Andrea Eskau bei den Paralympics

Silber für den sportlichen Nimmersatt

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11.03.2018: Die Deutsche Andrea Eskau jubelt auf der Bühne über ihre Silbermedaille im 12km Langlauf bei den Paralympics in Pyeongchang. © picture alliance / Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Von Gerd Michalek · 11.03.2018
Die 47-Jährige Andrea Eskau tritt bei Winter- wie Sommerparalympics an. An diesem Sonntag gewann sie Silber im 12km-Skilanglauf. Es ist die 10. paralympische Medaille für die Frau, die ihre Freunde "wildes Huhn" oder "verrückte Nudel" nennen.
"Wenn ich um halb sieben beginne, bedeutet das, dass ich bis nach eins arbeite, dann nach Hause fahre, sodass ich um 14 Uhr in den Startlöchern stehe fürs Training. Eine Einheit draußen mit den Skirollern, wobei ich gleichzeitig meine Hunde ausführe, die mir als Wachschutz dienen und Motivationshilfe! Dann machen wir die Hauptmahlzeit, etwas Regeneration. Dann noch eine Einheit zwischen halb sieben und halb zehn! Dann gehe ich zu Bett, todmüde, und habe keine Schlafprobleme!"
Also in sieben Tagen insgesamt 14 Trainingseinheiten! Ruhetage braucht Andrea Eskau, die als Diplompsychologin am Bundesinstitut für Sportwissenschaft arbeitet, offenbar nicht. Wenn sie nicht mit Skirollern unterwegs ist, geht sie zuhause ans Armkraft-Zuggerät.

Freunde nennen sie "wildes Huhn"

Dass sie seit 2008 im ständigen Wechsel an Sommer- und Winter-Paralympics teilnimmt, erfüllt sie mit Stolz. Die Abwechslung macht ihr Spaß.
"Für mich selbst ist das vor allen Dingen eine Chance, immer wieder das Trainingsmittel wechseln zu können, nicht festgelegt zu sein und nach 12 Monaten eine Aversion zu entwickeln gegen das eine Trainingsmittel, sodass man mental auch müde wird."
Trotzdem macht Andrea Eskau um ihre Doppelrolle kein großes Aufhebens. Das Image als sportlicher Nimmersatt besitzt die fast 47-Jährige schon seit Jahren.
"Freunde sehen das mit einem lachenden Auge und sagen 'wildes Huhn' oder 'verrückte Nudel'. Die muss überall mitmachen."
Für die Spiele in Südkorea hat sie 1.500 Trainingsstunden investiert. Vielen anderen Paralympioniken ist die Doppelbelastung durch Winter- und Sommersport auf höchstem Niveau einfach zu anstrengend. So sagte die sehbehinderte Winter-Paralympionikin Verena Bentele bereits vor Jahren:
"Man ist eh dauernd unterwegs. Mich nervt das Tasche Packen schon immer im Winter, dann hätte ich das im Sommer auch noch!"

Sieben Rennen in acht Tagen - warum nicht?

Wie in Sotschi nimmt sich Andrea Eskau als Skilangläuferin und Biathletin ein extremes Programm vor.
"Alle Rennen, was bedeutet, das sind sieben Rennen in acht Tagen!"
Das heißt: Langlauf im Sprint, in der Mittel- wie in der Langdistanz. Genau dasselbe auch beim Biathlon. Hinzu kommt noch die Staffel.
"Diese hohe Anzahl an Rennen hat den großen Vorteil, dass ich nie enttäuscht sein muss, wenn es mal nicht läuft, weil ich dann am nächsten Tag die Chance habe und das nächste Rennen. Klar ist es so, dass viele Athleten antreten werden, die mehr Pausen haben und frischer sind. Aber in diesem Abwägen ist mir die Vielzahl an Rennen wichtiger."
Dass der Kampf um Medaillen für sie schwieriger wird als in Sotschi, liegt nicht allein daran, dass die Weltelite stärker geworden ist, betont Eskau:
"Die Wahrheit ist, dass alle meine Konkurrentinnen meine Töchter sein können, und die Hälfte meines Lebensalters haben, somit sicher den Vorteil der Jugend haben."

Aufhören ist für Eskau kein Thema

Auch wenn noch völlig unklar ist, wie viele Medaillen Eskau diesmal gewinnen wird, eins ist gewiss: Aufhören ist für die gebürtige Thüringerin nach drei Sommer- und drei Winterspielen immer noch kein Thema!
"Ich gucke auf jeden Fall nach Tokio. Im Handbike-Bereich muss ich sagen, kann man auch im höheren Alter sehr gut mithalten. Beispiel ist die Dorothee Vieth, die in Rio Einzelgold geholt hat, mit über 50!"
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