Anish Kapoor kauft Schwarz

Darf ein Künstler eine Farbe besitzen?

Der britische Künstler Anish Kapoor in seiner Ausstellung im Grand Palais in Paris; Aufnahme vom Mai 2011 während der Monumenta
Der britische Künstler Anish Kapoor in seiner Ausstellung im Grand Palais während der Monumenta 2011 in Paris © picture alliance / dpa
Carsten Probst im Gespräch mit Gesa Ufer · 04.03.2016
Der Bildhauer Anish Kapoor hat sich die Rechte am schwärzesten Schwarz gesichert – an der Farbe Vantablack der Firma NanoSystems. Andere Künstler sind verärgert: Darf Kapoor das? Für Kunstkritiker Carsten Probst ist das Ganze ein "Sturm im Wasserglas".
Es hat immer wieder Versuche von Künstlern gegeben, sich einer Farbe exklusiv zu nähern. Der prominenteste Fall ist vielleicht Yves Klein (1928 - 1962) mit seiner Suche nach dem blauesten Blau. Jetzt hat sich der Bildhauer Anish Kapoor nämlich die Rechte am schwärzesten Schwarz gesichert, wenn auch nur für die künstlerische Verwertung.

99,96 Prozent des Lichtes werden absorbiert

Es ist ein Schwarz, das 99,96 Prozent des Lichts absorbiert. Die Farbe namens Vantablack war ursprünglich von der britischen Firma NanoSystems für den Einsatz in Militär und Luftfahrt entwickelt worden – mit ihr wird vor allem für wissenschaftliche Zwecke gearbeitet.
Andere Künstler sind empört: "Wir sollten es benutzen dürfen. Es ist nicht recht, dass es einem Mann gehört", beschwerte sich der Maler Christian Furr in der "Mail on Sunday". Andere wiederum, wie der "Guardian", schreiben, Kapoor sei der "ideale Künstler", um mit diesem Schwarz zu experimentieren, das dem Betrachter nach einer Weile das Gefühl gibt, in ein schwarzes Loch gezogen zu werden.

PR-Gag eines eitlen Künstlers?

Darf ein Künstler eine Farbe exklusiv besitzen? Unser Kunstkritiker Carsten Probst sieht das Ganze zunächst einmal nüchtern - für ihn ist die Angelegenheit ein "Sturm in Wasserglas" und ein "PR-Gag" des Künstlers, der offenbar einen Deal mit der Firma ausgehandelt habe, die die Farbe herstellt: Kapoors Prominenz habe ihm möglicherweise einen ordentlichen Discount beim Kauf der teuren Farbe eingebracht, für die man normalerweise Summen im sechsstelligen Bereich hinblättern müsse.
Probst kann jedoch den Ärger der anderen Künstler gut nachvollziehen, "weil es als symbolische Geste, sich so eine Farbe anzueignen, unglaublich idiotisch rüberkommt, muss man mal sagen. Denn wenn es eine Neuerfindung im Bereich der Kunst gibt, dann wird das geteilt, es wird auch kopiert, normalerweise. Das ist einfach Gang und Gäbe."
Dennoch halte er die Aufregung insgesamt für übertrieben: Es gebe auch ein weniger schwarzes Schwarz, das eine ähnliche Wirkung entfalte, jedoch für jeden Künstler frei verfügbar sei. Für den Betrachter mache das kaum einen Unterschied.
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