Anti-Corona-Demonstration in Berlin

Sorge vor steigenden Fallzahlen

08:23 Minuten
Impression von einer sog. "Hygiene-Demo" in Berlin-Mitte mit Teilnehmern unterschiedlicher Lager.
Immer wieder kommt es in Berlin zu sogenannten Hygiene-Demonstrationen - an diesem Wochenende werden 10.000 Teilnehmer erwartet. © picture-alliance / Sulupress
Giulia Silberberger im Gespräch mit Axel Rahmlow  · 01.08.2020
Audio herunterladen
In Berlin werden 10.000 Teilnehmer bei einer sogenannten Hygiene-Demonstration erwartet, darunter auch Rechtsextreme. Mit Sorge verfolgt Giulia Silberberger vom Verein "Der goldene Aluhut“, dass etliche Virus-Leugner dabei auf Schutzmaßnahmen verzichten.
Trotz steigender Infektionszahlen rufen heute verschiedene Gruppen in Berlin zu einer Demonstration auf, bei der sie das "Ende der Pandemie" beschwören.
Mobilisiert wird dafür von Kritikern der Hygienemaßnahmen, aber auch von Corona-Leugnern, Verschwörungstheoretikern, rechtsgerichteten Esoterikern und Rechtsextremen. Die Berliner Behörden rechnet mit rund 10.000 Teilnehmern.
"Ich fürchte, dass die Fallzahlen danach wieder steigen", sagt Giulia Silberberger vom Verein "Der goldene Aluhut", der über Verschwörungstheorien und Falschinformationen aufklärt. Unter den Demonstranten seien etliche Menschen, die die Existenz des Virus leugneten, keinen Mund-Nasen-Schutz trügen und sich zum "Coronakuscheln" träfen, sagt die Aktivistin.

Kuscheln soll gegen Corona helfen

Dennoch sei das Demonstrationsrecht ein sehr hohes Gut und werde deshalb auch nicht eingeschränkt. Bei der Demonstration würden aber voraussichtlich viele Leute die Hygieneregeln nicht beachten, weil sie schon mit einer bestimmten Einstellung dort seien, erwartet Silberberger.
Sie glaubten, dass das Virus nicht existiere oder nicht so schlimm sei. "Wenn wir alle miteinander kuscheln, haben wir das alle schneller überstanden", sei so eine Falschinformation, die in diesen Kreisen schon seit Monaten verbreitet werde. "Man hat dort auch noch nicht akzeptiert, dass es diese Immunität, wie wir uns das eigentlich vorgestellt haben, nicht gibt." Es werde nicht gesehen, dass es Personen gebe, die ihre Antikörper nach zwei Monaten schon wieder verloren hätten.

Demokratiefeindliche Agenda

Wem es nur um Kritik an den Maßnahmen gehe, sollte an diesen Anti-Corona-Demonstrationen nicht teilnehmen, sagt Silberberger.
"Jeder Bürger hat das Recht, sich an seine Stadt, an sein Ordnungsamt, an seine lokale Polizei zu wenden und eine eigene Kundgebung oder Versammlung anzumelden und man muss nicht bei denen mitlaufen und bei denen mitgezählt werden, die klar eine politische und gesellschaftliche Agenda verfolgen, die nicht konstruktiv ist."
Diese Leute wollten nicht daran mitwirken, dass alle sicher aus der Pandemie herauskämen, sondern leugneten sie.
"Wir sehen ja auch, dass rechte Gruppierungen explizit bei diesen Demonstrationen auch mitmischen, um Leute für ihre Agenda abzufangen", sagt Silberberger.
Man müsse genau hinsehen, wer demonstriere, wer die Initiatoren seien und wie diese sich äußerten, so Silberberger. Das sei sehr wichtig, "weil wir jetzt eine Bewegung erleben, die sich zum Ziel gesetzt hat, unsere Regierung zu stürzen und sich demokratiefeindlich verhält." Das müssten Regierung und Polizei auf jeden Fall beobachten.
(gem)
Mehr zum Thema