Archiv des Freien Theaters Hildesheim

"Die eigene Geschichte parat haben"

Zuschauer sitzen im Theater vor einer leeren Bühne mit geschlossenem roten Vorhang.
Eine menschenleere Theaterbühne. © dpa / Jens Wolf
Henning Fülle im Gespräch mit André Mumot · 26.03.2016
Freie Theatergruppen sind in der Theaterlandschaft der Bundesrepublik ein wichtiger Impulsgeber. Aber ihre Arbeit wurde bisher nur selten dokumentiert. Dem will das Archiv des Freien Theaters an der Universität Hildesheim Abhilfe schaffen.
Das Theater ist ein flüchtiges Medium. Wenn nach einer Vorstellung der Vorhang fällt, bleibt meistens nur die Erinnerung der Zuschauer.
Gerade die Arbeit von freien Theatergruppen wird nur selten dokumentiert und schon gar nicht zentral. Das aber soll sich nun ändern: Im Herbst vergangenen Jahres wurde ein großes Projekt ins Leben gerufen – die Bildung eines Archivs des Freien Theaters.
Dahinter steckt ein Konsortium aus verschiedenen Institutionen, unter anderem gehören dazu der Bundesverband Freie Darstellende Künste, der Dachverband Tanz Deutschland, das NRW Kultursekretariat und das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim. Und dort, in Hildesheim, wird es derzeit aufgebaut, das umfangreiche Archiv.

Theaterkunst jenseits der Traditionsgrenzen der bürgerlichen Hochkultur

Im Gespräch mit André Mumot berichtet Kulturforscher und Dramaturg Henning Fülle, von dem aktuellen Missstand: "Das freie Theater hat seine eigene Geschichte nicht parat, hat sie nicht griffbereit."
Seit Monaten sichtet er mit seinen Kollegen Fundstücke und Materialien, legt aber Wert darauf, dass kein "Staubmasken-weiße-Handschuhe-Archiv" entsteht: "Wir wollen heutige Künstlergruppen einladen, sich mit dem, was wir finden, zu beschäftigen und es lebendig zu halten."
Vor allem wünsche er sich, "dass deutlich wird, dass der Impuls, der in den späten 60er Jahren vom Freien Theater ausgegangen ist – nämlich Theaterkunst jenseits der Traditionsgrenzen der bürgerlichen Hochkultur zu sein – in seiner wirklichen Bedeutung für eine zukünftige und lebendige Theaterlandschaft wirksam werden kann."
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