Asien-Gipfel in Brüssel

Chinas Traum ist, eine Weltmacht zu werden

Die Skyline von Schanghai am Huangpu Fluss - gesehen vom Shanghai Tower.
Wächst und wächst und wächst: Die Skyline von Schanghai, der bedeutendsten Industriestadt Chinas. © imago / ZUMA Press
Bernhard Bartsch im Gespräch mit LIane von Billerbeck  · 19.10.2018
China verbreitet kulturelle Strahlkraft und politischen Schrecken zugleich, sagt der China-Kenner Bernhard Bartsch vor dem Asien-Gipfel in Brüssel. Das Land sei selbstbewusst und träume davon, dass ein chinesischer Film mal den Oscar gewinnt.
Die Europäische Union setzt in Brüssel ihren Gipfel mit 21 asiatischen Staaten fort. Das Asem-Treffen steht unter dem Motto "Globale Partner für globale Herausforderungen". Vor allem China macht den Verantwortlichen in Berlin, Brüssel und Paris Sorgen: Chinesische Unternehmen kaufen eifrig technologisches Know-how auf, und Peking baut seinen Einfluss mithilfe der neuen Seidenstraße im Südosten Europas immer mehr aus.

Chinas Strahlkraft

Der "chinesische Traum" sei es unter anderem, als große Weltmacht Anerkennung zu finden, sagte der China-Kenner der Bertelsmann-Stiftung, Bernhard Bartsch, im Deutschlandfunk Kultur. "Die kulturelle Strahlkraft ist schon sehr groß", sagte Bartsch.
China sei ein wichtiges Reiseland und fasziniere durch seine alte Kultur, Literatur und Filme. Alle gingen gerne chinesisch essen und es kämen immer mehr Chinesen nach Europa, um zu studieren oder zu arbeiten. Die Bertelsmann Stiftung hat Szenarien entwickelt, wie sich Chinas Entwicklung im Jahr 2030 auf Deutschland auswirken könnte.
Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beim Europa-Asien-Gipfel in Brüssel
Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beim Europa-Asien-Gipfel in Brüssel© imago / Kyodo News

Softpower und Schrecken

China investiere viel in das Seidenstraßen-Projekt und baue sein Netzwerk befreundeter Staaten aus. Dies geschehe auch mit Hilfe seiner Konfuzius-Kulturinstitute, die chinesische Sprache und Kultur vermittelten. Gleichzeitig verbreite das Land trotz dieser Softpower-Strategie Schrecken und das autokratische System habe mit seiner Vollüberwachung keinen Vorbildcharakter.
Die Befestigungsmauer in Xian, wo einst die Seidenstraße begann.
Die Befestigungsmauer in Xian, wo einst die Seidenstraße begann. © Shui xiaojie / dpa

Der Traum vom Oscar

Brasch wies auf ein Paradox der chinesischen Kulturpolitik hin: "China will auf der einen Seite etwas ganz eigenes sein, hat dieses Selbstbewusstsein, die viel ältere, große Kulturnation zu sein", sagte er. "Andererseits setzen in einer globalisierten Welt die USA der 1990er-Jahre den Standard für das, was man erreichen will, wenn man sich als Weltmacht sehen und etabliert sehen will."
Es gebe deshalb den chinesischen Traum, eines Tages einen Oscar zu gewinnen. "Da wird sehr viel Geld investiert, um endlich einmal einen Oscar-fähigen Film hinzubekommen", sagte Brasch. "Das hat alles noch nicht funktioniert und das liegt auch an diesem Spannungsverhältnis, das wir eben haben."
(gem)
Mehr zum Thema