App "Konterbunt"

Argumentationshilfe gegen rechte Stammtischparolen

06:40 Minuten
Screenshot der Browserversion der Konterbunt-App
Menschen bestärken, gegen diskriminierende Parolen einzuschreiten, und ihnen dafür "gute Wege" vermitteln: Dabei soll die App Konterbunt unterstützen. © Screenshot konterbunt.de
Mikis Rieb im Gespräch mit Ute Welty · 18.06.2021
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Der Politologe Mikis Rieb hat eine App mitentwickelt, die Menschen dazu befähigen soll, rechten Stammtischparolen entgegenzutreten. Seine Empfehlung: immer widersprechen. Wenn nicht, würden Frauenfeindlichkeit oder Rassismus als normal wahrgenommen.
Es ist vermutlich schon jedem passiert. Im Freundeskreis, bei der Arbeit, in der Kneipe oder im Kreis der lieben Familie: Plötzlich und unerwartet taucht sie auf, die Stammtischparole. Was tun, wenn Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Homosexuelle mal eben verbal entwertet werden? Darüber hinweg gehen? Der Kollege wird es ja wohl hoffentlich nicht so gemeint haben. Oder einhaken, widersprechen?
In jedem Fall widersprechen, sagt Mikis Rieb, Mitarbeiter der niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Wenn man das nicht tue, würden solche Parolen von den Anwesenden als normal wahrgenommen. Rieb ist Mitentwickler einer neuen App, mit der man sich auf schwierige Situationen dieser Art vorbereiten kann. "Konterbunt" heißt sie - und baut laut Rieb auf den Methoden des Argumentationstrainings auf.

Schlagfertigkeit ist trainierbar

Man kann sie natürlich nicht direkt einsetzen, wenn der Schwulenwitz gerade gemacht worden ist. Aber man kann sich einmal grundsätzlich mit solchen Situationen beschäftigen und überlegen, was man sagen könnte - und wie. Denn es ist gar nicht so leicht, die richtigen Worte zu finden.
Die App solle Menschen bestärken, einzuschreiten, sagt Rieb, und ihnen dafür zugleich "gute Wege" vermitteln. Schlagfertigkeit könne man trainieren. Und auch über die Dynamik von Gesprächssituationen kann man einiges lernen.

Wer fragt, der führt

Rieb nennt ein praktisches Beispiel: Wer Fragen stelle, zwinge den anderen, sich zu erklären: "Wer fragt, der führt", sagt Rieb. Die App hat einen "Strategieguide", der weitere Empfehlungen enthält und sie näher beschreibt: Initiative ergreifen, Gesprächsregeln herstellen, zum Zuhören zwingen, nicht moralisieren, Widersprüche aufdecken, Grenzen setzen, Gefühle ansprechen.
Auch ein "Parolenverzeichnis" bietet die App - mit Beispiel-Antworten, die im entscheidenden Moment passen könnten. Die App richte sich an Menschen, die das Bedürfnis hätten, sich für ein demokratisches Miteinander einzusetzen, sagt Rieb. Grundsätzlich sei die App aber auch eine Möglichkeit, sich noch einmal vertieft mit dem Thema Diskriminierung auseinandersetzen.
(ahe)
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