Archiv Peter Piller: "Erscheinungen"

Laszive Frauengestalten auf der Autobahn

Buchcover "Erscheinungen" von Archiv Peter Piller, im Hintergrund LKWs auf der Autobahn
Buchcover "Erscheinungen" von Archiv Peter Piller, im Hintergrund LKWs auf der Autobahn © Hatje Canz / Peter Piller / dpa / Daniel Reinhardt
Peter Piller im Gespräch mit Gesa Ufer · 28.07.2017
Gutgelaunte Frauen als Werbung hinten auf dem LKW: Für den Bildband "Erscheinungen" fotografierte Peter Piller jahrelang auf Autobahnraststätten. Entscheidend für die Serie war, die Figuren durch das Entfernen der Schrift aus dem Werbekontext zu nehmen, erklärt der Künstler.
"Ich mag es gerne, lange an einem Thema zu arbeiten, den Dingen Zeit zu geben", sagt Peter Piller. Für seine aktuelle Serie fotografierte der Künstler mehr als drei Jahre lang LKW-Rückseiten auf Autobahnraststätten: Frauengestalten als Werbemotiv stehen im Mittelpunkt dieses Projektes, das unter dem Titel "Erscheinungen" auch als Bildband erschienen ist.

Am Anfang gar nicht ernst genommen

Diese Motive seien ihm irgendwann auf seinen Autobahnfahrten einfach aufgefallen, sagt Piller im Deutschlandfunk Kultur:
"Anfangs habe ich das auch gar nicht so sehr ernst genommen, sondern habe es einfach gemacht. Häufig starten bei mir Projekte nicht mit dem Vorsatz, Kunst zu machen. Sondern ich reagiere ganz unmittelbar auf etwas, was ich sehe und mache das dann eine Weile. Dann liegen die Fotos herum, und dann krame ich die wieder hervor - und irgendwann denke ich, das könnte vielleicht doch relevant sein."
Durch die nachträgliche Entfernung jeglicher typografischer Elemente verlieren die abgebildeten gutgelaunten und zum Teil lasziv wirkenden Frauen den Kontext der Werbung. Dieser Schritt sei für die Bilderserie entscheidend gewesen, erklärt der Fotograf. Warum er generell so häufig Frauenbilder in seinen Werken verwende, könne er noch nicht abschließend beantworten.

Männermotive auf LKWs noch seltener

Das LKW-Projekt habe er aber nur mit weiblichen Motiven verwirklichen können, die allerdings auch sehr selten zu finden sind: "Nur jeder achthundertste oder tausendste LKW hat überhaupt eine Frauendarstellung hinten drauf." Männerdarstellungen gäbe es noch viel weniger, so Piller.
Der 49-Jährige hat sich im Lauf seiner künstlerischen Entwicklung immer intensiver mit dem Archivieren von Alltäglichem beschäftigt. Zu seinen Sammlungen gehören unter anderem rund 6000 Zeitungsfotos und mehr als doppelt so viele Aufnahmen aus einem ehemaligen Luftbildarchiv.

Archiv Peter Piller: "Erscheinungen"
Gestaltung von Julia Wagner, grafikanstalt
Hatje Cantz Verlag, Berlin 2017
160 Seiten, 78 Abbildungen, 49,80 Euro

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