Annäherungen aus der Ferne

Von Claudia Kramatschek · 21.02.2012
Immer öfter ist die Rede von einer 'global literature'. Der britische Autor Tim Parks diagnostizierte kürzlich gar den Tod einer sich national definierenden Literatur. Zugleich avancierte das Englische immer mehr zur zweiten Muttersprache - auch und vor allem in den Ländern, in denen Englisch einst die Sprache der Kolonienherren war.
Tatsächlich verändern sich in einer global vernetzen Welt nicht nur die Geschichten, die erzählt werden – es verändert sich auch das Erzählen selbst. Galt es im Sinne einer postkolonialen Literatur noch, die Deutungsmacht der eigenen Geschichte vom hegemonialen Zentrum zurückzuerobern, erklärt die jüngere Generation die Ära des Postkolonialismus für beendet.

Zwar lotet auch sie - wie jüngst der 1974 in Manila geborene Schriftsteller Miguel Syjuco – im Spiegel der Vergangenheit die Frage der eigenen Identität aus. Diese Generation erzählt ebenfalls von Heimat und Herkunft - so etwa die aus einer chinesischmalaysischen Familie stammende Madeleine Thien, die 1974 in Kanada zur Welt kam. Doch Syjuco und Thien beweisen: Das Empire schreibt endgültig zurück - formal überraschend, da in vielfältigen Stimmen und Brechungen.

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