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Elektroautos
Zweites Leben für Batterien

Mit zunehmenden Alter nimmt die Kapazität von Batterien in Elektroautos ab. Meist taugen sie dann nicht mehr für den Fahrbetrieb. Unbrauchbar sind sie aber noch lange nicht. Denn sie können ein zweites Mal genutzt werden - zum Beispiel als Energiespeicher im Stromnetz.

Von Philip Banse | 07.04.2016
    Ein Autofahrer steckt einen Ladestecker einer E-Mobilität-Zapfsäule in ein batteriebetriebenes Fahrzeug.
    Lithium-Ionen Batterien können in Elektroautos nur etwa sechs Jahre verwendet werden. (dpa / Friso Gentsch)
    Die Studie, die der Lobbyverband der deutschen Ökostrom-Branche bestellt hat, sieht sehr große Potenziale für die Weiternutzung von ausgedienten Batterien von Elektroautos. Gerard Reid, ein privater Berater für die Ökostrombranche, hat die Studie geschrieben und sagt:
    "So eine große Menge von Batterien in Markt zu haben, das würde unser Energiesystem komplett ändern. Wie das in Zukunft aussehen wird, ist ganz schwer zu schätzen, aber meine Meinung ist: Es wird unsere Energiewelt komplett ändern."
    Die Kosten für Batteriespeicher, so die Studie, sänken pro Jahr um 15 Prozent – auch weil sich die Produktion bis 2020 vervierfachen werde. Voraussetzung: Deutschland erreicht sein Ziel, 2020 eine Million Elektroautos auf den Straßen zu haben. Dann ergebe sich folgende Rechnung:
    "45 Kilowattstunden pro Auto, das sind 45 Gigawattstunden. Das ist genug Kapazität, um ganz Deutschland eine Stunde lang mit Energie zu versorgen. Das ist enorm. Das ist nur bei einer Million Autos. Vergessen Sie nicht, dass wir 40 Million Autos derzeit auf den Straßen haben. Was passiert, wenn 40 Millionen Autos elektrifiziert sind? Dann haben wir genug Kapazitäten nur im Speicherbereich, um ganz Europa für eine Stunde mit Strom zu versorgen."
    Alte Batterien als Speicher im Stromnetz einsetzen
    Die Idee ist simpel: Lithium-Ionen Batterien können in Elektroautos nur etwa viereinhalb oder sechs Jahre verwendet werden, dann haben sie aber immer noch gut 80 Prozent ihrer Kapazität. Das ist zu wenig für Elektroautos, aber genug, um anderswo Strom zu speichern: in Privathaushalten oder gar in großem Maß bei Netzbetreibern. Dann, so die Idee, könnte überschüssiger Strom gespeichert und bei Bedarf später wieder abgerufen werden, so Hermann Falk vom Bundesverband Erneuerbare Energien:
    "Wir möchten deshalb einen Fokus legen auf die Automobilbranche, die wir für einen Schlüsselfaktor halten in dieser ganzen Entwicklung. Sie kennen das Ziel der Bundesregierung, eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen bis 2020. Und wenn sich dieses realisieren lässt, dann ist das ein Faktor, der die Energiewende schneller und günstiger für alle ins Werk setzen kann."
    Alles hängt aber daran, dass mehr Elektroautos auf deutsche Straßen kommen. Momentan sieht es nicht so aus, dass in Deutschland schon in vier Jahren, wie von der Bundesregierung geplant, eine Million Elektroautos fahren. Letztes Jahr wurden nur gut 12.000 neue Elektroautos zugelassen. Deswegen fordern die Autoren der Studie von der Bundesregierung, Elektroautos zu fördern. Es gebe jedoch auch noch einige Probleme zu überwinden. So lasse der Standard für die Batterien des deutschen Elektroautos die Nutzung als Stromspeicher im Netz technisch derzeit nicht zu.
    "Mit dem japanischen Standard kann man das machen. Deswegen kann man die französischen Elektroautos, die diesen Standard nutzen, sofort als Speicher nutzen. Das bedeutet, wir brauchen neue Standards im Autobereich, aber das kommt. Das kommt in den nächsten zwei Jahren. Bin ich mir sicher."
    Second Life Batterien
    Studienautor Reid weist darauf hin, dass alte Batterien von Elektroautos bereits heute als Speicher im Stromnetz eingesetzt würden.
    "Es fängt jetzt schon an. Wir sehen jetzt schon, dass Daimler, BMW und VW Projekte hier in Deutschland haben, wo sie Second Life Batterien nutzen. Und das ist nicht zu Hause, sondern im Netz. Und wenn man das im Netz hinbekommt, ist das für Zuhause kein Problem."
    Forscher an der TU München beschäftigen sich seit zwei Jahren mit dem Thema, wie Batterien ein zweites Leben in privaten Häusern spielen können. Zwischenergebnis bisher: Es ist technisch machbar, sagt Ingenieur Michael Baumann. Jedoch müsse man genau wissen, wie die Autobatterien genutzt wurden, wie ihr bisheriges Leben abgelaufen ist, nur dann könne man optimale Speicher mit ihnen bauen. An diese Nutzungsdaten hätten die Autohersteller die Forscher bisher aber nicht heran gelassen.