapital und Spenden.

"Immer, wenn es darum geht, dass Religion sich zu sehr in den Alltag einmischt, versteht sich die Giordano-Bruno-Stiftung als Denkfabrik, die dem Einhalt gebieten möchte und säkulare, weltliche, vernünftige Alternativen bieten will."

Der Namenspatron der Stiftung verweist auf eine Urszene der Religionskritik: Giordano Bruno, erst Dominikaner, dann Naturphilosoph, wurde im Jahr 1600 für sein Weltbild von der päpstlichen Inquisition auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

"Schauen wir uns beispielsweise an, wie das Christentum durch die Aufklärung geprügelt wurde – das steht dem Islam hoffentlich noch bevor, der Islam tritt im Moment als eine sehr scharfe und aggressive Religion auf, während das Christentum inzwischen ein zahnloses Monster ist, eine gezähmte Bestie, aber grundsätzlich finde ich es eigentlich nicht so wichtig, zu unterscheiden, in welcher Ausprägung Menschen sich der Unvernunft hingeben, da nehmen sich die Religionen, schaut man in die Geschichte, nicht viel."

"Wir demonstrieren hier gegen religiösen Fundamentalismus von christlichen FanatikerInnen, die heute mit ihrem "Marsch für das Leben" durch die Mitte Berlins ziehen wollen. Erst vor einem Monat haben wir in Berlin demonstriert gegen den Aufmarsch muslimischer FanatikerInnen."

"Durch die Diskussion über den politischen Islam kommt noch mehr so ein Befremden über Religion rein. Also, die Leute wenden sich ab und haben immer mehr so ein Gefühl, das ist alles eine seltsame Welt, mit der wollen sie nichts zu tun haben."

Der Pfarrer Andreas Fincke beschäftigt sich schon lange für die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen mit den Konfessionslosen und ihren Anliegen.

"Das verstärkt letztlich diesen Effekt einer Fremdheit und einer Unkenntnis, aber auch einer Abwehr und, sagen wir mal, eines mangelnden Respektes vor Religion, was man ein bisschen bei der Beschneidungsdebatte beobachten konnte. Dass Menschen immer mehr dazu neigen, zu sagen, dass sie sehr rational rangehen und nicht mehr verstehen, dass zu Religion auch bestimmte Rituale gehören. Die nicht immer vernünftig sind."

"Wir fordern: Freiheit für alle iranischen Gefangenen. Religiösem Fundamentalismus entschlossen entgegentreten! Nieder mit dem menschenverachtenden Klerikalfaschismus! Freiheit für die Menschen im Iran! - Applaus."

Wenn der Islam in Deutschland von vielen als Inbegriff einer problematischen Religion wahrgenommen wird, dann finden sich atheistisch denkende Muslime – und auch die gibt es natürlich - häufig genau zwischen den streitenden Parteien:

Ex-Muslime bekommen Morddrohungen
"Ich bekomme oft Morddrohungen. Aber weil wir in Deutschland den Zentralrat der Exmuslime gegründet haben, dann hat dieses Spektrum von Feinden sehr viel sich vergrößert."

Mina Ahadi, geboren im Iran, lebt inzwischen in Köln. Sie ist Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime.


"Ich hab per Email sehr viele Morddrohungen bekommen, sogar haben sie geschrieben, wir werden dich schießen, vier Monate habe ich 100 Prozent Personenschutz gehabt, also mit Bodyguard immer hin und her gelaufen und so, jetzt auch, wenn ich irgendwohin gehe oder eine öffentliche Veranstaltungen habe, habe ich immer Personenschutz, auch wenn ich ins Kino gehe, ich geh nie allein."

Die Morddrohungen gegen Mina Ahadi kommen – natürlich, ist man fast versucht zu sagen – von fundamentalistisch glaubenden Muslimen. Für die darf nicht sein, was der Koran nicht vorsieht: dass ein Mensch, hineingeboren und aufgewachsen in einer muslimischen Kultur, sich vom Glauben und damit von Gott abwendet. Mina Ahadis Geschichte ist die klassische Aufklärungsgeschichte der Religionskritik.

"Ich bin geboren in einem kleinen Dorf, traditionell alles war so, ich war 14 oder 15, und eines Tages, ich war sehr neugierig, habe ich gesagt, ich lese den Koran auf Persisch, nicht auf Arabisch. Auf Arabisch ist sehr heilig, jetzt auch, wenn ich was höre, es ist ganz anders, weil man versteht nicht und alle sind sehr begeistert. Aber dann habe ich auf Persisch gelesen, das war ein Text, sehr viel durcheinander, viel Widerspruch, und sehr viel Hass auf Andersdenkende und Frauen. Natürlich auf einer Seite habe ich viel Angst gehabt damals, aber auf der anderen Seite, diese Heiligkeit war vorbei."

Für die Kritiker des Islam ist die muslimische Atheistin zumindest eine Überraschung, mit deren Existenz die wenigsten rechnen. Für andere ist Mina Ahadi eine Provokation: Das gilt etwa für die fundamental-islamische Gesellschaft im Iran, aus der sie nach einem Todesurteil gegen sie 1990 endgültig geflohen. Ahadi provoziert Muslime in Deutschland, die darauf bestehen, dass es einen liberalen Islam geben kann, der zu einem demokratischen Staat passt. Und auch die deutsche Mehrheitsgesellschaft, die sich gerade mühsam anschickt, den Muslimen die Beteiligungsrechte einzuräumen, die die Christen schon lange haben.

"Die haben Organisation gegründet, die versuchen, hier Geld zu bekommen, die versuchen, Islam sollte auch als ein Fach unterrichtet werden, sie bekommen Geld, sie haben Imamunterricht. Und alles ist eine Debatte, eine politische, öffentliche Debatte. Politischer Islam ist eine Tendenz in aller Welt und auch in Deutschland."

"Okay, haben wir schon einige Veranstaltungen organisiert, aber ich habe das Gefühl gehabt, die Medien haben kein Interesse. In laufender Zeit habe ich an einigen Veranstaltungen teilgenommen, da habe ich die Giordano-Bruno-Stiftung kennengelernt, also Michael Schmidt-Salomon habe ich kennengelernt von dieser Organisation. Wir haben gesprochen und er hat, also Michael Schmidt-Salomon hat meine Kritik sehr genau gehört und hat dann einen Vorschlag gehabt und gesagt: es gab in Deutschland eine sehr große Bewegung, die Debatte war über Abtreibung, und die Frauen, die so etwas gemacht haben, haben gesagt 'Wir haben abgetrieben, na und?' so ungefähr, mit Foto und Identität. Ist das nicht möglich, dass die Menschen, die dem Islam abgeschworen haben, auch so etwas machen? Diese Idee habe ich sehr gut gefunden. Wir haben gearbeitet, wir hatten zwei bis drei Veranstaltungen, wir haben einige Leute fotografiert. Es gab sehr viele interessierte Personen, dann haben wir genau dieses Plakat vorbereitet mit diesem Titel 'Wir haben abgeschworen'. Wir waren 30 Männer und Frauen, dann haben wir den Zentralrat der Ex-Muslime gegründet."

"Man assoziiert den Islam mit Fanatismus"
Das war 2007. Viel größer ist der Zentralrat der Ex-Muslime auch heute nicht. Aber der provokante Name funktioniert: Er bringt auf ein griffiges Schlagwort, dass es eben auch unter Muslimen Religionskritikerinnen und Atheisten gibt.

"Man assoziiert den Islam mehrheitlich in der deutschen Bevölkerung mit Fanatismus, mit Gewaltbereitschaft, mit Benachteiligung der Frau, man hat ein ganz negatives Bild vom Islam. Es ist also nicht so, dass jede Religion hier gleichbehandelt wird, sondern es scheint sich am Islam so etwas wie eine religionskritische Haltung festzumachen, also, die öffentliche Rolle des Islam in der Gesellschaft polarisiert die Gesellschaft."

Und das betrifft, wie der Religionssoziologe Detlef Pollack betont, nicht nur die Muslime, sondern alle religiösen Menschen: denn der Islam bilde zur Zeit die Schablone, mit der eine weltlicher werdende Gesellschaft ein neues Verhältnis zu religiösen Gemeinschaften entwickelt.

"So dass Religion fast im Gegensatz zu dem, was vor 20 Jahren der Fall war, im wesentlichen nicht als eine friedensstiftende Macht wahrgenommen wird, sondern als ein Medium, in dem Konflikte ausgetragen werden, auch als ein Mittel zur Konfliktaustragung, und die Vorbehalte gegenüber Religion schlechthin machen sich genau daran fest: dass man Religion als etwas ansieht, was Konflikte befördert, aber nicht versucht, Frieden in die Welt hineinzubringen."

Verglichen mit den Konflikten um radikale Muslime oder atheistische Muslime scheinen die Verhältnisse zwischen christlichen Kirchen und Konfessionslosen regelrecht abgeklärt. Auf Leben und Tod geht es hier nicht – dafür aber oft genug um die wirtschaftliche Existenz, sagt Philipp Möller von Giordano-Bruno-Stiftung.

"Vor allen Dingen sind viele Menschen heute vor allen Dingen noch Mitglied der Kirchen, weil sie sonst ihren Job verlieren würden. Denn wir haben in Deutschland die wirklich hässliche Situation, dass eine Million Arbeitnehmer nicht durch das allgemeine Gleichstellungsgesetz geschützt sind, nämlich die, die in kirchlich vereinnahmten Einrichtungen arbeiten."

Partnerschaft oder Job?
Denn wer z.B. eine homosexuelle Lebenspartnerschaft eingeht und bei der katholischen Caritas arbeitet, muss immer damit rechnen, dass ihn der Arbeitgeber vor existentielle Entscheidungen stellt: Partnerschaft oder Job? Giordano-Bruno-Stiftung und der Bund der Konfessionslosen und Atheisten sind deshalb federführend bei einer Kampagne gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz, charmant abgekürzt als "Gerdia". Silvia Kortmann vom Bund der Konfessionslosen und Atheisten:

"Wir hatten ja einen bundesweiten Aktionstag dazu, der ist dort in Nordrhein-Westfalen und Bayern und so auf sehr viel Akzeptanz gestoßen,so dass die Leute gesagt haben: Oh, das gibt es? Und: das geht ja so nicht."

Die Homepage der Aktion "Gerdia" bietet Vorlagen für die, die ihrem Unmut weiteren Ausdruck verleihen wollen.

Vorsicht, katholischer Arbeitgeber! Wir müssen draußen bleiben: Andersgläubig. Lesbe. Geschieden & nochmal geheiratet. Atheistin. Unsere Steuergelder aber werden gerne genommen!

"Da haben wir wir die Leute darüber informiert, dass das allgemein bei uns vorhandene Arbeitsrecht in kirchlichen Einrichtungen nicht gilt, das heißt, da können Leute entlassen werden, wenn sie geschieden sind oder wenn sie von der Konfession abfallen oder sich als homosexuell outen, das alles sind bei kirchlichen Einrichtungen wie Caritas, Diakonie oder kirchlichen Kindergärten Gründe, Leute fristlos zu entlassen. Und das find ich schon ein starkes Stück."

"Das Religionsrecht ist nicht statisch. Sondern das ist ein hochlebendiges, atmendes Recht, das sich den sich verändernden sozialen Bedingungen stets angepasst hat. Und da gibt es Bereiche, wo die Kirchen selber sehen, dass sie handeln müssen, ein schönes Beispiel ist das kirchliche Arbeitsrecht, da ist viel Bewegung im Moment."

Der Jurist Hans-Michael Heinig leitet das kirchenrechtliche Institut der Evangelischen Kirche in Göttingen. Beim Arbeitsrecht, das gibt er gerne zu, hat die gemeinsame Kritik von Gewerkschaften und kirchenkritischen Organisationen den dringenden Bedarf für Modernisierung in den Kirchen deutlich gemacht.

"Also die Frage, ob man notwendigerweise Mitglied der Kirche sein muss, um für die Kirche arbeiten zu können. Das ist eine Debatte, die hochkontrovers geführt wird. Krankenhäuser und Kindergärten in Ostdeutschland kann die evangelische Kirche gar nicht mehr betreiben, wenn sie ganz konsequent auf Kirchenmitgliedschaft beharren würde, wenn es dort aber verzichtbar ist, stellt sich dann auch die Frage, was heißt das eigentlich für die Teile Deutschlands, wo noch relativ viele Mitglieder in Kirche vorhanden sind, ist das noch konsistent, mal so und mal so zu sprechen."

Noch hat keine Landeskirche ausdrücklich auf die Rechte verzichtet, als sogenannter Tendenzbetrieb beim Arbeitsrecht einen eigenen, dritten Weg zu gehen. Das bedeutet in der Praxis: Statt der üblichen Verhandlungen mit Gewerkschaften funktionieren kirchliche Betriebe nach dem Modell einer besonderen Dienstgemeinschaft mit geringeren Arbeitnehmerrechten. Aber völlig losgelöst von Stimmungen können auch die Kirchen nicht handeln, und die Stimmung sieht den Bedarf für Anpassung mehr und mehr auf Seiten der Religion.

In 12 bis 15 Jahren werden weniger als 50 Prozent in der Kirche sein
"Da gibt es eine gute Stimmung in der Gesellschaft, wir haben inzwischen 38 Prozent konfessionsfreie Menschen, die Tendenz ist steigend, rechnet man die Kirchenaustritte und die Taufen mal hoch, dann landet man ungefähr bei einem Wert von 12 bis 15 Jahren, und in diesen 12 bis 15 Jahren werden weniger als 50 Prozent noch Mitglieder einer Kirche sein. Und wir gehen davon aus, dass man dann eben auch juristische Änderungen einführen wird, dass die Rechte religionsfreier Menschen auch gestärkt werden, und dass es eben nicht weiter diese Ungleichbehandlung von Religion und Weltanschauung gibt, sondern dass Religion dann eben auch den Platz findet, der ihr gut steht, nämlich im Privatleben."

"Ich finde, die religiösen Symbole sind bei uns viel zu präsent. Grade in staatlichen Einrichtungen haben die eigentlich nichts verloren. "

"Das ist jedenfalls kein Wert für mich, ich möchte so nicht leben, und ich finde das auch anmaßend, dass die ganzen religiösen Zeichen überall vorhanden, ich fühle mich persönlich belästigt, wenn ich einen Mann ans Kreuz genagelt sehe, dem man eine Dornenkrone aufgesetzt hat, dem man mehrfach in die Lenden gestochen hat, dem man die Füße vernagelt hat – wie soll es eine friedliche Welt geben, wenn die Kinder schon sehen, aha, Moment mal, da hängt ein gefolterter Mensch am Kreuz, das ist der Erlöser?"

Die Kinder- und Jugendbuchautorin Beate Dölling wohnt quasi gegenüber dem Dienstsitz des päpstlichen Botschafters in Berlin. Vor zwei Jahren übernachtete dort der Papst, der Gang zur U-Bahn war für die Anwohner in diesen Tagen nur noch mit Polizeibegleitung möglich.

"Ich war nicht da, dass ich auf Demonstrationen gehen konnte, und irgendwie war mir auch das zu viel, weil ich ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit geben wollte, weder Zeit noch Aktivitäten. Ich bin dann einfach nur mit einem selbstgebastelten Schild an der Jacke rumgelaufen, wie so ein Verbotsschild, roter Kreis, Strich in der Mitte, dann: Papst – nein danke."

Dass die deutsche Gesellschaft im Prinzip eine christlich geprägte sei, ist für eine wachsende Zahl Nichtkirchenmitglieder keine hinnehmbare allgemeingültige Aussage mehr. Sie möchten, dass sich die zunehmende Konfessionslosigkeit in den Gesetzen spiegelt. Sei es bei ethischen Debatten – Stichwort Patientenverfügung, Sterbehilfe, Beschneidung, – sei es ganz konkret beim Staatskirchenrecht, sagt Bruno Osuch. Der stellvertretende Leiter der Nelson-Mandela-Schule in Berlin engagiert sich im Humanistischen Verband, der größten Gemeinschaft von Konfessionslosen in Deutschland.

"Die Rechte der Kirchen sind ja so weitgehend, das sind echte Privilegien, wenn zum Beispiel Bischofsgehälter vom Staat komplett übernommen werden, samt Dienstwagen und Büro, dann ist das ungeheures Privileg."

"Den fairen Kompromiss sieht das Grundgesetz selber vor, indem es sagt, die Staatsleistungen sollen schon beendet werden, aber nicht durch eine einfache Einstellung der Zahlungen, sondern durch eine gewisse Entschädigung."

Natürlich spricht der Kirchenrechtler Hans-Michael Heinig als Vertreter der evangelischen Kirche. Aber er betont: Auch in den Kirchenleitungen ist klar, staatliche Leistungen, die auf eine Enteignung im Jahr 1803 zurückgehen, den sogenannten Reichsdeputationshauptschluss, können zumindest moralisch zu einem Verlustgeschäft werden.

"Der Umgang mit Staatsleistungen und die Frage, ob die Kirchen nicht selber an die Regierungen herantreten sollen und an die Landtage, um eine Ablösung zu fordern oder aktiv drauf hinzuwirken – der Verfassungsauftrag richtet sich ja eigentlich nicht an die Kirche, sondern an den Staat, der muss die Ablösung organisieren, es ist jetzt nicht so, dass in den Kirchen unisono die Ansicht vorherrscht, das ist richtig und das müsste unbedingt verteidigt werden."

"Ich möchte für meine humanistische Akademie genauso viel Geld haben, wie die muslimische Akademie bekommt – da sehe ich dann schon eine gewisse Benachteiligung."

Status der Kirchen als Körperschaften öffentlichen Rechtes unberührt
Horst Groschopp leitet die zentrale Bildungseinrichtung der humanistischen Verbände.

"Die ganze Kirchenfinanzierung, diese vielen, vielen Millionen, die der Staat an die Kirchen zahlt, und die auch die DDR immer gezahlt hat, bei allen Konflikten mit den Kirchen, das geht auf 1803 zurück, den Reichsdeputationshauptschluss, und weil dort die Muslime und die Humanisten und andere nicht dabei waren, kriegen die auch nichts."

Der Status der Kirchen als Körperschaften öffentlichen Rechtes ist von diesen Debatten allerdings nicht berührt, sagt der Kirchenrechtler Hans-Michael Heinig. Dabei gehe es um etwas ganz anderes: nämlich um die Frage danach, wie sich Religion denn organisieren solle, wenn die Verfassung erst einmal die prinzipielle Überzeugung vertritt: es ist gut, wenn es in einem Staat religiös oder weltanschaulich engagierte Bürger gibt.

"Es gibt gleiche Rechte, und es gibt eine in Deutschland sehr weitgehende Möglichkeit für religiöse Organisationen, sich nach dem eigenen Selbstverständnis aufzustellen und zu handeln. Wenn man dem, das ich bisher ausgeführt habe, folgt, dann gibt es keine Privilegien. Sondern es gibt gleiche Freiheit für alle, aber nicht im Sinne einer Ausgrenzung der Religion aus der öffentlichen Sphäre, sondern im Sinne einer wechselseitigen Achtung und Offenheit des Staates für die Religionen der Bürger. Beim Körperschaftsstatus lässt sich das sehr schön zeigen: die erste muslimische Organisation hat diesen Körperschaftsstatus in jüngster Zeit bekommen, also hier zeigt sich, dass der Staat hier einfach Rechtsformen bereithält, Organisationsformen, die der religiösen Betätigung besonders entgegenkommen."

Wenn also auch Konfessionslose ihre Positionen hörbar machen wollen, haben sie zwei Möglichkeiten: sie können entweder gegen alles protestieren, was sie als religiöse Privilegien wahrnehmen. Diesen Weg geht zum Beispiel die Giordano-Bruno-Stiftung. Oder aber sie können sich als Weltanschauungsgemeinschaft organisieren – damit muss der Staat sie ernst- und wahrnehmen. Aber das lässt auch die Weltanschauungsgemeinschaft nicht unberührt. Denn die reine Lehre vertritt man so nicht mehr, sagt der Religionssoziologe Detlef Pollack.

"Wir wollen eben nicht so sein wie die Kirchen, aber zugleich deren Rechte in Anspruch nehmen – dann müsste man sich aber als Religionsgemeinschaft organisieren, aber eben als religionslose Religionsgemeinschaft, und das ist ein Widerspruch in sich selbst."

Horst Groschopp vom Humanistischen Verband sieht das ganz pragmatisch.

"Wenn aber das Verfassungsrecht sagt: Wenn ihr Geld vom Staat wollt, dann müsst ihr wie eine Kirche sein, dann kann man entweder sagen, nein, das wollen wir nicht, oder man kann sagen: Wir wollen zwar nicht Kirche sein, nie und nimmer, aber wir wollen gleichbehandelt werden, und dann definieren wir uns als Weltanschauungsgemeinschaft."

Der Humanistische Verband Deutschlands hat sich auf den Widerspruch eingelassen: Seit etwa 15 Jahren versteht er sich als Weltanschauungsgemeinschaft, die sich auf mehr gründet als nur auf Ablehnung alles Religiösen.

"Was anders geworden ist, ist das eigene Selbstverständnis. Dass man sich eben nicht nur negativ als a-theistisch versteht, als Kirchenkritiker und Kritiker kirchlicher Privilegien – das kritisieren wir auch heute noch – sondern dass man sich ein positives Selbstverständnis gibt und sagt, wir haben den konfessionsfreien Menschen auch praktischen Humanismus anzubieten. Dienstleistungen, die es vorher in dem Ausmaß nicht gab."

"Atheisten waren im Grunde immer Sekten"
Ganz so unkompliziert war das allerdings nicht zu realisieren. Denn der Humanistische Verband ist aus vielen kleinen Freidenkerverbänden hervorgegangen, die nie wirklich eng zusammengearbeitet haben.

"Viele Atheisten waren immer marginal, standen gelegentlich der kommunistischen Partei nah, sie waren im Grunde immer Sekten, könnte man frech sagen, und über die Wiedervereinigung witterten sie Morgenluft, nicht zu Unrecht, weil natürlich ein Großteil der DDR-Bürger konfessionslos war, und sie dachten, wir müssen uns jetzt pfiffig aufstellen, dann können wir das Sammelbecken für die ganzen religionslosen Ossis werden."

Als Pfarrer hat sich Andreas Fincke lange für die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen mit Atheisten und Konfessionslosen beschäftigt.

"Das hat sich so nicht erfüllt, die sogenannten religionslosen Ossis sind viel diffuser, als man denkt, aber strategisch war der Schritt natürlich richtig, sich neu aufzustellen und auch von alten Freidenkerpositionen, z.B. von der Forderung einer radikalen Trennung von Kirche und Staat, Abstand zu nehmen."

So wie es der Humanistische Verband gemacht hat. In der Diskussion geht es natürlich nicht nur um Formen der Selbstorganisation, es geht auch ganz nüchtern ums Geld. Denn der Staat fördert religiöse und weltanschauliche Bindung und stellt den Verbänden deshalb entsprechend finanzielle Mittel zur Verfügung. Horst Groschopp ist Kulturwissenschaftler und hat an vielen Stellen im Humanistischen Verband mitgearbeitet.

"Es geht hier natürlich auch um Verteilungskämpfe und andere Kämpfe, und auch im Kampf um öffentliche Mittel stehen sich Humanistischer Verband und Kirchen gegenüber und kämpfen da um Geldmittel. Das darf man nur nicht zu Feindschaft werden lassen. Konkurrenz ist gut."

"Naja, sie stehen in manchen Diskussionen auf der gleichen Seite, z.B. wenn es darum geht, ob der Berliner Senat den Religions- und Weltanschauungsunterricht weiter fördert und in welchem Maß er ihn fördert und ob er die Mittel zurückdreht, dann entsteht die kuriose Situation, dass Kirche und Humanistischer Verband gemeinsam beim Senat stehen und sich beschweren, dass die Fördermittel runtergehen."

Für den Humanistischen Verband geht es aber um mehr als um ein Stück vom finanziellen Kuchen. Es geht eben auch darum, ganz konkrete Hilfen und Riten für Höhepunkte und auch Krisen im Leben anzubieten.

Jugendweihe als rituelles Angebot
"Die meisten konfessionsfreien Menschen sehen für sich gar keine Notwendigkeit, sich irgendwie zu organisieren. Das wird dann virulent, wenn es zu persönlichen Krisen kommt, Konflikten, Wendestellen im Leben."

Deshalb biete der Humanistische Verband die komplette Infrastruktur für das religionsfreie Leben, eben: von der Wiege bis zur Bahre, sagt Bruno Osuch:
"Dann beginnen viele Menschen drüber nachzudenken, zum Beispiel den Übergang von der Kindheit in das Jugend- und Erwachsenenalter feierlich zu begehen, zum Beispiel mit der Jugendfeier. Oder wenn es einen Todesfall gibt oder jemand schwer krank ist, kommen viele Menschen zu uns, um z.B. die Patientenverfügung in Anspruch zu nehmen oder ein Beratungsgespräch zu erbitten."

"Die Zeit ist reif, zu lernen, dass der eigene Wille wie ein Muskel trainiert werden will. Er will trainiert, bewegt und ausgebildet werden, um seine eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu lernen. Die Zeit ist reif für... "

"Jugendfeier" heißt die Veranstaltung beim Humanistischen Verband, für die der Verband wohl am ehesten bekannt ist. Inhaltlich orientiert man sich natürlich weiter an der freidenkerischen Jugendweihe, wie sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Alternative zur christlichen Kommunion oder Konfirmation gefeiert wurde. Doch das Ritual wurde umbenannt – damit nicht sofort die Erinnerungen an die Jugendweihe mit Gelöbnis auf den Sozialismus hochkommen, die die DDR ihren Jugendlichen ab 1954 quasi verordnete. Aber die belastete Vergangenheit war nicht der einzige Grund für den neuen Namen "Jugendfeier", sagt Margrit Witzke, beim Humanistischen Verband zuständig für die Feier.

"Weil auch eine Weiterentwicklung der Feier sehr deutlich gemacht hat, dass es nichts mit einer Weihe zu tun hat, sondern dass es eben ein selbstbewusster, selbstbestimmter Schritt ist, den junge Menschen gehen, und auch das wollten wir mit dem Namen noch mal unterstreichen: es werden junge Menschen auf ihrem Schritt ins Erwachsenenleben gefeiert, gewürdigt, aber nicht geweiht.

Da wird man in den Erwachsenenkreis aufgenommen, und da hat man auch ne sehr schöne Show. Also wo halt erklärt wird, was passiert. Also, ich fand das sehr schön.

Wir haben mehrere Angebote verglichen und angeschaut, und das war von vorneherein das Schönste. Also der Pep, das Moderne, der sehr schöne Umfeld, wie es ausgestaltet wurde, gestaltet wurde, hat mir sehr gut gefallen."

Nun hat der Humanistische Verband den Markt der Feiern beim Übergang ins Erwachsenenleben nicht für sich alleine: Auch der Verein "Jugendweihe Deutschland" bietet ein vergleichbares Ritual an, mit Showprogramm, Ansprache und Namensnennung. Und doch unterscheidet Jugendweihe und Jugendfeier mehr als die jeweilige Strategie, mit der DDR-Geschichte umzugehen. Sie stehen exemplarisch für die verschiedenen Wege, Religionslosigkeit zu leben. Sandra Scheffel ist Grundschullehrerin und engagiert sich ehrenamtlich in der Berlin-Brandenburgischen Landesgruppe des Vereins.

"Ich glaub, das ist immer noch eine Tradition in den Familien, man hat mit 14 Jugendweihe, und sie wollen auch die Jugendweihe bekommen. Sie wollen dieses Fest haben, und sie wollen nicht der einzige in der Klasse sein, der das Fest nicht mitmacht.

Die Welt der Erwachsenen – unendliche Weiten. Wir befinden uns auf eurer Jugendweihe, auf der Schwelle zum Erwachsenwerden.

Jugendweihe ist schon auch ein Bekenntnis, nicht zu uns als Verband zwingend, aber zu diesem Wunsch, sein Leben wach und selbstbestimmt mit wachem Blick auf die Konsequenzen zu leben."

Scheffel: "Wir sind offen. Wir sind alle Religionen offen, wir sind ja weltanschaulich und politisch unabhängig, und das unterscheidet uns auch zum Humanistischen Verband: Sie sagen, wir sind Atheisten, wir sagen, wir sind weltanschaulich unabhängig."

Witzke: "Und es ist natürlich eine Konkurrenz, wo einfach über Qualität der Veranstaltung, über Geschmäcker, über Veranstaltungsorte und auch über Preis geredet wird."

Jugendweihe beziehungsweise Jugendfeier funktionieren als rituelles Angebot. Ähnliches gilt für den humanistischen Lebenskundeunterricht, zumindest in Berlin: Mit dieser Alternative zum Wahlfach Religion unterrichtet der Humanistische Verband über 50.000 Schüler. Der Verband erreicht dazu mit seinem Beratungsangebot bei Patientenverfügungen viele Menschen über die eigentlichen Mitglieder hinaus. Aber nicht alle lebenspraktischen Angebote sind so erfolgreich, sagt Andreas Fincke.

"Ich vermute, dass die Jugendweihe funktioniert, weil es die entsprechende DDR-Traditionsbildung gibt an der Stelle und stark in den Familien verwurzelt ist. Alles andere, wie humanistische Eheschließung und humanistische Namensfeier, funktioniert praktisch nicht."

Regina Malskies bietet die Namensfeiern trotzdem an.

"So als Willkommens- und Begrüßungsfest für Neugeborene. Dass, wer sein Kind nicht lassen taufen möchte - aber es ist ja so ein tolles Ereignis, wenn so ein kleiner Mensch geboren wird, das wird vorrangig gemacht, um Paten zu haben, und dass es so eine Anerkennung von offizieller Seite hat. Wenn wir dann noch eine kleine Feierstunde draus machen, mit Rede und Musik und eine Urkunde übergeben können, dann ist noch mal offizieller, der Pate wird enger an die Familie rangezogen, und es ist das erste Begrüßungsfest, das erste Fest für ein Neugeborenes, das macht immer viel Spaß, das mach ich gerne."

Konfessionsloser Lebensabschied
Regina Malskies ist als Kulturreferentin beim Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg zuständig für die Rituale. Und seit fünf Jahren auch für das verbandseigene Gräberfeld auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof, das einzige seiner Art in Deutschland.

"Hier ist alles der Natur überlassen, naja, im Wald, hier nicht ganz, hier müssen wir schon ne Menge tun, damit es auch so schön sauber bleibt, aber es ist ein schönes Gefühl und auch von der Symbolik her: ich gehe wieder in die Erde zurück und werde eins mit der Natur. Für uns Humanisten gibt es ja kein Danach, es gibt ja kein Jenseits, kein Auferstehen, wir glauben an keinen Gott, aber mit der Natur sich wieder eins zu wissen, nach dem Tod dann auch, das ist ein schönes Symbol."

Rund 6.000 Quadratmeter Fläche hat das Gelände. Darauf wachsen 200 Bäume, meist Birken, an deren Fuß Urnen bestattet werden können. Die Mitglieder hätten sich das ausdrücklich so gewünscht.

"Hier liegen Menschen bestattet, die einer Weltanschauungsgemeinschaft angehörten, die gleiche Werte hatten, die gleichen Vorstellungen vom Leben, vom Sein, das war dann wirklich auch der Wunsch, in dieser Gemeinschaft zu liegen."

Menschen wie die Schriftstellerin Rita Kuczynski. Sie hat sich ihr Urnengrab schon ausgesucht. Am humanistischen Gemeinschaftsgrab lockt sie allerdings vor allem der Ort – den Waldfriedhof habe sie schon immer gemocht.

"Da sagte ich: Super, da will ich hin. Ich hab keine Verwandten, es wäre völliger Quatsch, alles andere. Dann hab ich bei dem Humanistischen Verband angerufen, sofort, als eine der Ersten: ich möchte da hin. Dann haben die gesagt: ja, aber dazu müssen Sie in den Humanistischen Verband eintreten. Dann hieß es: suchen Sie sich was aus. Ja, hier an der Birke, das wäre super. Und kein Grabstein, nichts."

Seit fünf Jahren bietet der Humanistische Verband diese Form der Bestattung an. Er geht damit zurück an die Wurzeln freidenkerischer Tradition: 1905 gründete sich in Berlin der Verein der "Freidenker für Feuerbestattung", um kirchliche Begräbnisvorgaben zu umgehen. Denn vor dem Tod, betonen Konfessionslose, muss man auch ohne Hoffnung auf ein Jenseits keine Angst haben.

Lortmann: "Nach dem Tod kommt gar nichts. Man kann sich nicht vertrösten lassen auf irgendwas später, aber man muss sich auch nicht fürchten vor irgendwas, was nach dem Tod vielleicht kommen könnte, das gibt es einfach nicht. Insofern kann ich ganz gelassen mein Leben leben."

Malskies: "Sterben ist sicherlich für jeden schwer, aber wenn man sein Leben glücklich und sinnvoll gelebt hat, denke ich immer, wenn ich alles erreicht habe, was ich wollte, und nichts groß bereue, sondern sagen kann, ja, ich hab alle Chancen genutzt, dass man am Ende auch irgendwo lebenssatt ist und lebensvoll ist und am Ende sagt: es ist gut. Jetzt hab ich keine Energie mehr, jetzt bin ich einfach müde."

Konfessionslosigkeit kann als praktische Lebensbegleitung gelebt werden
Konfessionslosigkeit kann sich im lautstarken Protest gegen alles äußern, was mit Religion zu tun hat. Das fällt in der Medienöffentlichkeit auf, bindet aber nur wenige Menschen langfristig. Konfessionslosigkeit kann auch als ganz praktische Lebensbegleitung gelebt werden – steht dort aber vor dem gleichen Problem: Die wenigsten Menschen wollen sich dazu verbindlich verpflichten, quasi vergleichbar einer Kirchenmitgliedschaft. Wohlwollend geschätzt hat der Humanistische Verband bundesweit 15.000 bis 20.000 Mitglieder. Aber der Blick auf die Mitgliederzahl allein reicht nicht, davon ist der evangelische Pfarrer Andreas Fincke überzeugt.

"Meines Erachtens ist die Konfessionslosigkeit in Deutschland sogar die mit Abstand am stärksten wachsende Weltanschauung, die es gibt. Und dafür stehen die Verbände eben, selbst wenn sie im Moment wenig Mitglieder haben."

Doch auch intern wird kontrovers diskutiert: warum eigentlich fällt es Konfessionslosen so schwer, sich als Gruppe zu organisieren und die eigenen Interessen zu vertreten? Horst Groschopp:

"Der springende Punkt ist für mich, dass der Humanismus als große kulturtragende Weltanschauung, jetzt nehm ich auch mal den Begriff, für Deutschland bedeutsamer sein könnte, als es leider der Humanistische Verband im Moment gerade ist. Das besagt nichts darüber, wie stark ich die humanistische Lebenseinstellung im Osten eher vermute als im Westen."

Hier widerspricht die Schriftstellerin Rita Kuczynski:

"Dann hab ich nach der Wende gemerkt: die Sozialisierung in der DDR über drei Generationen konfessionslos, nicht an Gott glauben, hat was gemacht. Und zwar eine Selbstverständlichkeit, ohne die großen religiösen Erzählungen zu leben. Die hatten diese große Erzählung nicht und haben trotzdem ihr Leben gelebt, und das nicht unanständig. Jedenfalls die meisten nicht."

Kortmann: "Im Gegensatz zu verfassten Kirchen oder Religionsgemeinschaften, die irgendwie organisiert sind, sind die Atheisten schon eher individuell denkende Personen und lassen sich nicht so einfach in eine einheitliche Strömung bringen."

Kuczynski: "Ich würd nie da irgendwie auf die Barrikaden gehen für Gott oder gegen Gott, auch nicht gegen, das ist mir alles zu blöd."#

"Naja, man wird einfach ganz erstaunt angeguckt, wenn man sagt, man ist Atheist. Wie, du glaubst nichts? Gar nichts? Zumindest ein paar Zweifel sollte man haben. Aber nein, ich glaube nicht, ich bin für mich selbst verantwortlich, ich bin trotzdem ein guter Mensch, ich habe Werte, ich respektiere Werte, ich vermittle sogar Werte. Ich bin ja Kinder- und Jugendbuchautorin, und bin verantwortlich für das, was ich schreibe, ich habe eine Verantwortung den Kindern gegenüber und bin mir dessen bewusst, aber dafür brauch ich keinen Glauben."

Sagt Beate Dölling. Wahrscheinlich ist: Die Gesellschaft wird nicht zerbrechen, wenn immer mehr Menschen mit Religion nichts mehr anfangen können. Auf diesen Befund weisen die religionssoziologischen Untersuchungen in der Regel hin. Die Gesellschaft wird sich voraussichtlich auch nicht spalten in religiöse Fundamentalisten und eifernde Religionskritiker. Aber sie wird sich verändern, davon ist der Religionssoziologe Detlef Pollack überzeugt. Auf einer viel grundlegenderen Ebene als nur bei Neuregelungen des Religionsrechts.

"Wir haben Befragungen, wo danach gefragt wurde, in wie weit man anderen Menschen einfach so vertraut. Ob man der Meinung ist, eigentlich kann man zu anderen Menschen, egal wer es auch ist, einfach mal Vertrauen haben. Und ist ganz eindeutig, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Religiosität und Vertrauen in andere Menschen. Diejenigen, die hochreligiös sind, sind deutlich vertrauensvoller, zeigen eine höhere Bereitschaft, anderen Menschen zu vertrauen, als diejenigen, die religionslos sind."

Kortmann: "In Krisen, was mir da Halt gibt? Dass ich andere Krisen vorher schon bewältigt habe. Wenn arbeitslos wird zum Beispiel sag ich mir, das nehm ich jetzt in die Hand, ich bin die handelnde Person, ich verlass mich nicht auf jemand anders, ich streng mich an, dass das wieder in Ordnung kommt."

Pollack: "Was sich da verändert, ist, dass man meint, alles selbst leisten zu müssen, man gar nicht sieht, wie viel einem durch andere Menschen, durch Institutionen, durch die Gesellschaft, auch letztlich auch durch die Gemeinschaft geschenkt wird."

Dölling: "Ich bin allein für mich verantwortlich, und weil das wahrscheinlich so schwer zu ertragen ist, das Leben ist schwer zu ertragen mit all den Schicksalsschlägen und dann sagt man: Warum hab ich jetzt so viel Pech? Und: ich bin der Pechvogel. Da kann man schon verzweifeln, aber das gehört zum Leben dazu."
Am Ende landet man beim Glauben
Atheisten, Agnostiker, Humanisten, evolutionäre Humanisten, Konfessionslose, Konfessionsfreie: Auch mit ihnen landet man am Ende beim Glauben, wenn es darum geht, wie man ein sinnvolles Leben mit anderen führt, wenn es um Werte geht, um das, was bleibt. Einen solchen Glauben hatten die religiösen Menschen noch nie exklusiv für sich gepachtet, auch wenn das beide Seiten manchmal immer noch ignorieren.

Kuczynski: "Meine Werte – woher kommen meine Werte? Ich lebe innerhalb eines bestimmten Sozialsystems und versuche, ein anständiger Mensch zu sein."

Osuch: "Meine Vision orientiert sich bisschen an der Situation in den Niederlanden. Dort sind die Konfessionsfreien, ist der Humanistische Verband als die größte Organisation, völlig gleichberechtigt zu den Kirchen, übrigens auch zu den jüdischen Gemeinden und zu den Muslimen. Ich hatte neulich eine Bildungsreise in Holland und in Belgien, wo wir auch im Nato-Hauptquartier waren, und dort wurde uns ganz stolz gezeigt: hier ist die Kirche der Katholiken, dort ist der Gebetsraum der Muslime, dort der der jüdischen Gemeinde, und hier ist der Versammlungssaal des humanistischen Verbandes."

Möller: "Das ist vielleicht der schönste und auch der wichtigste Teil des Humanismus: die Selbstbestimmung. Ich entscheide, was mit meinem Leben passiert, und ich hab auch alle Freiheiten, das zu tun, solang ich damit nicht die Freiheiten anderer Menschen einschränke."

Dölling: "Und ich glaube, dass jeder Mensch für sich selber zuständig sein könnte, auch was Werte und Handlungen und Richtlinien betrifft, wenn man eben ein bisschen mehr denken würde als glauben."
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