"Alle Anderen"

17.06.2009
Ein junges Paar fährt in "Alle Anderen" in den Urlaub. Durch die Begegnung mit einem anderen Paar geraten sie in eine Beziehungskrise. Der Film wirft Fragen nach unterschiedlichen Erwartungen und Lebensentwürfen in einer Liebesbeziehung auf. Film und Hauptdarstellerin wurden bei der Berlinale mit dem "Silbernen Bären" geehrt.
Wovon Psychologen immer abraten, das passiert Gitti (Birgit Minichmayr) und Chris (Lars Eidinger) dann doch – sie benutzen ihren Urlaub in einem kleinen Ferienhaus auf einem italienischen Inselparadies zur Analyse ihrer Beziehung. Ausgelöst durch die Begegnung mit einem entfernt befreundeten Paar (Hans-Hochen Wagner und Nicole Marischka), das eine scheinbar ideale, moderne Rollenverteilung praktiziert, stellen sie ihre Art des Zusammenseins infrage.

Was in vielen Alltagssituationen für den Zuschauer und auch die Filmhelden schon sichtbar war, dass beide offensichtlich etwas Unterschiedliches von ihrer Beziehung erwarten, eskaliert zur elementaren Krise. Doch nicht auf die Lösung dieser Situation, auf die Trennung, zielt der dramaturgische Bogen des Filmes, sondern auf die Untersuchung der unterschiedlichen Erwartungen und Lebensentwürfe, vor allem, wie Liebe und Selbstbehauptung dabei in ein Gleichgewicht gebracht werden können.

Mit ganzer Kraft arbeitet die extrovertierte, sinnliche Gitti darauf hin, wogegen ihr seiner selbst unsichere Partner Chris wohl längst aufgegeben hätte, so wie er es immer tut. "Alle Anderen" spielen in diesem Psychodrama aber durchaus mit, als Anwesenheit von Rollenklischees und Verhaltensnormen, die Gitti so nicht akzeptieren will.

Der Film ist dialoglastig, aber nicht geschwätzig, er arbeitet mit Halbtotalen, die die Beziehung der Figuren in einer konkreten Situation einfangen. Dass er dabei nicht theoretisiert, sondern die so subtile wie konsequente Analyse von gesellschaftlichen Vorgaben und ihrer Reibung am subjektiven Wollen und Können von Menschen immer aus den Alltagssituationen eines Sommerurlaubes filtert, verleiht dem Film eine natürliche Kraft und Wahrhaftigkeit, der man sich kaum entziehen kann.

Dazu kommt das offene, leidenschaftliche Spiel von Birgit Minichmayr, die für ihre Rolle zurecht mit dem Silbernen Bären der Berlinale als Beste Hauptdarstellerin geehrt wurde.

Filmhomepage "Alle Anderen"
Regisseurin Maren Ade posiert mit dem Silbernen Bären, den sie für ihren Film "Alle anderen" erhalten hat.
Regisseurin Maren Ade mit dem Silbernen Bären - dem Großen Preis der Jury für ihren Film.© AP