Feature / Hörspiel / Hintergrund Kultur Freistil All-Girl-Underground 1980 Die Frauen der Punkband Mania D. Von Lorenz Schröter Produktion: Dlf 2020 Redaktion: Klaus Pilger Erstsendung: Sonntag, 09.02.2020, 20:05-21:00 Uhr Regie: Philippe Brühl Es sprachen: Oliver Bröcker und Meriam Abbas Ton und Technik: Ralf Perz Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. (c) - unkorrigiertes Exemplar - 1. a Beate, Bettina und Gudrun singen: "Some people like to rock, some people like to roll, some people like to m... m... m.... Let´s have a party." Musik: Mania D, unter Erzähler u Zusp. Zitatorin: All-Girl-Underground 1980 Die Frauen der Punkband Mania D. Feature von Lorenz Schröter 1b . Bettina: "Im Schulchor, da durfte ich nicht mehr mitsingen, weil ich immer falsch gesungen habe, dann hat man mich verdonnert zum Triangelspiel und wegen meines miserablen Rhythmusgefühls haben die mir auch weggenommen. Was macht so eine Person? Sie muss doch in einer Punkband oder Freejazzer." 2. Beate: "Wir können ja alle in dem Sinne kein Instrument spielen oder wir beherrschen keins." 3. Gudrun: "In unserem Info steht: Wir orientieren uns an nichts. Wir spielen nichts nach, versuchen Gefühle und Atmosphären, wie wir sie täglich erfahren und von denen wir meinen, das sie mit uns und jetzt zu tun haben, in Töne und Musik umzusetzen. Das ist unser Statement, Mania D. Fakten. 1980." Erzähler: Diese drei Frauen haben damals die erste und bis heute wohl wichtigste Frauenband in Deutschland gegründet, Mania D. Musik: Mania D Track 4 4 Bettina: "Wir waren auch noch alle so wahnsinnig jung, wir waren 19. Wir haben das erste Mal ein Instrument in die Hand genommen, dann kamen Konzerte, Konzerte, Konzerte." Erzähler: Gesang und Saxophon: Bettina Köster: 5. Bettina: "Und dann sind wir auch noch Single des Jahrhunderts gewesen." Erzähler: Ausgewählt von John Peel, dem einflussreichsten britischen Radio DJ der letzten fünfzig Jahre. Bei seinem Anruf hat Bettina den Hörer aufgelegt, sie verstand zu wenig Englisch. 6. Zusp. John Peel/Radioshow BBC 1980 Erzähler: Am Schlagzeug Gudrun Gut: 7. Gudrun: "Ich war großer Fan von Mittagspause, Musik-Akzent: Mittagspause Ernstfall1 Gudrun (ff): ...von Marcus Oehlen vom Schlagzeug und von NEU, das war so meine Idee von Schlagzeug spielen. Und die meisten Schlagzeuger fand ich schrecklich. Die haben schrecklich gespielt, das fand ich langweilig und dann habe ich gedacht, wenn es keinen so gibt, dann mache ich das. Probiert und gemacht und ich fand es toll, weil so eine körperliche Sache ist. Geliehen, und dann nicht zurückgegeben, wir hatten ja überhaupt kein Geld." Erzähler: Am Bass Beate Bartel: 8. Beate: "Ich bin zur Musik gekommen, weil ich Tontechnik gelernt habe, gerne gemixt habe und ich fand die Musik ziemlich blöd. Von den Jungs. Zu der Zeit. Und aus diesem Grund fand ich, dass man es selber macht." Musik Mania D Kinderfunk Erzähler: 1980, Westberlin. Im Winter drang das gelbfahle Licht der Gaslampen kaum durch den Smog aus den Kohleöfen. Eisige Winde aus Sibirien wehten durch die Straßen. 10. Gudrun "Wir waren schon pleite aber ich wohnte Coburger, die hat 80 Mark gekostet, Außenklo." 11. Bettina: "Ich bin erst aufgestanden, wenn es dunkel war, weil man da nicht gesehen hat, wie hässlich die Stadt ist." 12. Beate: "Ich denke, wir waren modern weil, wir müssen irgendwie modern gewesen sein, weil, wie die Mädchen heute gekleidet rumlaufen und die Haare haben, das hatten wir damals erfunden sozusagen. Z. b. den Undercut, ich hatte einen undercut, aber aus Gründen, weil ich zuviel Haare hatte, kam ich irgendwann mal auf die Idee, die Haare da drunter wegzuschneiden. Hat heute jeder, ist modern. Sportkleidung, trug man damals auch nicht so in den 70ern." 13. Gudrun: "Wir waren die Szene, wir sind nicht in eine Szene gekommen, sondern wir haben die Szene gemacht." Musikakzent Iggy Pop Lust for Life Erzähler: Iggy Pop und David Bowie waren in Berlin, sie hatten in den Hansa Studios `Lust for Live´ und die `Berlin Trilogie´ aufgenommen. Musikakzent Bowie Heroes Erzähler: Menschen mit kurzen bunten Haaren und Lederjacken gingen ins Cafe Mitropa, ins Risiko, ins SO36 und in den Dschungel, warfen sich Captagon ein, dieses Amphetamin gab es in der Apotheke, für alle, die zuwenig Geld für Kokain hatten. 14. Gudrun: "Wir haben uns getroffen, im Eisengrau natürlich, zum Nachmittags rumhängen, oder auf dem Flohmarkt, Zensor hat dort Platten verkauft, es ging um Musikliebhaberei, es waren die Musikfreaks, die alle ungefähr im gleichen Alter waren. Es gab auch so Merkmale wie man aussah, darüber hat man sich stark definiert, 80er Jahre klare Sache, mit langen Haaren ging gar nicht. Und dann hat man sich sofort erkannt und gehörte dazu. Dann gab es das Andere Ufer in der Hauptstraße, wo wir immer hin sind, weil David Bowie da auch war und das Thali Kino wo Blixa gearbeitet hat." 15. Bettina: "Wir waren fünf Mädels, oder drei Mädels oder vier Mädels, die wahnsinnig gut aussehen. Natürlich hätten wir kommerziell sehr erfolgreich sein können. Mit der richtigen, gefälligen Art von Musik. Aber das waren wir nicht. Ihr hättet nur länger durchhalten müssen. Wir halten doch durch. (G) Alle Männerbands neben uns wurden alle fett weggesignt. Aber wir nicht. Wir waren zu unbequem. Männer konnten unbequem sein, jetzt wird es ja langsam etwas besser." Erzähler: 1980: Punkrock war vorbei, der Do-it-Yourself-Geist ergriff junge, aufgeweckte Menschen. Jeder geniale Dilettant konnte mit einer guten Idee Musik machen, die anders, neu und fremd klang. Fehlfarben, S.Y.P.H Musikakzent: S. Y. P. H. Zurück zum Beton Erzähler: ... Der Plan, DAF, Einstürzende Neubauten, Palais Schaumburg. Alles Jungs. Zitatorin: Everything changed quite suddenly, when punk kicked of. Punk was a music for and by outsiders. We had the swiftley ascendent male figureheads ... but under punk´s inculsionary cover all sorts of oddballs were smuggling themselves past the cock-rock-guards - even women. The Slits, The Raincoats, the Mo-Dettes, the Au-Pairs, Germany´s Malaria! Erzähler: Mit Punk änderte sich alles, so schreibt Vivianne Goldmann in ihrem 2019 in den USA erschienenen Buch `Revenge of the She-Punk´, An den schwanzfixierten Wächtern der Rockmusik schmuggelten sich die seltsamsten Gestalten vorbei. Sogar Frauen. Musik: Mania D Erzähler: Vor Punkrock gab es bloß Frauenbands, die gecasted waren wie die Supremes. Und nur ganz wenige Frauen spielten in einer Band ein Instrument. Reine Frauenbands, die ihre eigenen Songs schrieben, gab es vorher nicht. 16. Gudrun: "Die ganze Punk-Sache war schon ein befreiender Moment, auch ein Coming out, man kann das alles selber machen, man kann die Sachen selber in die Hand nehmen. Punk war dann irgendwie langweilig und wir haben eher gesagt, wir müssen was anderes machen, wir machen das was wir denken. Es gab ja nicht so richtig weibliche Vorbilder für uns. Wir konnten so aus dem Vollen schöpfen. Von dem was wir gemacht haben. es war eigentlich auch toll." Erzähler: Die Hippies mit den langen Haaren, den langen Gitarrensoli, den Anti-Atomkraft-Stickern, den Walleröcken und den Kiffstengel - das waren die `Feinde´. 17. Gudrun: "Beate hatte die Band Mania D bereits, ich hatte eine Band die hieß Din A 4, die dann übergegangen ist in Din a Testbild und meinen Bass hatte Jacky in Hamburg und du hast ihn mir vorbei gebracht. So haben wir uns kennengelernt und da hat sie mich gefragt ob ich nicht Lust habe mitzuspielen bei Mania D und da habe ich gesagt, das hört sich cool an." 18. Bettina: "Ich wollte gerne mitspielen weil ich ein Saxophon hatte und nirgendwo spielen konnte. Durfte. Wieso durftest du nicht? Na ja weil, es haben sich diverse Leute vor den Zug geschmissen und dann kam auch noch die Volkspolizei, ich solle aufhören Saxophon zu spielen. Weil es so schrecklich war? Ja." Erzähler: Diese unveröffentlichte Aufnahme aus dem Übungsraum stammt aus dem riesigen Archiv von Beate Bartel: Musik Mania D Ich bin hier Erzähler: Musik war nur ein Teil des Lebens. Außerdem ging es um Mode, Film und einen Laden: 20. Bettina: "Eisengrau das war der erste Concept Store der ganzen Welt. (Lachen) Ja, das stimmt. Wir haben Kleider verkauft, schon fertig gemachte, aber dann auch von Berliner Designer, dann haben wir manchmal Haare geschnitten und du hast gestrickt. Es war auch etwas langweilig im Laden und da habe ich mir eine Strickmaschine gekauft." 21. BG: "Und außerdem haben wir Filmchen gezeigt, Super 8 Filme und Kassetten und Fanzines, Wolfgang Müller hat da sein Fanzine verkauft. Das war ein Treffpunkt. Das ist was man heute Concept Store nennt, habe ich alles geforscht. Musik Mania D Erzähler: Die 1980er Jahre: Überall wurde geraucht. Die ersten Jungs setzten sich zum Pinkeln hin, die ersten Frauen begannen sich Achseln und Beine zu rasieren. Die Jüngeren wollten statt Texte, Theorie und Thesen in lila Frauencafes lieber etwas selber machen. Musik in verruchten Orten, wild geschminkt und "gefährlich" angezogen. Zitatorin: Sie machen eine Musik, die ich mir schon immer gewünscht habe, Erzähler: Popdiskurs-Papst Diedrich Diedrichsen 1980 in der Musikzeitschrift Sounds. Zitatorin: Sie machen eine sehr radikale Musik. Erzähler: Punkrock ging damals sehr einfach: Musikakzent Ramones: One, two three Erzähler: Diese seltsamen Töne jedoch Musik Mania D Kinderfunk Erzähler: von Bass, Saxophon und Schlagzeug begeisterten und verstörten. So etwas hatte man noch nie gehört. 23. Gudrun/Bettina: "Wir haben auf einem Frauenfestival gespielt, da haben sie uns ausgepfiffen, da gab es eine Schlägerei, dieses Frauenfestival war besonders ärgerlich, weil die uns überhaupt nicht verstanden haben durch unser Auftreten, eben diese schwarzen Boots, uns haben sie Nazi-Bräute gerufen. Was völlig absurd war. Das hing damit zusammen, dass diese Frauenszene auf dem Festival, dass die eher so Flöten-orientiert waren. Tischchen, Kerze, Klampfe und Glockenrock. Da waren wir dann die Nazi Bräute. Wir waren reine Provokation Das war nicht schön. Ich fand es auch doof, dass die Frauen so altmodisch waren. Ich habe letztens den Besitzer getroffen, die sprechen immer noch davon, Saalschlacht, 3000 Lesben. Das war das erste Lesben treffen mit mehr als zwölf Lesben." 24. Gudrun: "Was ich auch toll fand, dass man als Mädchen aussehen konnte wie ein Junge und als Junge wie ein Mädchen, diese Gender-Geschichte fand ich super. Mein Freund damals, das war der Haschdealer im Dorf, der hatte so Schmuck getragen, der hatte ganz lange Haare und voller Klunker - unmöglich (Lachen)." 25. Beate: "Mir kam das heute Morgen, dass das Kernthema immer ist: Wir waren modern. D h auch modern in der Hinsicht, wir haben z B keine Kinder. Und wir sind als Frau auch mehr Machos, Charaktereigenschaften, die man mehr Männern zuordnen würde. Wir machen was wir wollen." Erzähler: Mania D. löste sich nach etwas über einem Jahr auf. 26. Bettina/G, B: "Bettina, warum bist du rausgeworfen worden? Weil ich mich schreckliche benommen habe. Richtig. Damals wurde das bestraft. Mehr brauchen wir dazu nicht zu sagen. Der olle Chrislo Haas. Der hat damit nichts zu tun. Der hat gesagt, ich wäre zum Ficken zu doof. Und da habe ich gedacht, hau ab. Nein Quatsch. Ich glaube nicht, dass wir das vertiefen, das ist eine interne Streitigkeit gewesen." Erzähler: Mehr wollen sie dazu nicht erzählen. Sofort wurde eine neue Band gegründet. Malaria! In der Besetzung Gudrun Gut, Bettina Köster und wechselnden Mitspielerinnen. Sie eröffnen die Documenta 7 in Kassel, die Schauspielerin Catherine Deneuve wird ihr Fan. 27. Lorenz/ Beate: "Woher kommt die Besessenheit mit dem Buchstaben M? Das hat damit zu tun, dass wir so viele unterschiedliche Projekt hatten und damit man eins, das die Sache zusammenfasst. Und das M ist natürlich in der Hand. Mit so Runen und lauter so Versponnenen." Erzähler: Mania D, Malaria, Matador, Manomur, Monika Enterprise, Monika Werkstatt. 28. Gudrun: "Als wir Malaria gegründet haben, wollten wir unbedingt live spielen, international auf der ganzen Welt und das hat auch ganz gut geklappt. Ich glaube wir haben von den deutschen Bands aus der Zeit am meisten, hat keiner so viel gespielt auf der ganzen Welt wie wir. Es war irre erschöpfend, wir waren durch." 29. Bettina: "Im Studio 54 haben wir gespielt, das war toll." Erzähler: Das Studio 54 in New York gilt als d e r Nachtklub des späten 20. Jahrhunderts. Stammgäste waren Mick Jagger, Liz Taylor und Andy Warhol. 30. Bettina: "Wir traten ja immer in schwarzen Reithosen und schwarzen Hemden und als Zeichen die sozialistische Nelke und dann haben wir im Studio 54 gespielt, nur uns war das nicht klar, dass das Jom Kippur war und es stand hinterher in der Zeitung Dare to play on Jom Kippur." Erzähler: Die schwarze Kleidung erinnerte manche an SS-Uniformen und das ausgerechnet am jüdischen Versöhnungstag. Musik Malaria Mädchen geh duschen, ab in die Fabrik. Erzähler: Der Song handelt von den Gaskammern. 31. Gudrun: "Keine Ahnung, die hatten uns gebucht, Nina hatte keine Backing Band und da haben wir gesagt, ja machen wir, wir haben dann bei ihr gespielt und sie bei uns Schlagzeug, es war ein toller Gig." Erzähler: Nina Hagen Musikakzent Nina Hagen Unbeschreiblich weiblich 32. Bettina: "Und was toll war im Studio 54, da wurde 1934 das Theaterstück Frankenstein aufgeführt und die hatten noch die Original Lightshow dazu und dann als wir gespielt haben, haben die dann die Lampen angemacht und Donner und Blitze, als das Monster auftaucht, phantastisch! Ich weiß nur, eigentlich war es ein Traum da zu spielen, dass ich da aber total unglücklich verliebt war und es war dramatisch, wie immer! Und backstage die Ratten rum liefen, oh war das eklig." 33. Bettina: "Und dann war das beste Konzert des Jahrhunderts. Anna Domino im TF 3 war das, da waren alle Musiker aus der Zeit von New York. Anna Domino hatte stage fright, Lampenfieber, die sollte Synthesizer spielen, aber erst als Karin hinter dem Schlagzeug aufgesprungen ist, sie gewürgt hat und gesagt hat: if you dont play now, I m gonna kill you Und dann mussten wir zwei Sets machen und in der Pause hat Karin sich in der Besenkammer versteckt, weil ihr das so peinlich war. Der zweite Set ist dann super geworden." 34. Beate: "Würdest du gerne über Alkohol und Drogen reden? Nein." 35. Gudrun/Bettina: "Wir haben nicht gekifft. Kaum. (Lachen) Nur einmal. Und dann habe ich so ein Durst gehabt: Kaltes Klares Wasser." Musik: Malaria Kaltes, klares Wasser 36. Gudrun/Bettina: "Damit hatte eine andere Band sehr viel Erfolg. Chicks on Speed. Seid ihr böse? Das war der Remix von uns. Das ist doch super. Ich wurde oft gefragt, ob ich es nur wegen des Geldes getan habe und da musste ich sagen: Ja. Ich fand es schrecklich, weil sie doch den Text geändert haben: I smear period blood over my breats oder so, das fand ich degoutant. Da hast du dich fürchterlich darüber aufgeregt. Habe ich auch. Und da hat Angi gesagt, Bettina reg dich ab, es wird eine warme Gelddusche über dich kommen. Und war es so? Ja. War toll. Wir waren in den Charts, damit. War in den Top ten. Aus dem Clubleben raus ist es zum Hit geworden. Und dann klingelten die Telefone bei mir und dann haben wir das lizenziert an Superstar. Dann ist es in die Charts gegangen, top ten. Während der Zeit haben wir uns total zerstritten. Bettina und ich. Mit Rechtsanwalt und allem. Das war leider der kleine Nachteil an der Angelegenheit. Ging es ums Geld? Bettina ging´s um Rechte, Um gefragt werden. Um Ego-Scheiße. Und mir hat das Chicks-Ding wirklich nicht gefallen. Und ich fand die Chicks auch nicht toll. Mir hat nicht gefallen. Außerdem war ich auch äußerst schlecht drauf. Ja, sie war schlecht drauf und hat mir echt das Leben zur Hölle gemacht. und dann habe ich das Geld, das wir verdient haben, eingepackt und dann bin ich erstmal auf Weltreise gefahren. Das war sehr schön. Bettina hat glaube ich am meisten daran verdient. Durch Rechtsanwalt. Ich hatte die ganze Arbeit und Bettina das ganze Geld. Weil ich den Joint geraucht habe und den Text geschrieben habe. Ne, nicht nur deswegen, die hat sich einen Rechtsanwalt genommen und die haben mir quasi die Füße, damit ausgezogen. Ich habe wahnsinnig viel Arbeit damit gehabt und am wenigsten daran verdient von allen. Ja Bettina, so war es leider." 37. Zusp. Atmo/Musikaufbau Erzähler: Die drei manischen Damen machen immer noch Musik. Bass, Schlagzeug und Saxophon haben sie längst hinter sich gelassen. Gudrun und Beate spielen mit anderen Frauen als "Monika Werkstatt". Angeblich hieß Gudruns Goldfisch Monika und dieser Fisch habe sich umgebracht. So klingt die "Monika Werkstatt" 2019 in der Besetzung Pilocka Krach, Islaya, Lupe del Carranza & Beate Bartel. 38. Lorenz Schröter (Reportage Konzert v Monika Werkstatt.) "Musik Das ist die Eröffnungsveranstaltung eines interkulturellen, internationalen Kunstfestivals in Hamburg in der Kampnagelfabrik und Monika Werkstat spielt und es sind 100 Gäste da, die an langen, weiß gedeckten Tischen essen werden. An einer Theke sind fünf Köche an den Woks und an den Töpfen, was haben wir hier Curry, Kartoffeln werden in der Pfanne gebraten und indisches Brot." 39. Zarah: "Monika Werkstatt sind ja Gudrun und Beate und viele weiter Leute." Erzähler: Zarah ist 25 Jahre alt und Fan. 40. Zarah: "Auf jeden Fall bin ich mal mitgekommen zu einem kleinen Auftritt von denen zu einem kleinen Gig und fand es auf jeden Fall richtig, richtig cool, also das hatte ich vorher auch so nie gesehen, dass man zusammen elektronische Musik und Gesang und Gitarre kombiniert und das live experimentell probt eigentlich. Ich finde es echt cool, dass es life gespielt wird und keiner weiß, was der andere macht." Erzähler: Nach dem Konzert wird Backstage getrunken. 41. Lorenz/Beate "Prost, vor sehr, sehr langer Zeit habe ich sie und zwei andere Musikerinnen in Herford gesehen und es hat mir den Kopf weggeweht. Damals habe ich noch Bass gespielt. Und jetzt ist die beste Zeit. Die Damen sind nicht mehr die Jüngsten. Aber sie sind noch nicht senil. Man muss die Legenden machen, wenn sie noch leben." Erzähler: 1980 hat Mania D viele Musikfans fasziniert. Nicht nur wegen der eigenartigen Musik, sondern auch wegen des neuen Frauenbilds. Jetzt, vier Jahrzehnte später, ist es Zeit ihre Geschichte aufzuzeichnen. Gudrun jettet um die Welt: China, Brasilien, Japan und Rumänien. Bettina lebt in einem kleinen Häuschen in Italien. Die Ruhigste ist Beate: 42. Beate: "Du hast es ja miterlebt bei den beiden, hat man da eine Chance als Dritte? Da ist meine Erfahrung, lass sie doch reden. Das wird jetzt aber nicht gesendet. (LS) Das war aber jetzt schön. Na gut, dann lassen wir das dabei." Erzähler: Beate lebt in einer Erdgeschoss-Wohnung in Berlin. Erzähler Hier arbeitet sie an neuen Musikprojekten. In Boxen und auf Regalen haben sich Fotos, VHS- Kassetten und andere Dokumente eines langen Künstlerlebens angehäuft. 45. Beate: "Chrislo und ich haben hart gearbeitet und das war praktisch unser Lebensinhalt für mindestens zwei Jahre.." Erzähler: Chrislo Haas, aus der gleichen "Ursuppe" wie Beate und die anderen, war Gründungsmitglied von Bands wie "DAF" und "Der Plan". Er gilt als einer der Gründungsväter von Techno. Er starb 2004. 46. Beate: "Es fing ja an durch eine Zusammenarbeit, durch eine Beziehung. Irgendwann kam halt Krishna dazu, der wurde dann Sänger weil, wir hatten vorgearbeitet, wir hatten tracks auf Tonbändern und Krishna hat innerhalb von zwei Tagen auf zehn Stücke, das vertextet. Dann als die Platte fertig war hatten wir noch ein paar Live Gigs und dann hatten wir schon wieder keine Lust. Woher kommt das, die Projektwechselei, da habe ich keine Lust, da bin ich aus der Band ausgestiegen? Keine Ahnung. Das ist die Freiheit, tun zu können was man will. Wir wollten z B keinen Plattenvertrag mit Virgin Records, obwohl wir den gekriegt hätten. Weil wir eben nicht berühmt werden wollten, wir wollten den Stress nicht, den Richard Branson uns angetragen hat. A sind Chrislo und ich nicht so gewesen wie Annie Lennox und Dave Stewart, die kamen dann ja danach bei ihm. Weil er euch nicht gekriegt hat So würde ich das auch nicht sagen, er hat ja mit Eurythmics den besseren Griff getan. Auf alle Fälle. Wer weiß." Musikakzent Eurythmics Sweet dreams 47. Beate: "Nein, die haben das doch wunderbar bedient, wir hätten das nicht so bedienen können. Die Liason Platte ging wie Butter. Das war schön, andere Sachen gingen nicht wie Butter." Musik: Liasons Dangereuses Los Niños Del Parque Erzähler: Der hypnotische 6/4 Takt von Beates Bass wurde vielfach gesampelt. Und viele Musiker bedienen sich heute an den auf Kassetten veröffentlichten Stücken von Beate Bartel und Chrislo Haas. Musik/ CHBB La Petit Mort 49. Beate: Ich muss auch nicht permanent die Welt mit meinen musikalischen Auswüchsen torpedieren" Erzähler: Damit ist sie nicht allein. Bettina Köster ist da ganz entspannt. 50. Bettina: "Musik habe ich immer gemacht, aber ich habe nichts veröffentlicht von 1988 an. Ich habe musiziert, ich habe hie und da mal eine Filmmusik gemacht, so Kleinigkeiten, aber im Prinzip wenn ich ein Lied fertig hatte, habe ich das so Freunden vorgespielt und dann habe ich es fröhlich gelöscht. Ich bin letztens umgezogen, da habe ich wahnsinnig viel weggeworfen. Meine Notizbücher habe ich noch. Ich habe einen großen Kamin und da alles reingeworfen. Erzähler: Die drei haben alle ihre Memoiren aufgeschrieben wie aktuell auch die anderen "Grand Dames" der Rockgeschichte: Viv Albertine, Debbie Harry, Chrissie Hynde. Die von Beate, Gudrun und Bettina sind jedoch unveröffentlicht und gut versteckt auf verschlüsselten Festplatten. Natürlich ist das, was sie in dieser Sendung erzählen nicht die ganze Geschichte. 51. Beate: "Ich habe alles, Ich habe sehr vieles, ein Teil meines Lebens ist 85, 86 vernichtet worden. Wie das? Das ist eine andere Geschichte. Die Sachen, die ich als wichtig empfunden habe, waren immer bei meinen Eltern. Guck mal das hier, das ist wie eine treasure chamber, Einstürzende Neubauten, Kassette original, noch Originale, hier ist 80er Jahre Zeugs, Mania D Aufnahmen ... Radioaufnahmen, Aufnahmen von zuhause Das nächste Leben, Reisen mit Nick Cave, in diesem Fall Israel. Boardingpässe, ein ungeordnetes Chaos, New York City, Karin Luna, usw. da ist viel drin. Ich habe auch viele goldene Schallplatten von Nick Cave hier rumstehen, was man dazu sagen muss, mein Partner ist Tommy Wigley und der spielt bei Bad seeds Schlagzeug. Ich war Live Mixerin, z b für die Haut. und dann mit der Band Nick Cave and the bad seeds auf Tour. Rund um die Welt. Fast 20 Jahre. Was hast du da gemacht? Alles Anstrengend Furchtbar. Erzähler: Die drei waren wirklich überall auf der Welt. Gudrun kommt gerade aus China. 52. Gudrun: "China war toll. Sehr hei, 35 Grad und humidity also schweißgebadet, es war ein wahnsinnig tolles Festival. In Shenzen, das Festival hieß Tomorrows Festival und das ist so eine Mischung deutsche Krautrock, japanisch eher so krautrockig, chinesische noise, Noise, Electronica Krautrock und da kommen sie aus ganz China angereist, es wurde ein wahnsinniges Merch verkauft und Autogramme geben, es war wirklich toll. Irre gut organisiert auch. ich stet ja auch total auf China, es ist auch schwierig, du kommst an und Facebook geht nicht mehr, erst ging noch Instagram und dann ging noch WhatAapp, konnte ich noch kommunizieren und dann ging es nicht mehr, es war irgendwie schräg. Die Kameras und alles. Es war ein bisschen bedrückend. Und Youtube geht da auch nicht. Aber die Leute kriegen ihre Infos doch irgendwie her. 56. Zarah: "Die waren auf jeden Fall viel unterwegs, ich glaube, die haben auch ganz schön viele Abenteuer erlebt als Gruppe und sind immer von Gig zu Gig und hier ne neue Band und da ein neuer Track und neue Inspiration suchen, ich glaube, die haben schon viel erlebt und waren und waren überall und haben voll viel hinter sich und hatten voll viel Spaß." 57. Gudrun: "Medellin, das war. Man hat ja als Künstler, wenn man unterwegs ist, so einen Minder, der einem die Stadt zeigt, der war nett und konnte gut Englisch, es war einfach so toll zu sehen, er hat mir auch erzählt, dass er als Jugendlicher in Medellin nicht auf die Straße konnte, weil überall Schießereien waren und jetzt konnte man nachts im Park Schnaps trinken und da haben sie Sport gemacht, noch nachts. Weil es wirklich auch heiß ist und wie sich das so verwandelt hat die Stadt, das sie jetzt plötzlich sicher ist und wie sie das genießen, das war so schön zu sehen. Für die ist dieses sichere ein ganz großes Glück, das spürte man überall, das war wirklich toll." Erzähler: In der internationalen Indie-Musikwelt sind die drei immer noch Stars. Aber auch Fans. Von David Bowie zum Beispiel. 58. Bettina: "Ich bin so, nein, nicht schüchtern. Er ist mir mal vorgestellt worden in New York und da bin ich weggelaufen und dann war in Berlin beim Konzert und da wurde zum Mittagessen am nächsten Tag zu ihm eingeladen. Und da bin ich auch nicht hingegangen, weil, er ist ja für unsere Generation auch so Idol und ich möchte gern, dass meine Idole, Idole bleiben. Aber, ich war in Zürich und in dem Schlafzimmer, das hatte so ein großes Fenster und das war so kurz nach Mitternacht, vor dem Fenster war die Limmat und auf der anderen Flussseite schoss eine Rakete in die Luft und das war´s. Und dann war es ganz komisch, dann war ich so im Halbschlaf und auf einmal erscheint mir das Gesicht von David Bowie so ganz fröhlich und sagte: Don´t worry, I will be around for ever. Nächsten Morgen mach ich mein Computer an, Tang!, David Bowie tot. Meine letzte Platte Kolonel Silvertop setz ich mich auseinander , die Freunde, die ich verloren habe und die Leute die gestorben sind. Und ich hatte ein Konzert in Brüssel, ne in Antwerpen und da gab es die Colonel Silberkop straat und ich habe die Halle nicht finden können und dann kam doch die letzte Platte von David Bowie, wo er so tanzt und da habe ich gedacht: Das ist Kolonel Silvertop. Major Tom, Kolonel Silvertop." Musik Köster Kolonel Silvertop Erzähler: Alle drei reisen viel: Antwerpen, Tahiti, Thailand, New Orleans usw. 59. Gudrun: Mit Malaria waren wir früher immer in New York und das wurde dann, dann haben wir LA entdeckt, weil das so ganz anders war, auch ganz anders als Berlin und alle Städte, die ich so kenne weil Los Angelas durch die Präsenz der Filmindustrie, wird alles andere so in den Hintergrund gedrückt und die Musikszene kann sich da super gut entwickeln. 61. Zarah: "Ich bin wirklich impressed, ich finde es richtig cool, ich bin auch fast ein bisschen neidisch, dass die Zeiten nicht mehr wirklich existieren, man kann schon machen, aber es ist nicht das gleiche. Das war so ein Ära, da hat man es einfach so gemacht, damals als so viel noch nicht funktioniert hat und man keine Handys hatte und wo man gucken musste wo man bleibt, war noch ein bisschen spannender als sich einfach ein Zimmer bei Airbnb zu buchen oder Couch surfen zu gehen mit deinem Handy schnell online, also schon was anderes. Find ich cool, ja." Musik Gudrun 62. Gudrun: "Wir waren ja in Saudi Arabien letztes Jahr, in Jeddah, war irre toll, wir waren fünf Tage da und hatten vier Gigs. Wir mussten die Abaja mussten wir tragen, die mir sehr gut gestanden hat, wenn du raus gehst auf jeden Fall, aber es ist auch toll, denn es ist ja irre warm und du musst dir gar nichts unterziehen, du musst dir gar nicht Gedanken machen, was du eigentlich anziehst, weil du musst immer diese Abaja umhaben. Und du wirst nicht, von keinem angesprochen, es gibt ein paar Vorteile als Frau dort zu leben und sich zu verwirklichen ist natürlich eine Katastrophe." Erzähler: Gudrun Gut, Beate Bartel und Bettina Köster hatten das Zeug zum Star. 63. GBB: "Ich weiß, dass ich einmal einen Soundcheck verpasst habe mit Mania D und das wirft mir Beate immer noch vor und da bin ich auch ein bisschen traurig drüber, im Tempodrom und deshalb mussten wir als erstes spielen, weil wir den Soundcheck verschlafen haben. Da war Beate tierisch sauer. Weil ich habe alles getan über connection und wir haben auf dem berühmten Berliner Festival, wir hätten die beste Sendezeit, aber wir hätten eigentlich den Ideal-Sendeplatz gehabt Das wurde im Fernsehen übertragen, und dadurch, dass wir den Soundcheck verpennt haben ... wurden wir auf den ersten Platz zurückgesetzt und ich habe gefumet. Beate war sauer. Zurecht. Ob wir dann einen Erfolg wie Ideal ... Aber so waren wir einfach verbannt. Wir sind vom Hauptsendeplatz sind wir auf den Anfang, als Letzte Soundcheck fängste an, normales procedure, und damit waren wir aus dem Fernsehen raus. Wir waren aus, keine Ahnung. Einfach verpeilt. Ich war not amused, klar. Das ärgert mich jetzt immer noch ein bisschen." Erzähler: Es gab bei ihnen Höhen und Tiefen. Die Kosten der Freiheit sind manchmal immens. Darüber möchten sie auch nach vielen Nachfragen nicht sprechen. 64a Schröter/Beate "Gab es nicht mal eine dunkle Zeit, da ist mein Leben still gestanden? Nö, Nö es gab bestimmt schwieige Zeiten aber nie langweilige. Was waren das für Zeiten? Das ist privat. Bleibt privat." Erzähler: Sie sind nie richtig berühmt geworden Vielleicht wollten sie es auch nicht, weil ihnen die Bedingungen nicht passten. 65. Gudrun/Beate: "Wir haben ja nie so einen wahnsinnigen Durchbruch gehabt. Liegt es nicht auch daran, dass ihr dauernd die Bands und die Musikzusammenhängen gewechselt habt? Wenn man es wie Fehlfarben oder Einstürzende Neubauten ... Wir entwickeln uns natürlich andauernd weiter und gehen immer weiter, ob jetzt allein oder zusammen, zu neuen Grenzen, die gepiekst werden. Das freut aber das Konto nicht. Nein! Aber was hat Musik und Kunst mit dem Konto zu tun! Das mag so sein. Ich glaube, wir sind zu ungestüm. Wir sind alle Typen die das machen was uns Spaß macht. Wir waren zu unbequem. Männer konnten unbequem sein, jetzt wird es ja langsam etwas besser. Nur mal die Matador Experiance, da haben wir sehr lange ausgehalten, haben drei LPs die alle mehr missachtet wurden. Einmal mit Japanern, die dachten wir wären Bananarama und als sie mitbekommen haben sind wir nicht, das war ein langer, unschöner Prozess. Ich denke schon, dass man als Frau in der Branche, immer du nicht ansprechen wolltest, es ist doch da ein bisschen schwieriger. Weil man als Frau nicht richtig als Business-Partner wahrgenommen wird sondern als Sexobjekt." Erzähler: Sie haben sich durchgeschlagen. Auch durch die Krise der Musikindustrie ab der Jahrtausendwende, als Platten- und CD-Verkäufe in den Keller gingen. Für Abertausende von Popmusikern der Ruin. 66. Gudrun: "Das war natürlich auch hart tatsächlich. Ich habe das erst nicht so ernst genommen, weil ich dachte, das betrifft nur die Majors, weil die so viele Fehler gemacht haben, und nicht die Indies. Aber dann habe ich gemerkt wie plötzlich sämtliche Vertriebe zusammen fielen und bei mir die Insolvenzverfahren der Stapel immer höher wurde. Es war unglaublich, jede Woche kam ein neues, was ist denn hier los? Es war schlimm und da war bei mir so, zuerst dachte ich, das kriegen wir hin, da kam dann so ein leichter burn out Effekt, wirklich wo ich auch teilweise keine Lust mehr hatte ins Büro zu gehen, das alles macht keinen Spaß mehr. Es kostet mich nur noch Geld, weil alle frustriert sind, es war trostlose Stimmung." 67. Bettina: "ich was ja in New York geblieben nach einer Malaria Tour. Und da ging mir durch den Kopf, ich möchte meine Liebe zur Musik behalten und mich nicht nerven lassen durch `Ach kannst du nicht ein bisschen billiger spielen´ und `Yeah, we gave you that guarantee, but sorry ´ und dieses ganze Drum und Dran hat mich genervt und dann bin ich einfach auf die Idee gekommen, wenn ich Geld brauche, wo gibt es Geld? Bei der Bank. Und dann habe ich bei der Bank gearbeitet. Und dann habe ich im World Trade Center gearbeitet als Analyst. Ich bin Marktanalyst geworden. Es heißt, dass sich Bewegungen ausrechnen lassen durch das Verhältnis zwischen Gier und Furcht. Das klingt esoterisch. Ja, so habe ich dann Preisbewegungen in Schweinebäuchen, Öl, Gold, Silber, usw analysiert. Du hast in Aktien gehandelt Nein, nein, Schweinebäuche. Es gab einen Commodity trader W D Gann ..." Erzähler: William Delbert Gann nutzte Astrologie und antike Mathematik zur Berechnung der Börsenkurse. Trotzdem war er erfolgreich. Er starb 1955. 68. Bettina: "...und der hat massiv in dem Feld geforscht, auch Zyklenarbeit und der hat einiges veröffentlicht, aber auch 80 oder 90 % seiner Recherche vernichtet. Ein großes Rätsel, aber er ist bist heute der erfolgreichste Commodities Trader. Wir haben futures gehandelt, wir waren Spekulanten." Erzähler: Zuvor hat Bettina für eine schottische Putzagentur in New York Jalousien gereinigt und als Rezeptionistin in der Dancetaria gearbeitet, einem sehr hippen Club. 69. Bettina: "Wenn man einen guten Trade hatte, hat man schön viel Geld gehabt, aber nicht die Summen, um die es heute geht. Wenig wertvoller Markt. Regel für die Trader ist, man muss immer, wenn man einen Gewinn macht, damit man die Relation behält, muss man immer 5 Prozent des Gewinns auf den Kopf hauen. ich habe es ausgegeben für allen möglichen Blödsinn. 70a. Bettina: "ich war 1987 da, am 19. Oktober, als der Markt so abgestürzt ist. Aufregend, war wahnsinnig interessant. Ich kam zur Arbeit, sechs, halb sechs war der Arbeits morgens und da kam schon die Nachricht, dass einer unsere Floortrader in Chicago eine Herzbaracke hatte. Die Floortrader, die garantieren quasi die Summen, die da bewegt werden. Und was ganz interessant war, normalerweise, den Job den ich hatte, da macht man keine Mittagspause, aber da habe ich gesagt, ich geh mal runter in den Concourse im World Trade Center, da waren die Bankmaschinen, da war eine riesenlange Schlange von Brokern, die sonst immer so super cocky und wir sind die Größten, da durch liefen, die standen da alle total gebückt. Es hat sehr viele Leute ganz schwer erwischt. Mich nicht, ich war ja draußen aus dem Markt. So ein Tag wie der 19. Oktober, den haben ja nur die Leute erlebt, die 1929 an der Börse waren." Erzähler Ein bisschen spekuliert Bettina Köster noch heute: Beate dagegen hat heute eine kleine Galerie in England. 71. Beate: "Auf alle Fälle machen wir seit 2014 in Hastings eine kleine Galerie, die nennt sich Trinity seven, T7. Wir verkaufen auch, wie du siehst, ich kaufe auch gerne selber. Das ist doch dufte, wenn du selber, dann kannst du von vorne herein sagen: das hätte ich aber gern. Erzähler: Früher war Beate die Managerin bei der Drei. Heute ist es Gudrun. Sie organisiert das Bandprojekt "Monika Werkstatt" und das Label "Monika Enterprise". 72. Gudrun: "Bei Monika Werkstatt und auch bei deinem Label, das ist ja fast alles nur mit Frauen. Ist das jetzt Marketing oder Politik? Das ist Marketing und Politik. Weil ich für die Gleichstellung der Frau bin und ich grade in der Musik, in der Nische Musik und Popkultur, die ja eigentlich eine progressive Kulturform sein sollte, dass genau die unheimlich Männer dominiert ist. Ich bin ja Mitglied bei female pressure ..." Erzähler: Netzwerk für weibliche und transgender Elektro-MusikerInnen. 73. Gudrun: "... weil wir uns gewundert haben warum spielen wir nicht auf diesem Festivals und wieder nur die ganzen Jungs? Es wirklich so, dass es höchstens 10 Prozent weiblicher Beteiligung ist bei allem, bei Label, auch Journalisten, in der Musikbranche und es ist für mich politisch, wenn ich da einen Ausgleich schaffe. Und Marketing, man sagt immer, wenn man ein Business gründet, muss man eine Nische finden und das war eine klare Nische Ich kenn halt unheimlich viel gute weibliche Künstler in der Elektronik, zusammen was macht Weil Frauen auch oft in der Musikbranche so angesehen werden, als wären sie nur die Sängerin und das Frau auch im Studio arbeitet und das Musik Arbeit ist." Erzähler: Anfang der 1980er Jahre haben viele Künstler angefangen ihr eigenes Ding zu machen. Punkrock, Do it yourself, Einige haben durchgehalten, andere kommen nach einer langen Pause zurück als Legenden. In Deutschland "Palais Schaumburg" oder "Der Plan", und international die Riot- girl-groups "Sleater Kinney" oder "Bikini Kills". Das wird belohnt. 74. Gudrun: "Bei mir ist es so, dass ich noch nie so viel Geld verdient habe wie im Augenblick." 75. Gudrun/Bettina: Ich hatte ein tolles Erlebnis in Rumänien, da kam ein relativ junges Mädchen, 19, 20, hat mit mir ein Interview gemacht für ein fanzine, die sich als totaler Mania D-Fan geoutet hat, die haben auf Youtube die Fashion Show, die haben das nachgestellt, die haben sich das so zusammen gereimt und haben die Fashion Show mit den Spiegeln auf dem Teufelsberg haben die nachgestellt. ich fand das verrückt, wie das heutzutage das noch junge Mädchen beeindrucken kann. Es hat was gemacht, es ist nicht spurlos." Zitatorin: All-Girl-Underground 1980 Die Frauen der Punkband Mania D. 76. Lorenz/Gudrun Wann wurde das letzte Mal Musik von euch im Radio gespielt? Gestern. Wo? Keine Ahnung. Wir sind ja auf der ganzen Welt am Start." Zitatorin Feature von Lorenz Schröter Es sprachen: Ton und Technik: Regie: Redaktion Klaus Pilger Produktion: Deutschlandfunk 2020. Zur Ursprungsbesetzung der Band Mania D. gehörten neben Bettina Köster, Gudrun Gut und Beate Bartel auch Karin Luner und Eva Maria Gößling. --------------- ------------------------------------------------------------ --------------- ------------------------------------------------------------ 21