AMOK

2 Uhr 14

Die Regisseurin Anouschka Trocker bei der Arbeit im Studio.
Die Regisseurin Anouschka Trocker bei der Arbeit im Studio. © Deutschlandradio / Anke Beims
Von David Paquet · 26.04.2017
Um 2 Uhr 13 hält Charles' Mutter die Uhren an. Es erinnert sie an die Zeit, als sie ihr Kind noch hatte. Und die anderen ihre Kinder.
Columbine, Erfurt, Winnenden, Montréal. Eindringlich, kraftvoll und skurril erzählt Paquet nicht die Geschichte eines Amokläufers, sondern die Geschichte einer Mutter, hin- und hergerissen zwischen Mutterliebe und Entsetzen über die Tat des Sohns. Und er erzählt die Geschichten der fünf Todesopfer, der Schüler und Lehrer in ihrem Streben nach Glück, ihrer Sehnsucht nach Gleichgesinnten.
Amokläufers Charles reißt fünf Menschen mit sich in den Tod: Mitschüler François, der sich in eine alte Frau verliebt. Kathrina, die sich tätowieren lässt, um ihre Aggressionen loszuwerden. Berthier, der sich Mädchen nur in Verkleidung eines Blinden nähert. Jade, die sich einen Bandwurm zulegt, um abzunehmen. Und Französischlehrer Denis, für den plötzlich alles nach Sand schmeckt.

Übersetzung: Frank Weigand
Regie: Anouschka Trocker
Mit: Marietta Méguid, Matthias Brandt, Tilla Kratochwil, Markus Meyer, Jennipher Antoni, Jens Harzer, Stefan Roschy, Florian von Manteuffel, Pia Podgornik, Anna Windmüller, Martin Leutgeb, Rainer Philippi, Shari Crosson, Stephanie Biesolt, Henrike Hahn, Jonathan Hutter und Benjamin Janssen
Ton: Beate Böhler
Produktion: SR/NDR 2011
Länge: 51'55

David Paquet, geboren 1978 in Québec, studierte Szenisches Schreiben, Literatur- und Filmwissenschaft in Montréal, wo er auch lebt. Für sein erstes Theaterstück "Stachelschweine" erhielt er 2010 den Preis des Generalgouverneurs von Kanada. "2 Uhr 14" erhielt 2014 den Prix Sony Labou Tansi der Francophonie. Es wurde im Auftrag des Saarländischen Rundfunks übersetzt und feierte 2015 seine deutsche Erstaufführung am Theater der Jungen Welt, Leipzig.