Album von Angus Stone mit Dope Lemon

Die australische Variante des Slackers

06:10 Minuten
Der australische Sänger Angus Stone steht auf einer Bühne und singt in ein Mikrofon, um seinen Kopf ist Dampf.
Alle Instrumente selbst eingespielt: Bei einer langen Jamsession in einer Ranch im australischen Outback produzierte Angus Stone sein neues Album. © Imago / Zuma Press / Oscar Gonzalez
Von Juliane Reil · 16.07.2019
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Angus Stone ist vor allem durch Folkpop-Projekt bekannt. Unter dem Pseudonym "Dope Lemon" zeigt der Australier eine andere Seite von sich, die an einen coolen Müßiggänger erinnert. Der Slacker bei ihm bleibt jedoch eine leere Pose.
Wenn Angus Stone mit seiner Schwester Julia performt, spielen sie Folkpopsongs mit Lagerfeuercharme und Akustikgitarre. Die Geschwister singen über Liebe, Herzschmerz und Familienzusammenhalt.
Der bärtige Beau von Down Under kann jedoch auch auf dreckig und abgerissen machen, wenn er will. Dafür hat er sein Nebenprojekt "Dope Lemon". Das ist elektronischer Folkrock, bei dem der Australier tiefenentspannt klingt, als ob er mit der Kippe im Mundwinkel in der Hängematte liegt. Mit dem Titel für das neue Album "Smooth Big Cat" hat es eine besondere Bewandtnis, wie er sagt.
"Er ist ein fiktiver Charakter, den ich mir für den gleichnamigen Song auf der Platte ausgedacht habe", erzählt Angus Stone. "‘Smooth Big Cat‘ ist einer dieser coolen Typen, die sich nicht vom Wahnsinn in der Welt beeindrucken lassen. Er taucht dann auf, wenn Du vergessen willst, was da draußen los ist. Bis spät in die Nacht ist er unterwegs, trinkt Whisky und hört alte Platten. Er ist einer dieser Typen, die Du von Zeit zu Zeit brauchst, damit sie Dir eine neue Sichtweise auf die Welt eröffnen. In der Zeit, als das Album entstand, wurde die Figur zu einer Art Symbol für die Platte."

Hinter einem Nebel aus Zigarettenrauch und Whisky

Die zehn Songs auf "Smooth Big Cat" transportieren ein Lebensgefühl, das wie die australische Version des "Dolce far niente" – das süße Nichtstun – wirkt. Das spiegelt sich auch inhaltlich wider: Es passiert wenig. Die Songs plätschern unaufgeregt vor sich hin, die Haltung ist zurückgelehnt. Dabei klingt die tiefe Stimme von Stone oftmals wie gehaucht. Manchmal geradezu wohlig-benommen. Als ob sie hinter einem dicken Nebel aus Zigarettenrauch, Whisky und anderen Betäubungsmitteln liegen würde. Drogen – von Alkohol bis Kokain – sind auch immer wieder in den Songtexten auf der Platte ein Thema.
"Ich habe die Kokainflamme in meinem Hirn", singt der 32-Jährige. Wer das als Drogenverherrlichung liest, missversteht ihn jedoch. Stone spricht nicht von der zerstörerischen Kraft von Drogen, sondern wie sie ein Zugang zur eigenen Kreativität sein können, wie er sagt.
Es geht darum loszulassen und offen zu sein. Das war auch wichtig für den Entstehungsprozess des neuen Albums. Als der Musiker mit seiner Schwester von einer ausgedehnten Welttour kam, sperrte er sich spontan in sein eigenes Studio auf seiner Ranch im australischen Outback ein. Ohne Plan schaute er einfach, was passierte, und spielte jedes Instrument selbst ein.
"Es war cool, weil ich mich einfach auf eine neue Situation eingelassen habe", berichtet Angus Stone. "Bei früheren Platten hatte ich immer verschiedene Leute, die die verschiedenen Instrumentalparts einspielten. Dieses Mal habe ich das selbst gemacht. Das war besonders für mich, weil ich mich an den unterschiedlichen Instrumenten wirklich selbst ausdrücken konnte – am Klavier, am Schlagzeug, an der elektrischen und an der akustischen Gitarre und am Bass. Zum Schluss habe ich dann gesungen und die Texte geschrieben. Der ganze Prozess hat einfach Riesenspaß gebracht."

Das Rebellische hat sich überlebt

"Smooth Big Cat" wirkt zwar wie die Musik eines Slackers. Allerdings ist sie kein politisches Statement, wie Angus Stone betont. Mit seiner Verweigerungshaltung gegenüber der Leistungsgesellschaft hatte der Slacker jedoch ursprünglich einmal etwas sehr Rebellisches. Möglicherweise hat sich die Figur mittlerweile überlebt.
Das Album ist eine nette Sommerplatte, die lediglich mit der Attitüde des Slackers spielt. Darüber hinaus hat das Album keine Aussage. Das ist legitim. Angus Stone ist damit zufrieden. Bei ihm wird die Idee des Slackers ad absurdum geführt: Er ist sich selbst genug.
"Ich höre Musik, um fortgetragen zu werden. An einen anderen Ort. Wir benutzen Musik doch oft als Flucht an einen anderen Ort wie im Traum", sagt Angus Stone. "Wenn ich diese Platte höre, passiert genau das: Ich werde fortgetragen."

Im Herbst kommt der Angus Stone für vier Konzerte nach Deutschland:

Berlin: Huxleys; Dienstag, 17.9.2019

Hamburg: Reeperbahn Festival; Mittwoch, 18.9.2019

Köln: Live Music Hall; Freitag, 20.9.2019

München: Muffathalle; Samstag, 21.9.2019

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