Artenschutz-Report

Biologische Vielfalt in Gefahr

Biene (sitzend auf einer Fensterscheibe)
Im Fokus von Naturschützern: Allen Wildbienen-Arten in Deutschland könnte es besser gehen © Jan-Martin Altgeld
Sandra Balzer im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 20.05.2015
Jede dritte Tierart in Deutschland ist nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz bedroht. Grund: Der Mensch nimmt den Tieren die Lebensräume, sagt Bundesamts-Mitarbeiterin Sandra Balzer.
Ob Rebhuhn oder Wildbienen: Der Zustand der Artenvielfalt in Deutschland ist laut Bundesamt für Naturschutz alarmierend. Die Behörde hat jetzt den ersten umfassenden Artenschutz-Report vorgestellt. Die Studie macht klar: Das nationale Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt in Deutschland aufzuhalten, wird bislang verfehlt.
Besonders dramatisch ist demnach die Situation bei den wirbellosen Tieren, zu denen Insekten gehören: Knapp 46 Prozent der untersuchten Arten und Unterarten sind bedroht, extrem selten oder ausgestorben. Mit Sorge beobachten Experten dabei auch die negative Entwicklung aller 600 Wildbienenarten in Deutschland.
Über ein Viertel der Wirbeltiere sind in ihrem Bestand gefährdet
Fast 28 Prozent der Wirbeltierarten - Süßwasserfische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere - seien in ihrem Bestand gefährdet, heißt es im Report. Die Situation bei den Brutvögeln hat sich spürbar verschlechtert. Auch "Allerweltsarten" unter den Agrarvögeln wie Kiebitz und Feldlerche gehe es seit 20, 30 Jahren kontinuierlich schlechter. Der Rebhuhn-Bestand hat sich um 90 Prozent verringert.
Für einige Hundert Arten gibt es aber auch gute Nachrichten. So fühle sich die Kegelrobbe an der Ostsee-Küste wieder wohl, sagte die Leiterin des zoologischen Artenschutzes beim Bundesamt für Naturschutz im Deutschlandradio Kultur. Die Bestände hätten sich erholt, weil die Kegelrobbe nicht mehr gejagt werde und die Giftstoffe in der Ostsee reduziert worden seien.
Kegelrobbe und Fischotter zählen zu den "Gewinnern"
Auch der Fischotter zählt laut Balzer zu den "Gewinnern" – er profitiert davon, dass Flussbegradigungen wieder zurück gebaut wurden. Der These, dass Naturschutz teuer ist, widerspricht Balzer: "Man müsste nicht zwingend immer jede Menge Geld in die Hand nehmen, man könnte auch einfach mal die Natur Natur sein lassen."
Der Bericht nennt noch weitere Erfolge: Der Wolf ist zurück, der Biber hat sich erholt, auch der Schwarzstorch und der Seeadler. Laut Artenschutz-Report kommen in Deutschland insgesamt rund 72.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten vor.
Die Behörde hat insgesamt mehr als 32.000 heimische Arten auf ihre Gefährdung hin untersucht, mit einem ernüchternden Ergebnis: Rund 31 Prozent sind demnach in ihrem Bestand gefährdet, vier Prozent bereits ausgestorben. Die intensive Landwirtschaft steht bei den Ursachen an vorderster Stelle.
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