Anruf aus Istanbul

Von Luise Sammann und Fatih Kanalici · 01.05.2012
Nicht nur Bücher von Thilo Sarrazin oder Reden vom türkischen Premierminister Erdogan verschärfen seit Jahren den Ton in der deutschen Integrationsdebatte. Wer ist schuld daran, dass besonders Jugendliche mit türkischen Wurzeln auffällig oft Probleme in der Schule haben? Welche Seite behindert eine bessere Integration? Wer muss was tun?
In der Debatte geht ein Aspekt leicht unter: Immer weniger Menschen mit türkischen Wurzeln wollen überhaupt in Deutschland leben: 40.000 zogen im vergangenen Jahr an den Bosporus - nur 30.000 kamen von dort nach Deutschland. Eine Trendwende!

Viele Deutschtürken sind es leid, auf dem deutschen Arbeitsmarkt, in der Schule oder im Supermarkt der ewige Ausländer zu sein. Doch auch im Land der Eltern werden nicht alle Träume wahr. Viele so genannte Rückkehrer plagt schnell das Heimweh, und auch unter Türken fühlen sich viele als Fremde, ihr Türkisch reicht oft nur für den Alltagsgebrauch.

Die Callcenter, die deutsche Unternehmen aus Kostengründen an den Bosporus verlegen, dienen vielen als Auffangbecken. Solchen, die freiwillig in die Türkei kommen, aber auch solchen, die keine Wahl haben. Im Callcenter wird Deutsch gesprochen, deutsch gearbeitet und deutsch geträumt…

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Luise Sammann: "Ich war schon irgendwie schockiert und traurig, als ich gesehen habe, dass viele Deutschtürken, die ja eigentlich ihr Glück in der Türkei suchen, sich da am Ende genau so fremd fühlen wie hier in Deutschland."
Luise Sammann
Luise Sammann© privat