Antisemitismus an Schulen

Prävention und Aufklärung

Schatten zweier Kinder auf einem Schulhof. Auf dem Boden ist ein Hüpfspiel mit Kreide aufgezeichnet.
In einer Berliner Grundschule sollen muslimische Schüler ein Mädchen jüdischer Herkunft mit dem Tod bedroht haben. © dpa / picture alliance / Heckler Pierre
Meron Mendel im Gespräch mit Dieter Kassel · 28.03.2018
"Jude" als Schimpfwort, religiöses Mobbing: An deutschen Schulen kommt es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen. Oft seien die Lehrer überfordert, sagt Meron Mendel. Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank fordert mehr Aufklärung und eine bessere Lehrerausbildung.
"Das Schimpfwort Jude wird bei uns benutzt, aber glücklicherweise haben wir keine Juden bei uns in Klasse" - so und ähnlich äußern sich Lehrkräfte immer wieder über den Schulalltag, erklärt Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Das findet er "sehr problematisch". Denn Lehrer wüssten nicht immer, ob jemand jüdischer Herkunft in der Klasse sitzt oder nicht. Viele würden es auch nicht offen sagen:

Sofort reagieren

"Von daher muss immer unter der Prämisse gehandelt werden, als ob in der Klasse ein potentieller Betroffener ist. Deswegen ist mein Ratschlag immer, sofort zu reagieren. Es heißt nicht sofort mit großen Sanktionen zu arbeiten, aber wir müssen viel stärker präventiv arbeiten, Aufklärung betreiben."
Gespräche mit den Eltern und dem Umfeld seien wichtig, um die Quelle antisemitischer Einstellungen zu finden. Man müsse mit Kindern und Jugendlichen aber nicht nur zum Thema Antisemitismus, sondern insgesamt zum Thema Toleranz und Rassismus arbeiten.

"Es geht um Kompetenzen"

Antisemitismus-Beauftragte einzusetzen, ist aus Sicht Mendels zunächst ein "symbolischer Akt" und "nicht schlecht". Doch die Realität in den Schulen werde nicht von diesen Beauftragten bestimmt, sondern durch das Handeln der Lehrkräfte:
"Es geht wirklich um Einstellungsvermittlung, es geht um Kompetenzen, die in der Lehrerausbildung, in der Lehrerweiterbildung vermittelt werden. Und es geht um die tagtägliche Begleitung von Lehrkräften, wenn sie solchen Einstellungen begegnen. Oft sind sie einfach überfordert von der Situation und wissen gar nicht, wie sie darauf reagieren sollen. Und deswegen brauchen wir eine qualifizierte Begleitung. Die Politik soll das unterstützen, nicht mit Schnellschussentscheidungen, sondern wirklich mit strukturellen Änderungen."
(bth)
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