Auch Jugendsprache zeigt "echte Sprachentwicklung"

Nils Uwe Bahlo im Gespräch mit Jan-Christoph Kitzler · 08.09.2012
Aus wissenschaftlicher Sicht gebe es keine Anhaltspunkte für einen Verfall der deutschen Sprache, sagt der Germanist und Sprachwissenschaftler Nils Uwe Bahlo anlässlich des Tages der deutschen Sprache, zu dem der Verein Deutsche Sprache jährlich im September aufruft.
Anlässlich des vom Verein Deutsche Sprache ausgerufenen Tages der deutschen Sprache sagte Bahlo am Samstag im Deutschlandradio Kultur, aus wissenschaftlicher Sicht gebe es keine Anhaltspunkte für einen Verfall. "Im Moment belegen alle Studien, dass die Jugendlichen sehr schön am Standard orientieren."

Auch die Einflüsse auf die Orthografie durch die neuen Medien, beispielsweise durch Übernahmen aus dem SMS-Gebrauch, lägen bei unter einem Prozent. Der Sprachwissenschaftler bezweifelte die Authentizität von sogenannten Jugendwörtern wie "pyro" (gigantisch), oder "Schenkelpelle" (Leggins), die auf der Liste für den Wettbewerb um das "Jugendwort 2012" stehen. Er sehe hier auch kreative Medien am Werk.

Wer von Verfall spreche, versuche einen Punkt zu etablieren, an dem "alles super war", sei es zu Goethes oder Schillers Zeiten oder das Deutsch der 50er-Jahre, sagte Bahlo. Jede Sprachgemeinschaft sei aber an der kreativen Weiterentwicklung der Sprache beteiligt. In der Debatte darüber, ob Anglizismen die deutsche Sprache bedrohen, erklärte Bahlo, "die deutsche Sprache ist so was von kräftig, dass sie in der Lage ist, Wörter wie chillen, Sie sehen es an der deutschen Endung - en, einfach einzupflegen."

Das vollständige Gespräch mit Nils Uwe Bahlo können Sie mindestens bis zum 8.2.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
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