Architekturbiennale Venedig

"In Beton gegossene Debatte"

Von links nach rechts: Lars Krückeberg, Thomas Willemeit, Marianne Birthler und Wolfram Putz
Die Kuratoren des deutschen Pavillons auf der Architekturbiennale Venedig 2018 (Von links nach rechts: Lars Krückeberg, Thomas Willemeit, Marianne Birthler und Wolfram Putz) © Pablo Castagnola
Wolfram Putz im Gespräch mit Marietta Schwarz · 05.02.2018
Der deutsche Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig wird kuratiert von Marianne Birthler, der früheren Bundesbeauftragten der Stasi-Unterlagenbehörde, und von dem Architekturbüro "Graft". Wolfram Putz von "Graft" erzählt, was das Motto "Unbuilding Walls" bedeutet.
28 Jahre nach dem Mauerfall wolle man 28 Projekte präsentieren, die auf dem ehemaligen Todesstreifen entstanden seien, sagt Wolfram Putz vom Architekturbüro "Graft". "Teilweise Neubauten, teilweise komplette Rekonstruktionen, teilweise zeigen wir auch die Leere, die geblieben ist. Um einfach zu betrachten, wie diese gebaute Debatte der Überwindung der Mauer in Beton gegossen wurde, oder eben auch nicht."

Die "Aktion Ungeziefer"

Dabei werde nicht nur Berlin betrachtet: "Wir gucken uns die gesamte innerdeutsche Grenze an." Es sei zum Beispiel kaum bekannt, dass in der sogenannten "Aktion Ungeziefer" 50 Dörfer in der Sperrzone geschliffen worden seien. Aber auch der "Iron Curtain Trail" werde thematisiert, wo der ehemalige Mauerstreifen zum Naturschutzgebiet umgewandelt wurde und heute der touristischen Erholung dient.
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Die Mauer damals auf dem Land...© (c) Jürgen Ritter
Mehr als die strukturschwachen Gebiete auf dem Land habe aber die subkulturelle Szene in Berlin vom Mauerfall profitiert: "Wo kann man sonst über Jahrzehnte an einem innerstädtischen Flusslauf sich mit Bars und wenig Geld ansiedeln? Wir schauen uns an, was das offizielle und das inoffizielle Berlin mit diesen Potenzialen gemacht hat."
"Checkpoint Charlie", aus der Serie "In den Straßen von Berlin"
...und der Mauerstreifen in Berlin am Checkpoint Charlie© Friedhelm Denkeler
Aber auch um heutige Mauern soll es in Venedig gehen. "Ein Produktionsteam erstellt eine Videoinstallation an sechs Mauern dieser Welt." In Nordkorea, Israel-Palästina, Irland, auf Zypern, an der Grenze zwischen Mexico und den USA und an der Außengrenze der EU wurden komplexe Stimmungsbilder eingefangen. "Es ist nicht so einfach Mauern per se zu verteufeln, sie haben auch ihre Sinnzusammenhänge für einen bestimmten Zeitraum."

Auch das Team ist wiedervereinigt

Die Zusammensetzung des Kuratoren-Teams spiegele auch die Thematik wider. "Die Bauten sind ja auch gebaute Aussagen von Identität und Haltung, da gehört auch ein wiedervereinigtes Team dazu. Und vor allen Dingen ist Marianne Birthler eine unglaublich integere Persönlichkeit und auch Fremdenführer für uns in die Welt Ostdeutschlands."
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