Alte Mauern - neue Freiheiten

Von Wolfgang Koczian |
"Wen kann ich denn anrufen, wenn ich Europa brauche?", - fragte ein US-Außenminister amüsiert. Europa alimentiert wesentlich die Vereinten Nationen, die Europafahne aber existiert am East River nicht. Wirtschaftlich funktioniert Europa leidlich, politisch stürzt es von einer Sinnkrise in die andere, kulturell lässt es sogar eine Nation wie Frankreich zu, dass die UNESCO inzwischen von L'Oréal gesponsert wird. Bleiben Lebensart und Poesie.
Das Streben nach Glück steht in der amerikanischen existierenden, nicht in der europäischen, rechtlich nicht existierenden Verfassung. Doch von der Poesie der regionalen Küchen bis zur Überwältigung durch vollkommene Architekturen mancher alter Bauten und dem Wohlklang der Literatur in verschiedenen Sprachen, Momente des Glücks könnten in Europa auffindbar sein.

"Wenn in Deutschland über Europa gesprochen wird, habe ich Lust zu weinen, so wenig gibt es da zu träumen", sagte Brigitte Sauzay und der Philosoph Peter Sloterdijk fordert nach der europäischen Aufklärung die europäische Aufheiterung. Amerika lieferte mit dem Internet (fast) alle Antworten, Europa erhält sich mit Sokrates die Kultur des Fragenkönnens.