Anna Sauerbrey über Paketbomben in den USA

"Die Stimmung im Land als letzter Schubs"

US-Präsident Donald Trump während seines Wahlkampfs im Jahr 2016 in Anaheim, Kalifornien.
Der US-Präsident attackiert die Medien und die Demokraten nach der Serie von Briefbomben, die mutmaßlich ein Mann aus Florida an prominente Gegner Trumps verschickt hat. © imago / UPI Photo
Moderation: Axel Rahmlow · 27.10.2018
Ein Trump-Anhänger steckt mutmaßlich hinter den Paketbomben an Trump-Kritiker. Doch wer Trump nun für mitschuldig erklärt, mache es sich zu einfach, sagt Journalistin Anna Sauerbrey: Die Demokraten nutzten den Fall für ihre Zwecke.
Bei sich selbst sieht Trump keine Verantwortung für die Paketbomben, und auch seine Rhetorik will er nicht ändern. Trumps frühere Präsidentschafts-Konkurrentin Hillary Clinton von den Demokraten erhebt aber schwere Vorwürfe gegen ihn: "Wir leben in einer Zeit, in der die Atmosphäre unberechenbar und hasserfüllt ist", sagte sie in New York. "Und wir haben einen Präsidenten, der die ganze Zeit rücksichtlose Rhetorik praktiziert, die alle möglichen Leute erniedrigen und dämonisieren soll."

Der Mann im verrückt beklebten Van

Die Journalistin Anna Sauerbrey (Tagesspiegel) würde zwar "gar nicht bestreiten, dass es weiterhin eine sehr aufgeheizte, sehr polarisierte Stimmung in dem Land gibt."
Anna Sauerbrey im Porträt
Anna Sauerbrey, Mitglied der Chefredaktion des Tagespiegel.© Tagesspiegel
Nur sei es zu einfach zu sagen, der mutmaßliche Täter sei genau deswegen losgezogen. Über den Mann und seine Motive sei bisher zu wenig bekannt - unter anderem, dass er vermutlich "in einem verrückt beklebten Van" gelebt habe, mit Bildern von Hillary Clinton mit einem Fadenkreuz über dem Gesicht und Trump-Botschaften.

Ausdruck der Politik in Amerika?

Mehrfach sei der Mann auch schon wegen Gewalttaten polizeilich auffällig geworden: "Es war einfach auf den ersten Blick eine sehr kaputte Existenz. Dass dann diese Stimmung im Land den letzten Schubs über die Schwelle gegeben hat, das mag sein. Dass das jetzt Ausdruck oder Symbol der Politik in Amerika ist, das finde ich ein bisschen zu direkt."
Doch die Demokraten nutzten das jetzt geschickt, zehn Tage vor der Kongresswahl am 10. November: "Sie brauchen jetzt natürlich jedes Argument, das sie irgendwie kriegen können. Von daher verständlich, aber vielleicht bisschen einfach." (bth)

Die ganze Sendung mit Anna Sauerbrey hören Sie hier:
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