Architektur

Nazi-Bauten erhalten − oder verfallen lassen?

Die Zeppelinbühne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgeländ in Nürnberg
Die Zeppelintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg © dpa / picture alliance / Daniel Karmann
Winfried Nerdinger im Gespräch mit Timo Grampes · 02.12.2014
Die Nazi-Architektur auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg rottet vor sich hin. Der Historiker Winfried Nerdinger plädiert für eine Instandsetzung. Sonst drohe ein "belangloses Ruinenfeld" und der Verlust eines wichtigen Ortes der Aufklärung.
Das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg steht vor dem Verfall. Gut so, sagen die einen, Nazi-Architektur sollte nicht erhalten werden. Falsch, meinen andere, schließlich drohe sonst der Verlust eines wichtigen Ortes der Aufklärung über die NS-Zeit. Auch der Architekturhistoriker und Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums in München, Winfried Nerdinger, plädiert für eine Instandsetzung.
"An diesem Ort kann man wie an keinen anderen in der ganzen Bundesrepublik den Geist, die Ideologie - auch den Ungeist natürlich - des Nationalsozialismus kennenlernen", sagte Nerdinger im Deutschlandradio Kultur. "Das Entscheidende ist: Man kann es sehen, man kann es vor Ort studieren." Lasse man den Bau verfallen, werde er zu einer immer harmloseren und auch vielleicht romantischen Ruine: "Genau das ist der falsche Weg - dass man diese Architektur der Verbrechen auch noch romantisiert."
Es sei notwendig, diesen Bau zu erhalten, so der Historiker. Nur dort könne man sich mit dem Größenwahn der Nationalsozialisten konfrontieren und auseinandersetzen: "Das funktioniert nicht, wenn man nur ein paar Bücher liest." Entscheidend sei, dem Ort eine aufklärerische Funktion zu geben. "Wenn man nicht mit dem Bau entsprechend umgeht, dann wird er nur ein belangloses Ruinenfeld."
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