Alles nur Einbildung?

Von Marko Pauli · 27.03.2013
Anwohner von Windparks klagen oft über Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Übelkeit. "Wind Turbine Syndrome" nennt sich das Phänomen. Doch Wissenschaftler bezweifeln, dass der von Windrädern verursachte Infraschall krank machen kann.
Vor ein paar Jahren befragte die neuseeländische Ärztin Nina Pierpont Anwohner von Windkraftanlagen, die über Beschwerden wie Schlafentzug, Schwindel und Übelkeit klagten. Neun von zehn Familien zogen von dort weg, woraufhin die belastenden Symptome verschwanden. Nina Pierpont veröffentlichte einen Bericht über dieses Phänomen und sprach dabei vom "Wind Turbine Syndrome", vom Windrad-Syndrom, das seitdem für einige kontroverse Schlagzeilen sorgte.

Auslöser für die Beschwerden der Anwohner sei der von den Windrädern erzeugte Infraschall. Mit Infraschall werden Schallwellen bezeichnet, die von der Frequenz her so tief sind, dass sie vom Menschen eigentlich nicht gehört werden können. Einige Tiere geben Infraschall von sich - Elefanten oder Blauwale zum Beispiel, die mit diesen langwelligen Signalen über große Distanzen kommunizieren können.

Experimente zeigen, dass Infraschall ab einer gewissen Lautstärke bei Menschen Gefühle wie Beklemmung, Übelkeit oder Furchtauslösen können. Doch reicht die Intensität der Windparkanlagen dafür eigentlich nicht aus.

Kann also etwas eigentlich Unhörbares wirklich körperliche Beschwerden auslösen? Nein, meinen zumindest Wissenschaftler aus ebenfalls Neuseeland, die dem Phänomen eine Studie gewidmet haben. Sie kommen zu dem Schluss, dass wohl eher die Sorge, dass der Infraschall der Gesundheit schade, eben jene Symptome die mit dem Windrad-Syndrom in Verbindung gebracht werden, ausgelöst habe und sprachen vom Nocebo-Effekt.


Weitere Infos auf dradio.de:

Interview mit dem Stuttgarter Medizinhistoriker Robert Jütte (MP3-Audio) Interview mit dem Stuttgarter Medizinhistoriker Robert Jütte: Wie sich mit dem "Nocebo-Effekt" Politik machen lässt