Architektur-Kollektiv "Urban Think Tank"

Was man von Caracas lernen kann

Seit Jahren schon steht das ehemalige Hochhaus der Deutschen Welle in Köln leer.
Wie kann man leerstehende Bauten wie dieses Hochhaus in Köln für die die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Architekt Hubert Klumpner vom Planungs-Kollektiv "Urban Think Tank" © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Hubert Klumpner im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 18.11.2015
Wie kann man das Leben in Städten verbessern? Und kann das in einer Stadt wie Caracas überhaupt gelingen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Planungs-Kollektiv "Urban Think Tank". Jetzt ist eine Ausstellung mit ihren Arbeiten in München zu sehen.
Das Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne zeigt ab dem 19.11.2015 eine Ausstellung über die Arbeiten des Planungs-Kollektivs "Urban Think Tank". Es wurde 1998 in Caracas, Venezuela von Alfredo Brillembourg und Hubert Klumpner gegründet. Von Anfang an setzten sie sich mit den sozialen und politischen Problemen der Stadt auseinander: 60 Prozent der Bewohner von Caracas leben in nicht genehmigten Siedlungen, in Favelas.
Hubert Klumpner, Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich, beschrieb im Deutschlandradio Kultur Denkansatz und Konzept von "Urban Think Tank":
"Es geht uns nicht um gezeichnete Architektur, nicht um Papierarchitektur, sondern um unsere Utopien, unsere Ideen, wie man Städte tatsächlich verbessern kann. Städte, die stark fragmentiert sind, in denen die Bevölkerung asymmetrisch in verschiedenen Einkommensgruppen lebt, die sich enorm voneinander unterscheiden."
Laborartige Situation in Caracas
Die soziale Situation in Caracas sei ein "Superlativ auf der Negativskala", sagte Klumpner. Sie erlaube es aber, in einer quasi laborartigen Situation Lösungen zu testen und zu entwickeln. Es handele sich um eine Architektur, die etwas verändern könne:
"Und das ist vielleicht auch etwas, was unsere Arbeit enorm zeitgemäß macht. Weil es uns wirklich darum geht, die Lebensumstände einer maximalen Anzahl von Menschen in Städten zu verändern."
Parkhäuser könnten zu günstigem Wohnraum werden
Inwieweit lassen sich die in Caracas gewonnenen Erkenntnisse übertragen – zum Beispiel auf die großen Probleme bei der Unterbringung von Flüchtlingen? Klumpner verwies beispielsweise auf den Leerstand von Immobilien in Deutschland:
"Wir bearbeiten derzeit solch ein Projekt an der ETH Zürich, wo wir uns Leerstände im ganzen Land ansehen, eine Art Atlas des Leerstands, der Brachen. Ein Projekt das wir derzeit auch bearbeiten, ist, wie man Parkhäuser in eine Art von low-cost housing umwandeln kann. Also keine Sozialwohnungen, sondern günstiger Wohnraum in bereits existierenden Strukturen."
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