Asterix feiert runden Geburtstag

Potztausend! 50 Jahre Rebellion gegen die Römer

Ausschnitt des Covers von Asterix Bd. 36: "Der Papyrus des Cäsar"
Titelbild der französischen Ausgabe des Asterix-Bandes "Der Papyrus des Cäsar" © picture alliance / dpa /Editions Albert Rene / Ho
Von Elmar Krämer · 18.12.2018
Gepflegte Keilereien, Wildschweinbraten und dazu viele subtile Zitate aus Literatur und bildender Kunst – das macht bis heute den Reiz des „Asterix und Obelix“-Comics aus. Vor 50 Jahren wurde die Reihe das erste Mal in Deutschland veröffentlicht.
In Deutschland trafen die zwei Gallier anfangs als Fortsetzungsfolgen in einem Comicmagazin des Kauka-Verlags auf die Comic-interessierte Leserschaft – allerdings in zweifelhaft reaktionär übersetzter Form unter dem Titel "Siggi und Babarras".

Politischer Spielball der Nachkriegszeit

Asterix und Obelix wurden hier unter anderem zum politischen Spielball zwischen Ost- und West und die Römer zu Stellvertretern der alliierten Besatzer in der Nachkriegszeit. Als das jedoch René Goscinny und Albert Uderzo, Texter und Zeichner und die geistigen Väter von Asterix mitbekamen, wurden dem Kauka-Verlag umgehend die Rechte entzogen.
Eine Besucherin der 52. Buchmesse in Frankfurt am Main schmökert am 18.10.2000 am Stand des Stuttgarter Egmont Ehapa Verlags eine Frau in einem Comic- Band.
Nicht nur was für Kinder: Asterix-Comics sind aufgrund ihrer kulturellen Querverweise und dem tiefgründigen Witz vor allem bei Erwachsenen beliebt.© picture alliance / dpa / Arne Dedert
Originalgetreu und mit Liebe zum Detail ging der nächste Verlag ans Werk– mit Erfolg. Seit 1968 hat der Ehapa-Verlag 37 Alben veröffentlicht und die sind bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Kein Wunder, findet Asterix-Experte Prof. Jörg Funhoff, nicht nur, weil ein kleiner unscheinbarer Kerl einen Trank hat, den wohl jeder von uns gern hätte, sondern:
Funhoff: "Weil Asterix ein Comic ist, der für Kinder Spaß bietet. Sie verstehen also sehr gut die Actionsequenzen und die Streitsituationen, aber da ist ja viel hintergründiger Humor dahinter. Da kommen trickreiche, komplizierte Handlungen zum Ausdruck. Und diesen Witz spüren Kinder noch gar nicht auf. Das ist also was für Erwachsene."

Der Reiz der Hefte

Jörg Funhoff ist emeritierter Professor der Universität der Künste in Berlin und gilt als Comic- und Asterix-Experte. Nicht nur für ihn sind es auch Feinheiten und Zitate, die den Reiz der Asterix-Hefte ausmachen. Neben den allseits bekannten lateinischen Redensarten findet man unter anderem auch Zitate aus der Weltliteratur und der Kunstgeschichte in den Heften.
Lipka: "Quod erat demonstrandum."
Was zu beweisen war? Also ein Beispiel: In Asterix als Legionär retten sich die Piraten auf ein Floß und das in sehr präziser und nicht zufälliger Anordnung, sondern genauso, wie auf dem rund 5x7 Meter großen Ölgemälde "Das Floß der Medusa", das heute im Louvre in Paris hängt und einen legendären Schiffsuntergang thematisiert. Funhoff: "Eine Geschichte die in Frankreich jeder kennt."

Querverweise auf berühmte Gemälde

Albert Uderzo nutzte dieses Gemälde für ein 7x15 Zentimeter großes Comic-Panel - nur ein Beispiel für die Akribie und zeichnerische Freude, mit der der Comic-Künstler ans Werk ging. Subtiler Witz, der, wie in diesem Fall vor allem in Frankreich ankommt. Andere Feinheiten sind internationaler.
Es findet sich ein Rembrandt Zitat im Band "Der Seher", oder ein Gemälde des flämischen Malers Pieter Bruegel in "Asterix bei den Belgiern" und vieles mehr. Außerdem tauchen Weltstars wie beispielsweise Kirk Douglas, Sean Connery oder die Beatles in Nebenrollen auf. Funhoff: "Wenn man anfängt, dem zu folgen und das zu verstehen, dann ist es genial."
Lipka: "Felix, qui potuit rerum conoscere."
Glücklich, wer den Dingen auf den Grund sehen konnte? Nicht nur, denn es greifen auch immer wieder Kinder zu Asterix. Auch wenn sie in einem digitalen und von Superhelden inflationär durchsetzten Umfeld groß werden.

Dorfheld mit viel im Kopf

Kinder: "Das sind alles so Großstadthelden, sag ich mal. Asterix ist so ein Dorfheld, der aber auch schon viel bewirken kann. Hübsch ist er eigentlich nicht. Der ist ein bisschen klein und sieht auch nicht so stark aus, aber ich sag mal, er hat viel im Kopf."
2013 übergab der Vater von Asterix sein in Würde gereiftes Baby an Jean-Yves Ferri und Didier Conrad – seitdem sind drei Hefte erschienen, die zwar nicht mehr ganz den Zauber früherer Tage haben, die aber immer noch aus der Masse der Comic-Veröffentlichungen herausfallen und die nach wie vor mit einem großen Bankett enden – dieser Tage einem besonderen: 50. Jubiläum in Deutschland, herzlichen Glückwunsch Asterix und Obelix!
Obelix aus dem Hörspiel: "Ich hätte gerne noch ein Wildschwein!"
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